In einem niederländischen Modellprojekt von Künstlern und Architekten wird über Büros ohne Sitzgelegenheiten nachgedacht. Gedanken dazu hat sich auch Dr. Sebastian Klöß gemacht. Und er hätte da noch weitere Ideen.
Wie ein großer grauer Felsen mit Furchen, Spalten, Spitzen, Erhebungen und Ebenen breitet sich die Installation im Kunstraum Looiersgracht 60 in Amsterdam aus. Die Künstlerin Barbara Visser und RAAAF (Rietveld Architecture-Art-Affordances) haben sie entworfen und ihr den programmatischen Titel „The End of Sitting“ gegeben. Sie soll nämlich nichts Geringeres sein als ein Anstoß, grundlegend neu über unsere Arbeitsumgebungen nachzudenken – ohne immer von Tisch und Stuhl als Quelle jeder Büroplanung auszugehen, um die alles andere gruppiert wird. Einschließlich unserer selbst, die wir einen Großteil des Arbeitstages sitzend verbringen. Mit all den negativen Folgen für uns.
Was geht?
Morgens ins Büro kommen und sich erst einmal hinsetzen? Das klappt in der Bürofelslandschaft nicht. Unterlagen vor sich auf dem Tisch ausbreiten? Auch nicht. Kaffeetasse abstellen? Könnte gehen. Bildschirm aufbauen? Keine Chance. Indem ich über diese Dinge nachdenke, stecke ich aber schon wieder im alten Denken fest. Wenn man die Kunstinstallation anschaut, fällt einem tatsächlich schnell all das ein, was nicht geht. Doch: Was geht?
Die Felsformation wurde so gestaltet, dass sich unterschiedliche Stehpositionen in ihr einnehmen lassen. Für jede Körpergröße gebe es bequeme Plätze, versichern die Macher. Neben reinem Stehen kann man sich anlehnen, hocken, fläzen – sogar sitzen. Wer in und auf der Installation arbeitet, wird von Kameras beobachtet. Rob Withagen vom Zentrum für menschliche Bewegungswissenschaften an der Uni Groningen möchte so herausfinden, wie Menschen die Felslandschaft nutzen, ob sie sich mehr bewegen und ob sie produktiver sind als in einem klassischen Büro. Bislang berichten die Tester, die neue Arbeitsumgebung wirke sich positiv auf ihr Wohlbefinden aus.
Der Berg ruft
Wird das neue Konzept bald alle Tische und Stühle aus den Büros verdrängen? Wohl kaum. Dazu ist es zu radikal. Wobei … Es ließe sich gut in Richtung Erlebnis-Office à la Google weiterentwickeln. Ein paar Vorschläge hätte ich: Wie wäre es mit ein paar Klettergriffen an den Felswänden für eine Boulderpause während der Arbeit? Einer kleinen Seilbahn? Und so ein Gipfelkreuz ganz oben würde sich auch gut machen.