Dienstleistungen und Verkäufe werden in Zahlen erfasst. Schwieriger ist die Einordnung menschlicher Emotionen. Im dritten Teil seiner Kolumne zeigt Stefan Häseli Grenzen bei der Erfassung des Wohlfühlens auf.
Die Bürokommunikation hat eigene Regeln und Gesetze. Abbildung: Pixabay
Hannes muss ein Konzept zur „Messbarkeit von Soft-Factors und sozialen Zielen“ erstellen. Ein Auftrag, der auch privaten Nutzen bringt. Wie oft musste er seiner Frau schon erklären, dass er durchaus Gefühle habe, sie aber vielleicht nicht immer zeigen könne.
Er kennt die Fragestellung aus der Personalzufriedenheitsmessung. Mit einer Skala von eins bis zehn beantwortet man die Frage: „Wie wohl fühlen Sie sich an Ihrem Arbeitsplatz?“ Aber ob dies vergleichbar ist? Jeder hat wohl andere Maßstäbe. Für den einen ist acht hoch, für den anderen ist sechs nicht weniger hoch. Hannes kommt nicht vorwärts. „Manchmal hilft eine Pause“, denkt er und geht für das Mittagessen zum Italiener. Eine Pizza und ein halber Liter Montepulciano – das kann nur anregen. Lorenzo empfängt ihn herzlich: „Ciao Amico, come stai? Eine schöne Platz für unsere Scheffe?“ „Gerne“, antwortet Hannes und blättert durch die 150 Sorten Pizza und 140 Pastagerichte. „Ich nehme Pizza Prosciutto mit einer Zusatzportion Pilze, voraus einen kleinen Salat, Wasser und einen halben Liter Montepulciano.“ Lorenzo schaut ihn entgeistert an. „Sie mir sagen Numero bei die Essen, sonst kann ich nicht eintragen in Bestellung.“ Leicht enerviert formuliert Hannes sein Bedürfnis in chiffrierter Form. „Ich möchte Pizza 141 mit einer Extraportion neun, voraus 53 mit Sauce Nummer drei. Als Getränk bringen Sie mir 14 und einen halben Liter 311.“ „Perfetto così, ich bringen gleich“, erwidert der charmante Kellner.
Nach genossenem Mahl geht’s ans Zahlen. Lorenzo steht mit Touch-Gerät und Eingabestift vor ihm. Hannes rezitiert seinen Verzehr. „Ich hatte 141 inklusive neun, dazu 53 mit drei, 311 und 14.“ Lorenzo lässt in sportlichem Staccato seinen Stift über das Gerät tanzen. Das macht 19,90 Euro. Hannes legt einen 20-Euro-Schein hin und schenkt ihm die zehn Cent für die durchschlagende Idee. Mit triumphierender Miene kehrt Hannes ins Büro zurück und setzt sich voller Tatendrang und Rotwein an das noch immer leere Word-Dokument.
„Sich wohlfühlen“ soll mit klar messbaren Parametern nachzuweisen sein. Er findet dazu einen Artikel in einer Ärztezeitschrift: Der Wohlfühl-Koeffizient zeigt sich unter anderem in einem idealen Blutdruck. Er will dies mit Angaben über Atemfrequenz, Körpertemperatur und Adrenalinspiegel verbinden. Sich wohlfühlen heißt: Blutdruck 120/80 mmHg, rund 20 Atemzüge pro Minute und Adrenalin bis höchstens 110 nmol/Tag. Gleichzeitig darf die Körpertemperatur weder tiefer als 36,3 noch höher als 37,4 Grad sein. Hannes hat das Konzept gefunden. Ein ärztlicher Kurzcheck macht „sich wohlfühlen“ messbar.
Hannes schreibt und schreibt, da reißt ihn ein Anruf aus der Arbeit. Seine Frau. „Wo bleibst du?“ „Ich bin noch im Büro.“ „Was glaubst du, wie ich mich fühle, wenn ich zu Hause stundenlang auf dich warte?“ „Wie du dich fühlst? Auf einer Skala irgendwo zwischen zwei und acht. Wenn du mir deine Körpertemperatur durchgibst, kann ich deine Frage beantworten“, gibt Hannes gut gemeint zurück. „Vergiss es! Bleib wo du bist – ich mache mir einen schönen Abend.“ Und hängt auf. Nun ja, das Konzept ist wohl nur fürs Büro geeignet.
Stefan Häseli ist Autor, Trainer
und gefragter Keynote-Speaker.
Außerdem ist er Gründer
und Inhaber der
Atelier Coaching & Training AG.
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