Reine Kopierer sind heute in Büros kaum noch zu finden. Multifunktionsgeräte haben sie ersetzt. Vor fast 60 Jahren sah das noch anders aus. Damals präsentierte Xerox den ersten serienmäßigen Kopierer der Welt. Eine kleine Historie.
1906 entstand im amerikanischen Rochester die Haloid Company, die sich auf die Herstellung von Fotopapieren spezialisierte und vom ersten Boom der Fotoindustrie profitierte. Doch gegen Ende des Zweiten Weltkriegs schwanden die Marktanteile zunehmend. Es fehlten Produkte und Konzepte, mit denen man dem Rückgang der Fotoindustrie begegnen konnte. Der Geschäftsführer, Joseph C. Wilson, musste daher das Unternehmen neu aufstellen. Auf der Suche nach neuen Technologien stieß er im Juli 1944 auf die Erfindung von Chester Carlson zur Erstellung von Schriftkopien auf Basis elektrischer Ladungsunterschiede – die „Xerographie”. Der Ausdruck ist eine Zusammensetzung der griechischen Wörter ξηρός (xerós) – trocken und γραφή (graphḗ) – Schrift.
Steiniger Weg zum Erfolg
Carlson besaß für seine Erfindung mehrere Patente, aber ohne wirtschaftlichen Erfolg. Remington Rand, RCA, General Electric und IBM winkten ab. Nur das Forschungsinstitut Battelle-Memorial erkannte 1944 das Potenzial und investierte. Noch war allerdings unklar, wozu diese Technologie eingesetzt werden sollte. 1947 erwarb die Haloid Company, die sich später in Xerox Corporation umbenannte, das Recht, Produkte auf Basis des Carlson-Verfahrens herzustellen. Der erste kommerzielle Xerographie-Kopierer, das Model A, wurde dann 1950 eingeführt.
Der erste serienmäßige Xerox-Kopierer
1959 lief die Xerox 914 vom Band. Ein Kopierer, der pro Minute sechs Kopien vollautomatisch erstellen konnte. Am 16. September 1959 wurde das Gerät erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Erfolg basierte unter anderem auf der Vertriebspolitik. Die Xerox 914 wurde nicht verkauft, sondern vermietet. Für die monatliche Grundmiete von 95 $ konnte der Kunde bis zu 2.000 Kopien machen, jede weitere kostete vier Cents. Diese Strategie war grundlegend für das spektakuläre Wachstum einer gesamten Branche. Bei der ersten Auslieferung der Xerox 914 im März 1960 ging man davon aus, dass in drei Jahren etwa 5.000 Stück verkauft würden. Ende 1962 waren bereits 10.000 Geräte ausgeliefert.
Bedeutende Entwicklungen
Die Verzahnung von Grundlagenforschung und Technologievermarktung hielt man auch in der Folgezeit bei. So gründete das Unternehmen das Palo Alto Research Center (PARC), das bedeutende Entwicklungen hervorbrachte wie die erste Computermaus oder den ersten kommerziellen Laserdrucker, der 1969 konstruiert wurde.
Die Revolution des Digitaldrucks prägt heute eine ganze Industrie: Allein 2008 wurden über 40 Milliarden Farbseiten auf Xerox-Systemen gedruckt und in vielen englischsprachigen Ländern wird Xerox nach wie vor häufig synonym für Kopierer benutzt.
Anforderungen der digitalen Arbeitswelt
Die Anpassung der Kopierer – heute sind es meistens Multifunktionsgeräte, erweitert um Druck-, Scan- und Faxfunktion – an die Anforderungen der digitalen Büroarbeitswelt ist in vollem Gange. Die meisten Geräte bieten aktuell beispielsweise die Möglichkeit an, direkt aus der Cloud zu drucken. Mit Managed Print Services (MPS) lassen sich individuelle Druck-, Sicherheits- und Ausgabeeinstellungen global für alle vernetzten Geräte einrichten und verwalten. Unternehmensintern oder durch einen externen IT-Support.
Die Zukunft der Kopierer
Ob die Netzwerkanbindung allerdings ausreicht, um Multifunktionsgeräte auch in Zukunft unverzichtbar zu machen, ist fraglich. Sowohl der allgemeine Trend zum papierlosen Büro als auch das Smartphone machen die Geräte mittlerweile immer obsoleter. Die App „Adobe-Scan” (iOS, Android) ermöglicht zum Beispiel das Scannen von Dokumenten per Handykamera. Automatische Schärfung und Kontrasterhöhung inklusive. Anschließend wird der Scan als PDF-Dokument in der Cloud abgelegt. Die App scannt aber nicht nur, sie erkennt auch einzelne Textzeichen und wandelt sie in digitalen Text, sodass dieser in Programmen wie Word weiterverarbeitet werden kann.