Vor einem Jahr haben wir sechs Gratisversionen von Videokonferenz-Software ausgiebig getestet. Ob sich die einzelnen Lösungen seitdem bewährt haben und welche wir aktuell benutzen, berichtet Gerrit Krämer.
Seit März 2020 findet die überwiegende Mehrzahl der für uns relevanten Pressegespräche, Konferenzen und Events online statt. Sogar unsere Redaktionsmeetings halten wir nur noch digital ab. Dass Videokonferenzen nicht nur bei uns einen festen Platz im Alltag erobert haben, zeigt schon ein Blick auf den Umsatz von Zoom. Erreichte das amerikanische Unternehmen 2019 einen Umsatz von gut 60 Millionen Dollar, konnten in Q4/20 bereits 188 Millionen Dollar umgesetzt werden. Für Q4/21 prognostiziert das Unternehmen einen sagenhaften Umsatz von 883 Millionen Dollar. Ist Zoom wirklich so gut?
Zoom: Platz eins erobert
Nach etlichen Online-Konferenzen können wir den guten Eindruck der Gratisversion von Zoom erneut bestätigen. Meetings planen und erstellen, Einladungen versenden, das Beitreten, Bildschirme teilen, Audio und Videoeinstellungen vornehmen, alles funktioniert tadellos. Die Menüführung ist übersichtlich und auf das Wesentliche beschränkt. Wir empfehlen, die Desktopversion herunterzuladen und den Meetings über ein Google-Konto beizutreten. So bleiben alle vorgenommenen Einstellungen erhalten. Mittlerweile hat Zoom nach eigenen Angaben auch die Sicherheitsproblematik (Stichwort Zoombombing) in den Griff bekommen: Meetings lassen sich sperren. Auch wenn man beim ersten Mal nicht alle Einstellungen intuitiv findet, können wir Zoom uneingeschränkt empfehlen. Die mindestens 40 Gratisminuten pro Call helfen dabei, Meetings nicht ausufern zu lassen.
Microsoft Teams mit Abstrichen
Bei Microsoft Teams haben wir uns bereits vor einem Jahr schwer getan mit der Einordnung. So auch dieses Mal. Die Gratisversion überzeugt mit einer Vielzahl von Optionen: Textchats, Benutzergruppen, gemeinsames Arbeiten an Microsoft-Dokumenten etc. Zugleich ist diese Flut an Optionen aber auch ein Hindernis. Ohne zeitintensive Einführung kann das volle Potenzial des Programms kaum ausgeschöpft werden. Ein ärgerliches Manko: Nach größeren Microsoft-Updates sind bei uns mehrmals alle Voreinstellungen verschwunden. Hin und wieder kommt es auch zu Problemen bei der Erkennung von angeschlossenen Headsets, die vorher problemlos erkannt wurden. Dafür kennt die Gratisversion keine Zeitbeschränkung.
Jitsi rutscht ab
Überzeugte uns die intuitive und einfache Bedienung der Open-Source-Lösung Jitsi vor einem Jahr noch voll, zeigten sich nach einigen Redaktionsmeetings erste Schwächen. Die Überlastung der Server, die das Meeting hosten sollten, war spürbar. Extrem ruckelnde Bilder, schlechte Audioqualität und immer wieder vorkommende Abstürze machten uns das Leben schwer. Durch diese häufig auftretenden Probleme lässt sich die Lösung leider nicht mehr uneingeschränkt für Business-Zwecke empfehlen. Pluspunkte sind aber weiterhin: keine Anmeldung, keine App, kein Zeitlimit.
Weitere Kandidaten Cicso Webex und Google Meet
Drei im Frühjahr 2020 getestete Videokonferenzlösungen sind für uns schnell in den Hintergrund getreten. Goto Meeting ermöglicht Meetings für bis zu vier Personen – wir sind mehr. Cisco Webex und Google Meet konnten beide mit guter Bedienung und einigen Features punkten. Wir werden allerdings so gut wie nie zu Meetings auf diesen Plattformen eingeladen. Auch bei den meisten anderen scheinen sich Zoom und Teams durchgesetzt zu haben.