Seit acht Jahren ist der erste Freitag im November der Tag des Füllfederhalters. Ende des 19. Jahrhunderts markierte die Erfindung dieses Schreibgeräts, zusammen mit der Einführung von preiswertem Papier und dem Massenprodukt Bleistift, den Beginn des modernen Büros.

Der Kapillaren-Sog ist bis heute das Grundprinzip eines jeden modernen Füllfederhalters. Abbildung: Digital Content Writers, Unsplash
Ein Füllfederhalter, kurz auch Füllhalter oder Füller genannt, überträgt mittels einer Metallfeder Tinte auf Papier. Die Tinte fließt durch Kapillarwirkung von einem Speicher, im Kolbenfüller zum Beispiel aus dem integrierten Tank, an die Spitze der Metallfeder und wird dort vom Papier aufgesogen. Der erste Entwurf eines Füllfederhalters stammt laut einer Legende aus dem Jahr 1636. Damals soll der schwäbische Mathematikprofessor Daniel Schwentner drei Gänsekiele ineinandergeschoben haben, „welche die Dinten hält und so viel lasset, als man bedürftig“. Bis dahin hatte man, seit der Erfindung der Tinte um circa 3000 v. Chr. im alten Ägypten, die Feder für jedes zweite Wort neu eintunken müssen. Dabei sollte es auch noch bis ins 19. Jahrhundert bleiben, denn Schwentners Ansatz blieb ein Prototyp.
Viele Kleckser und Verdruss
Zwar pries um 1780 ein Leipziger Mechanikus namens Scheller seine „artige Reiseschreibfeder mit beständig Dinten“ – die Geräte bereiteten jedoch „so viel Verdruss als ein Kind, was sein Wasser nicht bei sich halten kann“, monierte ein Zeitzeuge. Doch auch die Benutzung einer Tauchfeder war wegen des unregelmäßigen Tintenflusses und der Neigung zu Klecksern eine komplizierte und häufig auch frustrierende Angelegenheit.
Einer weiteren Anekdote nach war es dieser Umstand, der für den Versicherungsmakler Lewis Edson Waterman im Jahr 1883 in eine kostspielige geschäftliche Niederlage mündete. Zur Unterzeichnung eines Vertrages, den seine Bürokräfte in tagelanger Schreibarbeit sorgfältig aufgesetzt hatten, tauchte Waterman die Feder ein und setzte an – als sich ein großer Tintentropfen löste und das Dokument ruinierte. Ein neu aufgesetzter Vertrag hätte Tage gebraucht und so unterschrieb sein Geschäftspartner bei der Konkurrenz.
Geniale Konstruktion
Kurz danach setzte sich Waterman an die Erfindung seines „Sicherheitsfüllers“. Hierfür implementierte er unter die Wölbung der Feder einen Tintenleiter aus Hartgummi. Dies war nichts Neues und schon seit 30 Jahren nicht unüblich. Aber er schnitt dünne Kapillarenrillen mit so viel Feingefühl in das Hartgummi, dass dieses sich fast fugenlos in die Federwölbung schmiegte. Zusammen entwickelten Feder und Hartgummi nun interessante Kräfte. Sie saugten – und zwar genau so viel Tinte, wie gerade in die Schrift floss. Dieser Kapillaren-Sog ist das Geniale an Watermans Erfindung und bis heute das Grundprinzip eines jeden modernen Füllfederhalters.
Zu den bedeutenden amerikanischen Produzenten in der Pionierzeit des Füllfederhalters zählten neben Waterman auch Parker, Sheafer und Wirt. In Deutschland begannen die Fabrikanten Friedrich Soennecken und Koch/Weber bereits 1871 bzw. 1872 mit der Produktion von Füllfederhaltern. Soennecken und KaWeCo wurden in den 1890ern die Hauptproduzenten in Deutschland. Wenig später kamen Montblanc und Pelikan hinzu.