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Coworking konkret #5: Tobias Kremkau zur Förderung des Coworking

Cowor­king Spaces sind ein wich­ti­ger Bau­stein, wenn es dar­um geht, unse­re Arbeits­welt dezen­tral zu orga­ni­sie­ren. „Cowor­king-Papst“ Tobi­as Krem­kau erläu­tert, wie sich Anzahl und Nach­fra­ge durch Auf­klä­rung und För­de­rung stei­gern ließen.

Tobias Kremkau denkt, schreibt, spricht und berät zu den Themen Coworking und Neue Arbeit. Coworking ist für ihn mehr Berufung als nur Beruf. Die Zeit zählte den „Coworking-Papst“, wie er schon bezeichnet wurde, 2019 zu den 100 wichtigsten jungen Ostdeutschen. blog.kremkau.io. Abbildung: Larissa Hägele

Tobi­as Krem­kau denkt, schreibt, spricht und berät zu den The­men Cowor­king und Neue Arbeit. Cowor­king ist für ihn mehr Beru­fung als nur Beruf. Die Zeit zähl­te den „Cowor­king-Papst“, wie er schon bezeich­net wur­de, 2019 zu den 100 wich­tigs­ten jun­gen Ost­deut­schen. blog.kremkau.io. Abbil­dung: Laris­sa Hägele

Wer ein Cowor­king Space grün­den möch­te, wird schnell auf eines der bekann­tes­ten Rät­sel der Öko­no­mie sto­ßen: Folgt das Ange­bot einer Nach­fra­ge oder erzeugt ein Ange­bot erst die Nach­fra­ge? Die­se Fra­ge­stel­lung nennt sich Say’sches Theo­rem, benannt nach dem fran­zö­si­schen Öko­nom Jean-Bap­tis­te Say, der einen Kau­sal­zu­sam­men­hang zwi­schen den volks­wirt­schaft­li­chen Grö­ßen Ange­bot und Nach­fra­ge for­mu­lier­te. Zusam­men­ge­fasst ging Say davon aus, dass sich jedes Ange­bot sei­ne Nach­fra­ge selbst schafft. Doch stimmt das?

Dar­über kann man auch über 200 Jah­re spä­ter noch strei­ten, aber ein Blick in die Märk­te lässt ver­mu­ten, dass es nicht ganz so ein­fach ist. Es ist wohl ein­mal so und ein­mal so. Beim Cowor­king ist es sogar oft weder noch. Zwar liegt die Ver­mu­tung nahe, dass Cowor­king über­all nach­ge­fragt ist. Die Vor­tei­le, sich die Weg­zeit und den Pen­del­stress zu spa­ren wäh­rend man in einer krea­ti­ven Mehr­sam­keit sei­ner Arbeit nach­ge­hen kann, sind zu über­zeu­gend. Doch in Wahr­heit wis­sen vie­le Men­schen noch nicht ein­mal, was Cowor­king über­haupt ist.

Von einer sicht­ba­ren Nach­fra­ge kann man nur in den sel­tens­ten Fäl­len spre­chen. Bevor das Ange­bot eine Nach­fra­ge nach Cowor­king erzeu­gen kann, muss erst ver­mit­telt wer­den, was Cowor­king ist. Die Men­schen müs­sen durch ein Cowor­king-Erleb­nis die Erkennt­nis gewin­nen, dass Cowor­king ihnen nützt. Und dann benö­ti­gen sie in unse­rer von einer Berech­ti­gungs­kul­tur gepräg­ten Wirt­schaft auch noch die Erlaub­nis ihrer Vor­ge­setz­ten, in einem Cowor­king Space zu arbeiten.

Die gerin­ge Nach­fra­ge auf­grund man­geln­den Wis­sens über Cowor­king und die feh­len­de Erlaub­nis, auch mobil arbei­ten zu dür­fen, füh­ren dazu, dass es nur weni­ge Cowor­king Spaces in Deutsch­land gibt. Rund 800 sind es laut der Ger­man Cowor­king Fede­ra­ti­on. Vie­le sind nur ein paar hun­dert Qua­drat­me­ter groß. Die Unter­neh­mens­be­ra­tung EY sieht hier­zu­lan­de Poten­zi­al für 5.000 Cowor­king Spaces, wenn sich die Wirt­schaft dezen­tral auf­stel­len wür­de und Ange­stell­te selbst ent­schei­den könn­ten, von wo aus sie arbeiten.


Die Ger­man Cowor­king Fede­ra­ti­on (GCF) ist der ältes­te und größ­te Bun­des­ver­band zum The­ma Cowor­king in Deutsch­land. Im Jahr 2015 gegrün­det, hat es sich der mit­glie­der­ge­führ­te Ver­band zur Auf­ga­be gemacht, die Cowor­king-Kul­tur in Deutsch­land zu för­dern. Dies wird unter ande­rem durch die Orga­ni­sa­ti­on der jähr­lich statt­fin­den­den COWORK, der größ­ten Ver­an­stal­tung zum The­ma Cowor­king im deutsch­spra­chi­gen Raum, erreicht. Die COWORK 2022 fin­det vom 25. bis 27. März 2022 in der Lan­des­haupt­stadt Erfurt statt.“

Tipp von Tobi­as Kremkau


Um die Vor­tei­le einer wenn mög­lich dezen­tral orga­ni­sier­ten Arbeits­welt – zu der als Fol­ge des redu­zier­ten Pen­del­ver­kehrs unter ande­rem die Ver­mei­dung von Koh­len­di­oxid­emis­sio­nen und die gerin­ge­re Abnut­zung von öffent­li­cher Infra­struk­tur gehö­ren – auch aus­zu­schöp­fen, braucht es mehr Cowor­king Spaces. Und zwar im gan­zen Land ver­teilt, nicht nur in den zen­tra­len Quar­tie­ren von Groß­städ­ten. Um dies zu errei­chen, brau­chen wir neben För­der­pro­gram­men für Cowor­king Spaces auch mehr Nach­fra­ge durch eine Cowor­king nut­zen­de Verwaltung.

Wie könn­ten För­der­pro­gram­me für Cowor­king Spaces aus­se­hen? Wich­tig ist, dass sowohl die Pha­se vor der Eröff­nung des Cowor­king Spaces als auch die ope­ra­ti­ve Anlauf­pha­se geför­dert wer­den. Mit rund 30.000 Euro pro Jahr über einen Zeit­raum von min­des­tens drei Jah­ren, in denen der Cowor­king Space gegrün­det wer­den soll, fle­xi­bel auf­teil­bar in inves­ti­ve Mit­tel und Betriebs­kos­ten, lie­ße sich schon sehr viel errei­chen. Zusätz­lich wäre auch die För­de­rung von Bera­tung durch erfah­re­ne Exper­ten mit bis zu 12.000 Euro pro Grün­dung sehr hilfreich.

Wie kann die Ver­wal­tung eine Nach­fra­ge erzeu­gen? Dank einer Koope­ra­ti­on mit der CoWork­Land eG ermög­licht das Land Schles­wig-Hol­stein den rund 5.000 Mit­ar­bei­ten­den der obers­ten Lan­des­be­hör­den seit dem 1. Okto­ber 2021, auch Cowor­king Spaces im länd­li­chen Raum zu nut­zen statt pen­deln zu müs­sen. Die Kos­ten dafür trägt das Land. Davon pro­fi­tie­ren die Cowor­king Spaces im Nor­den. In Bay­ern und Hes­sen dage­gen wer­den lie­ber eige­ne Behör­dens­a­tel­li­ten geschaf­fen als die regio­na­len Cowor­king Spaces zu unterstützen.

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