Robert Nehring hat nicht viel von Marcel Proust gelesen, stellt aber ebenfalls gern viele Fragen. Interessanten Persönlichkeiten aus dem Büroumfeld schickt er auch mal einen Fragebogen. Diesmal antwortete: Burkhard Remmers von Wilkhahn.
ARBEITEN
1. Bitte beschreiben Sie Ihren Arbeitsplatz.
In der Firma sitze ich in einer Ecke unseres Marketingbüros. Die Arbeit selbst ist weitestgehend papierlos, aber hinter mir und neben mir habe ich noch 20 laufende Meter Schrankfächer, die mit Archivakten und vor allem mit Büchern gut gefüllt sind. Mein Schreibtisch ist 90 x 180 cm groß und elektrisch bis zur Stehhöhe verstellbar. Ich arbeite auf einem AT-Bürostuhl mit erhöhter Sitzposition. Dadurch wechsele ich sehr häufig zwischen Sitzen, Stützen und Stehen. Mein Rechner ist ein Laptop, das ich immer dabei habe. Im Büro klinke ich es in die Docking-Station ein, dann ist es automatisch mit der separaten Tastatur und einem großen, zweiten Monitor verbunden. Auch schon vor Corona-Zeiten hatte ich oft zu Hause gearbeitet, wenn ich größere Arbeitspakete zu erledigen hatte, für die ich ein paar Stunden am Stück ungestört sein wollte. Mein Arbeitsplatz ist dort ein 24 Jahre alter Logon-Tisch mit wunderschöner Linoleum-Platte, der große Räder hat. Das Kopier- und Scangerät sowie die ganze Netzwerktechnik sind auf einem mobilen Confair-Server untergebracht. So bleibt der Tisch frei von Installationen – und ergänzt bei größeren Feiern meinen Esstisch. Mein geliebter Modus-Arbeitsstuhl ist ebenfalls schon 24 Jahre im Einsatz.
2. Wie kommen Sie zur Arbeit?
Ich lebe in Hannover. Das ist für mich super, weil ich relativ viel in Deutschland unterwegs bin und zu Fuß in 15 Minuten am Hauptbahnhof sein kann. Morgens nach Berlin, Köln, Stuttgart oder München und abends wieder zurück – das ist dadurch gut machbar. Um ins Büro zu kommen, bin ich dagegen aufs Auto angewiesen. Wilkhahn wurde in einem kleinen Dorf bei Bad Münder gegründet und ist immer noch dort zu Hause. Es gibt Öffis. Die Fahrt mit S-Bahn und selten fahrendem Bus ist aber ziemlich mühsam und unflexibel. Also sitze ich 40 Minuten je Strecke im Auto. Weil ich immer gegen den Strom fahre – morgens raus aus der Stadt und abends rein –, funktioniert das meistens ohne Stau.
3. Wo arbeiten Sie am liebsten?
Das hängt davon ab, was zu tun ist. Fokussiert kann ich am besten zu Hause arbeiten. Weil ich zu wenig Selbstdisziplin habe, um regelmäßig Pausen zu machen und rechtzeitig aufzuhören, merke ich aber immer erst zu spät, dass ich es übertrieben habe. Nach mehreren Tagen im Home-Office fehlen mir die sozialen Beziehungen, die zufälligen Gespräche und der Flurfunk. Ich brauche die echten Begegnungen – und bin gar kein Fan von E-Mail-Kommunikation. Wo ich ebenfalls wunderbar arbeiten kann, das ist im Ruhewagen der Bahn und dort am liebsten im offenen Bereich. Ich kann alles um mich herum ausblenden und schaffe richtig viel weg.
4. Wo würden Sie am liebsten arbeiten?
Der Blick ins Grüne und in die Ferne ist wichtig – und den habe ich sowohl in meiner Dachwohnung in Hannover als auch im Büro. Wilkhahn liegt ja ganz malerisch im Deister-Sünteltal, das als Naherholungsgebiet von Hannover zum Wandern einlädt. Ich weiß gar nicht, ob es Berge oder Meer sein müssen – Hauptsache ist für mich, dass ich die Fenster aufmachen, die Vögel zwitschern hören und abends raus kann, um mich auch körperlich auszupowern.
5. Wann beginnt ein normaler Arbeitstag bei Ihnen, wann ist Schluss?
Ich stehe eigentlich immer um 6:15 Uhr auf – außer ich habe einen Termin in Deutschland, für den ich ganz früh mit dem Zug los muss. Ansonsten verlasse ich gegen 7:15 Uhr das Haus in Richtung Firma oder mache mich zu Hause an die Arbeit. Im Büro endet der Arbeitstag meist zwischen 18:00 und 19:00 Uhr, zu Hause kann es auch schon mal länger gehen.
6. Wie viele E-Mails erhalten Sie im Schnitt pro Tag?
Viel zu viele – es sind zwischen 80 und 120. Dabei ist trotz professionellen Spam-Filters natürlich viel Datenmüll, weil meine E-Mail-Adresse auf der Website angegeben ist. Und die Unart, bei internen Mails ganz häufig in Kopie gesetzt zu werden, ohne Angabe, was denn nun zu tun ist, lässt sich auch bei uns nicht abstellen. Das Medium wird leider häufig auch dann eingesetzt, wenn ein persönliches Gespräch oder zumindest ein Telefonat viel zielführender wäre. Ich kenne keinen einzigen Fall, in dem ein Problem per Mail gelöst wurde, aber sehr viele Fälle, in denen Probleme durch E-Mails eskaliert sind. Marshall McLuhans Erkenntnis aus den 1960er Jahren, dass „das Medium die Botschaft“ ist, hat noch immer wenig Konsequenzen im Alltag gezeitigt.
7. Wie viele Stunden arbeiten Sie im Schnitt pro Woche?
Das darf ich gar nicht verraten, sonst steht gleich der Arbeitsschutz auf der Matte. Lassen Sie es mich so sagen: 48 Stunden sind die Regel und dann kommt noch das Hobbypensum dazu. Ich bin in der privilegierten Situation, dass sich bei mir Job und persönliche Neigung sehr stark verbinden.
OFFICE ROXX plus
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