Robert Nehring hat nicht viel von Marcel Proust gelesen, stellt aber ebenfalls gern viele Fragen. Interessanten Persönlichkeiten aus dem Büroumfeld schickt er auch schon mal einen Fragebogen. Diesmal antwortete Kay Mantzel von Microsoft.
ARBEITEN
1. Bitte beschreiben Sie Ihren Arbeitsplatz.
Mit welchem fange ich denn an? „Den einen“ Arbeitsplatz habe ich nämlich gar nicht. Zum einen, weil in unserer Deutschlandzentrale in München-Schwabing niemand einen festen Schreibtisch hat und sich alle Mitarbeiter aufgabenbezogen den besten Platz suchen. Zum anderen, weil bei uns Vertrauensarbeitszeit und auch -ort fest in der Betriebsvereinbarung verankert sind. Ich bin also an vielen Tagen gar nicht im Office. Dann ist mein Arbeitsplatz auch mal im Café oder in der Flughafen-Lounge, an einem freien Tisch beim Kunden oder einfach mein Smartphone. Im Office in Schwabing sitze ich meist in der „Share & Discuss“-Zone. Das ist eine unserer vier Zonen im „Smart Workspace“, die wir gemeinsam mit dem Fraunhofer IAO entwickelt haben. Sie bieten für verschiedene Herausforderungen im Arbeitsalltag die passende Umgebung – zum Beispiel Ruhe für konzentriertes Arbeiten oder offene Loungemöbel für den Austausch in Gruppen.
2. Wie kommen Sie zur Arbeit?
Das kommt darauf an, wo ich arbeite – in unser #OfficemitWindows fahre ich meist mit dem Fahrrad. Aber der direkteste Weg „zur Arbeit“ ist ortsunabhängig die Outlook– und Microsoft Teams-App.
3. Wo arbeiten Sie am liebsten?
Das ist tagesformabhängig. Ich mag vor allem, immer wieder an unterschiedlichen Orten zu arbeiten – zu Hause, unterwegs und im Büro halten sich da die Waage. Zu Hause arbeite ich immer dann, wenn ich keine Termine habe, die meine persönliche Anwesenheit erfordern – der Arbeitsweg ist kurz und ich bin bei meiner Familie. Dagegen bietet unser Office in München-Schwabing große Flexibilität, Raum für den Austausch mit tollen Kollegen sowie vielen Kunden, die alles über den Modern Workplace bei Microsoft erfahren wollen. Außerdem punktet das Büro mit sehr leckerem Kaffee in der Digital Eatery im Atrium.
4. Wo würden Sie am liebsten arbeiten?
Am liebsten arbeite ich immer woanders. Der Tisch vor meinem Campingbus in den Bergen steht aber wohl ganz oben auf der Liste meiner Lieblingsarbeitsplätze – in Kombination mit einer Runde Mountainbike im Anschluss.
5. Wann beginnt ein normaler Arbeitstag bei Ihnen, wann ist Schluss?
Das kann man so genau nicht sagen: Bei Microsoft leben wir den #worklifeflow, die selbstbestimmte Gestaltung der Arbeitszeit mit fließenden Übergängen zwischen Arbeit und Privatem – deshalb kann es auch gut sein, dass ich gegen 15 Uhr Feierabend mache und meinen Arbeitstag noch mal gegen 20 Uhr fortsetze. Auf diese Weise habe ich die Möglichkeit, Privates und Berufliches miteinander zu vereinbaren.
6. Wie viele E-Mails erhalten Sie im Schnitt pro Tag?
Ich kann keine konkrete Zahl nennen, einige sind es schon. Wobei das deutlich weniger geworden sind, seitdem wir Clutter zur intelligenten Organisation des Posteingangs und Microsoft Teams für schnelle Abstimmungen und das Teilen von Informationen und Dokumenten nutzen – das reduziert das Mail-Chaos!
7. Wie viele Stunden arbeiten Sie im Schnitt pro Woche?
Gute Frage – durch Vertrauensarbeitszeit und den #worklifeflow ist es gar nicht so leicht, das zu beziffern. Manchmal skizziere ich neue Projekte, während ich mich mit dem Mountainbike den Berg hoch quäle – da ist die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit sehr verschwommen. Grundsätzlich kann man sagen, dass ich viel in Wellen arbeite: In Hochzeiten sind es auch mal 50 Stunden die Woche. Zwischen den Projekten oder im allseits bekannten „Sommerloch“ ist es dann wieder weniger. So gleichen sich die Arbeitszeiten über das Jahr aus und ich lande bei einer ganz normalen 40-Stunden-Woche. Allerdings finde ich es schwierig und ehrlich gesagt auch nicht sinnvoll, akribisch zu tracken, wie viel Zeit letztlich privat und wie viel beruflich war. Das Wichtigste ist, zufrieden zu sein und gesetzte Ziele auch zu erreichen – sowohl im Privat- als auch im Arbeitsleben.
8. Wie viele Stunden arbeiten Sie im Schnitt pro Woche konzentriert allein?
Mein Alltag besteht vor allem aus Kommunikation: mit den Kollegen an anderen Microsoft-Standorten weltweit, Kunden, Dienstleistern und Partnern. Welchen Anteil konzentrierte Stillarbeit pro Woche ausmacht, lässt sich da schwer sagen – insgesamt einen eher geringeren.
9. Wie viele Stunden verbringen Sie im Schnitt pro Woche in Meetings?
Telefonkonferenzen, Skype-Meetings, Austausch im Team, Kunden- und Partnertermine – in einem internationalen Unternehmen mit Kollegen rund um den Globus, das interdisziplinäre Zusammenarbeit stark fördert, kommen schon einige Stunden in Meetings zusammen.
10. Wie kommunizieren Sie am meisten: Face-to-Face, per Telefon, E-Mail, oder Chat?
Wahrscheinlich etwa zu gleichen Teilen Face-to-Face und per Telefon, bzw. in unserem Fall via Skype for Business. E-Mail ist inzwischen nicht mehr unter meinen Top-3-Kommunikations-Tools. Stattdessen sind Chats, vor allem in Microsoft Teams, aus meinem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken – gerade für die Abstimmung mit Kollegen in anderen Zeitzonen ist das am einfachsten und schnellsten.
11. Wie stellen Sie sich Büros 2025 in Deutschland vor?
Ich glaube, dass wir bis dahin immer weniger herkömmliche Büros sehen werden. Ob in der Cloud zu Hause oder einem Coworking-Space in der Peripherie – Arbeit wird immer ortsunabhängiger. Coworking ist aus meiner Sicht ein Zukunftsmodell für den modernen Arbeitsplatz. Schon bald werden entsprechende Räume nicht nur in Großstädten, sondern beispielsweise auch im Speckgürtel größerer Orte entstehen. Darüber hinaus bin ich überzeugt, dass der Modern Workplace im Jahr 2025 deutlich smarter sein wird, beispielsweise durch die Integration von künstlicher Intelligenz in unseren Arbeitsalltag. Und hoffentlich auch noch diverser.
12. Die drei größten Herausforderungen für die Bürowelt?
Digitale Transformation mit der notwendigen Datensicherheit, eine Veränderung der Arbeitskultur inklusive des Abbaus von Wissenssilos sowie moderne Lösungen zur Gestaltung des Arbeitswegs.
13. Smart Office: Die digitale Vernetzung in der Bürowelt …
… wird durch die Cloud einfacher.
14. New Work bedeutet für mich …
… einen Dreiklang aus Raum, Technologie und Mensch: Traditionelle Bürokonzepte passen nicht mehr in unsere vernetzte Arbeitswelt. Darum müssen wir Räume schaffen, die den individuellen Anforderungen der Mitarbeiter gerecht werden und die richtige Umgebung für die tagtäglichen Herausforderungen bieten. Genauso braucht es Technologien, die Kommunikation und Wissenstransfer erleichtern, individuelle Produktivität fördern und Kollaboration vorantreiben. Im Mittelpunkt steht dabei immer der Mensch. New Work ist selbstbestimmte und flexible Arbeit – und kann damit von jedem Mitarbeiter ganz individuell ausgestaltet werden. Wie unsere Interpretation von New Work aussieht, zeigen unsere Deutschlandzentrale mit „Smart Workspace“-Konzept sowie die Prinzipien Vertrauensarbeitszeit und -ort – für eine Emanzipation der Arbeit von Zeit und Raum.
15. Coworking halte ich für …
… ein Modell, das uns in Zukunft noch viel mehr als räumlich dezentrale Firmenkultur begegnen wird. Es ist extrem vielfältig, da es Kommunikation über Organisationsgrenzen hinweg ermöglicht, dezentrale Hubs schafft und nicht zuletzt auch einen Arbeitsplatz bietet, wenn ich weder zu Hause noch im Büro arbeiten möchte.
16. Ergonomie angesichts des Wandels der Bürowelt …
… verlangt nach neuen Konzepten, die diesem gerecht werden. Auch im Home-Office oder ohne festen Arbeitsplatz muss ergonomisches Arbeiten gewährleistet sein – wobei ein steter Wechsel zwischen unterschiedlichen Arbeitsumgebungen (vom Sessel zum Schreitisch, zum Stehpult usw.) Rückenleiden am besten vorbeugt.
17. Der Generation Y rate ich …
… der Generation Z ein gutes Vorbild zu sein, denn gute Arbeit ist keine Frage der Generation, sondern der inneren Einstellung. Jeder von uns kennt eine/n 25-Jährige/n, die oder der jetzt schon „weiter“ ist, als wir es jemals sein werden. Dennoch: Lernt euer Handwerk und findet mit digitalen Technologien neue, kreative Wege – und habt keine Scheu, Fehler zu machen.
18. Drei Lieblingsprodukte der eigenen Firma?
Wenn Office 365 als eines zählt, habe ich eigentlich schon die ganze Palette abgedeckt. In meinem Alltag spielen vor allem Skype for Business und Microsoft Teams als Komponenten von Office 365 eine große Rolle. Mit dieser Kombination habe ich alles, was ich für die tägliche Arbeit brauche – immer auf dem neusten Stand, auf jedem Gerät (da kommen mit Surface Book und Surface Hub meine anderen Lieblingsprodukte) und von überall aus verfügbar.
19. Diese drei Konkurrenzprodukte sind auch nicht zu verachten:
Trello, Prezi und Lenovo X1 Yoga.
20. Die größten Fehler Ihrer Branche sind …
… zu sehr in Silos zu denken und andere Unternehmen als Konkurrenz zu begreifen, statt zu kooperieren und Synergien zu nutzen.
21. Woran arbeiten Sie gerade?
An 50 Fragen über meine Arbeit und mein Leben. Diese Aufgabe ist schwieriger als gedacht.
22. Was inspiriert Sie?
Neue Ideen und die Menschen dahinter – Satya Nadellas Vision des „Hit Refresh“ gehört dazu. Es gibt auch sehr inspirierende Projekte, beispielsweise Seeing AI, das blinden und sehbehinderten Menschen ihre Umgebung beschreibt. Oder das Projekt Emma, ein digitaler Stift, der die typischen Zitterbewegungen von Parkinson-Erkrankten ausgleicht und ihnen somit das Schreiben oder Malen wieder ermöglicht.
23. Ihre beruflichen Ziele bis 2020?
Wir leben in einer Welt des „Learn it all“, nicht des „Know it all“. Daher ist mein Ziel keine konkrete, neue Rolle, sondern vielmehr, mich konstant weiter zu entwickeln und zu lernen.
24. Ihre persönlichen IT-Klassiker für den Bürobereich?
Ganz klar: Microsoft Word, Excel und PowerPoint.
25. Worauf kommt es bei guten Office-IT-Lösungen an?
Zunächst kommt es auf die leichte und intuitive Bedienung sowie die plattformunabhängige Verfügbarkeit auf verschiedenen Geräten an. Darüber hinaus ist natürlich auch die Funktionalität wichtig – gute Lösungen sollten intelligente Features enthalten, die unseren Arbeitsalltag erleichtert, und sie sollten die Zusammenarbeit im Team einfacher machen. Die Basis für gute Office-Tools bilden Datensicherheit und Zuverlässigkeit.
26. Ihr größter beruflicher Erfolg?
Das ist kein einzelnes Ereignis, erfolgreiches Projekt oder etwa eine Beförderung, sondern der Weg, den ich bis zu meiner jetzigen Position als Experience Lead gegangen bin. Das Erfolgreiche daran ist für mich, dass ich immer Arbeit und Themen verfolgt habe, die mir Spaß machen – so ist mein Job bei Microsoft letztlich aus eigener Motivation entstanden und damit wie für mich geschaffen.
27. Der größte Misserfolg.
Einen Chef bzw. eine Chefin zu haben, die ich nicht managen konnte – kurze Leine taugt bei mir nicht.
28. Xing oder LinkedIn?
LinkedIn.
29. Capital oder BusinessPunk?
Sowohl als auch – um gut informiert zu sein, braucht es mehr als eine Quelle.
30. Home-Office oder Coworking-Space?
Beides: immer so, wie ich es grade brauche. Nächste Woche arbeite ich zum Beispiel aus einem Coworking-Space im Heimatort meiner Frau – besser lassen sich Familie und Arbeit nicht verbinden.
LEBEN
31. Was würden Sie als „König von Deutschland“ zuerst ändern?
Internet-Flatrate für jedermann – als „Digitales Grundeinkommen“.
32. Was würden Sie gern können?
Richtig gutes Bier selber brauen.
33. Wo würden Sie am liebsten leben?
#HomeIsWhereYouParkIt: unterwegs in meinem Bus.
34. Wobei können Sie gut entspannen?
Beim Mountainbiken – berghoch habe ich Zeit zum Nachdenken und bergab wird der Kopf so richtig fei.
35. Ihr ursprünglicher Berufswunsch?
Ui – da kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern. Rückblickend betrachtet war das vermutlich Cowboy.
36. Ihre Hauptcharaktereigenschaften?
Neugierig und ungeduldig. Bei Dingen, die ich nicht ändern kann, völlig entspannt.
37. Ihre Hobbys oder Leidenschaften?
Wie man sicher schon bemerkt hat: Mountainbiking und Neues entdecken.
38. Ihre drei Dinge für die einsame Insel?
Wenn meine Frau und meine 5-jährige Tochter mit dabei sind, ist keine Insel mehr einsam. Dazu wäre ein Grill noch toll.
39. Ihre Lieblingskünstler?
Ich mag die Fotografien von William Eggleston und Peter Granser und Musik mit J: Jamiroquai, Jack Johnson, Jan Delay und Joachim Pastor.
40. Ihr Lieblingsbuch?
Mein Lieblingsbuch ist meist das, was ich gerade lese. Insgesamt hat mich die Jahrhundert-Trilogie von Ken Follett stark gefesselt.
41. Ihr Lieblingsgericht?
Es geht nichts über eine richtig schöne Brotzeit.
42. Ihre Lieblingsweisheit?
„Gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“
43. Ihr Lebensmotto?
Paradise is just a state of mind.
44. Der Sinn des Lebens …
Da fragen Sie lieber Richard David Precht, dessen Ideen, Thesen und Visionen ich sehr schätze.
45. Merkel oder Schulz?
Hat sich die Frage in der Zwischenzeit nicht erledigt? Und Vorreiter der digitalen Transformation sind beide leider nicht.
46. Bayern oder Dortmund?
Nur der HSV – auch wenn wir vom Büro aus fast die Allianz Arena sehen können. Und ja: es sind schwere Zeiten …
47. Beatles oder Stones?
Wie gesagt: Musik mit J.
48. Bier oder Wein?
(Craft-)Bier.
49. Strand oder Berge?
Berge – sonst würde ich wohl noch in Hamburg wohnen.
50. Und Ihre Uhr: analog oder digital?
Die Antwort ist leicht: digital natürlich.
![]() Kay Mantzel
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