„Der Mensch ist, was er isst“, weiß das Sprichwort. Ein Büroarbeiter wäre also oft Schnitzel und Schokoriegel. Dass ein stressiger Arbeitstag nicht automatisch ungesunde Ernährung bedeutet, verrät die Gesundheitswissenschaftlerin Hannah Frey.
OFFICE ROXX: Frau Frey, Sie sprechen vom Clean Eating. Was verbirgt sich dahinter?
Hannah Frey: Beim Clean Eating geht es darum, möglichst naturbelassene und unverarbeitete Lebensmittel zu essen. Fast Food, Fertiggerichte und künstliche Zusatzstoffe fallen dabei weg, genau wie raffinierter Zucker und Weißmehl, da diese stark industriell verarbeitet sind. Stattdessen kommen Vollkornprodukte, viel Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte auf den Teller.
Häufig wird gesagt, das Frühstück sei die wichtigste Mahlzeit des Tages. Warum eigentlich? Was sollten Büroarbeiter morgens zu sich nehmen?
Ein gesundes und ausgewogenes Frühstück ist die beste Grundlage, um konzentriert und produktiv arbeiten zu können. Am Schreibtisch läuft das Gehirn auf Hochtouren. Wer morgens nicht frühstückt, bekommt schnell Hunger. Denn unser Gehirn arbeitet nur, wenn es mit Glukose versorgt wird. Nur dann können wir produktiv arbeiten. Glukose wird aus der Nahrung gewonnen, die wir täglich zu uns nehmen. Gut geeignet sind zum Frühstück beispielsweise ein Vollkornbrot mit Belag oder ein Müsli mit Obst. So bleibt der Blutzuckerspiegel konstant und der Heißhunger hat keine Chance.
Wie sieht das perfekte Mittagessen im Büro aus? Und was geht gar nicht?
Wenn die Zeit in der Mittagspause knapp ist, greifen viele auf ungesundes Kantinenessen zurück, bestellen Pizza beim Lieferservice oder laufen zum Bäcker nebenan. Dann folgen häufig Müdigkeit und ein Leistungstief, aber auch Heißhungerattacken am Nachmittag. Deshalb ist eine ausgewogene und gesunde Mahlzeit in der Mittagspause essenziell, um auch am Nachmittag weiter produktiv arbeiten zu können. Das perfekte Mittagessen besteht zu einem Drittel aus frischem Gemüse, das am besten roh ist oder nur kurz gegart wurde. Zu einem weiteren Drittel sollte das Mittagessen aus komplexen Kohlenhydraten als Sättigungsbeilage bestehen. Das können Nudeln, Reis oder Kartoffeln sein, Reis und Nudeln am besten in der Vollkornvariante, falls diese angeboten wird. Das letzte Drittel des Mittagessens sollte aus Proteinen bzw. Eiweiß bestehen. Das Eiweiß muss aber nicht immer tierischer Herkunft sein. Neben Fleisch, Fisch und Käse sind auch Hülsenfrüchte oder daraus hergestellte Lebensmittel wie Tofu gute Eiweißlieferanten.
Womit lässt sich das Hungergefühl am Nachmittag am besten stillen?
Statt zu Kuchen, Schokolade und anderen Süßigkeiten zu greifen, sollte man lieber gesunde Snacks wie Nüsse, Obst oder Trockenfrüchte wählen. Insbesondere Mandeln und Walnüsse sind echte Nervennahrung, aber auch eine Handvoll Cashew-, Macadamia-, Hasel- oder Pekannüsse ist eine gesunde Zwischenmahlzeit. Äpfel und Bananen sind ebenfalls ideale Snacks, die problemlos zwischendurch gegessen werden können. Die enthaltenen Ballaststoffe sorgen für eine lange Sättigung und dafür, dass der Blutzuckerspiegel konstant bleibt. So wird gleichzeitig der Heißhunger nach Süßem gestoppt und Heißhungerattacken vorgebeugt. Die Mineralstoffe Kalium, Eisen und Magnesium erhalten außerdem die Konzentration und Produktivität. Diese gesunden Snacks helfen außerdem dabei, Nachmittagstiefs zu verhindern, und wirken Müdigkeit und Konzentrationsschwäche entgegen.
Wie stark wird unsere Ernährung von Hypes geprägt? Mal ist Apfelessig das allheilende Wundermittel, mal ist Zucker ganz schlecht, jetzt auch die Wurst? Was halten Sie von solchen Extremen?
Von Extremen halte ich grundsätzlich nichts – wenngleich ich Apfelessig gerne verwende, aber Zucker und Fleisch meide. Ich denke, dass Ausgewogenheit in Bezug auf unsere Ernährung sehr wichtig ist. Und wenn die Grundlage stimmt, kann man sich ab und an auch mal eine Ausnahme gönnen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Dr. Sebastian Klöß.