In dieser Reihe stellen wir Ihnen verschiedene Werkstoffe vor, aus denen Büromöbel bestehen. Im siebten Teil wird es haarig: Es geht um Filz.
Filz erlebt im Büro gerade eine Renaissance. Er wirkt wohnlich, warm und weich – was ihn für die angesagten Wohlfühlbüros prädestiniert. Und er absorbiert Schall – weshalb Akustikwände, Rückzugsmöbel und Soft-Seating-Landschaften in Open Spaces mit ihm überzogen werden. Nicht zuletzt haftet ihm der Ruf des ökologisch Korrekten an.
Schuppe an Schuppe
Ökologisch korrekt kann das Material tatsächlich sein, nämlich dann, wenn es im Nassfilzverfahren aus Wolle hergestellt wird. Mit Wasser(dampf) und Seife angefeuchtet, stellen sich die Schuppen der obersten Schicht der Haare auf. Wird die Wolle dann gewalkt, verkeilen sich die aufgestellten Schuppen so fest ineinander, dass sie nicht mehr zu lösen sind. Wenn das Material anschließend trocknet, schrumpft es stark, sodass ein festes textiles Gewebe entsteht.
Filz, Stoff für Fakire?
Nicht nur mit Wolle, sondern mit praktisch allen Fasern – einschließlich Kunstfasern wie Polyamid oder Polyester – funktioniert das Trockenfilzen. Sie werden dabei auf einen Nadelbalken gelegt, dessen viele tausend Nadeln mit ihren Widerhaken bis zu 1.800 Mal pro Minute in die Fasern stechen und sie verschlingen. Anschließend wird das Material meist chemisch oder mit Wasserdampf behandelt. Statt des Nadelbalkens kann ein gepulster Wasserstrahl verwendet werden, um die Fasern zu verhaken.
Bekannt aus Steppe und Büro
Wenn Filz feucht ist, lässt er sich leicht formen, trocken ist er hingegen formbeständig. Er kann einfach zerschnitten werden, ohne ihn – wie andere Stoffe – an den Schnittkanten umnähen zu müssen. Er ist schwer entflammbar und lässt sich problemlos färben. Da er isoliert, Feuchtigkeit aufnehmen und anschließend wieder langsam abgeben kann, ist er gut fürs Raumklima. Und deshalb nicht nur bestens für mongolische Jurten, sondern auch als Überzug für diverse Oberflächen im Büro geeignet.