Wie wird die Bürotechnik der Zukunft aussehen? Wir haben einen Blick ins Jahr 2022 gewagt. Ob es die E-Mail dann noch geben wird? Ob wir alles per Sprache steuern werden? Und wir dann noch Telefone nutzen werden?
Zehn Trends aus dem Bereich Bürotechnik hatte unsere Redaktion in Das Büro 2/2011 ausgewählt, um deren Entwicklung für die folgenden Jahre zu prognostizieren. Wie hat sie sich geschlagen?
Diffus: Cloud und Social
Cloud Computing setze sich bald flächendeckend durch, waren wir uns damals einig. Wie längst schon im Privaten, so bald auch im Beruflichen. Tatsächlich ist bis heute ein großer Schritt gemacht worden. Von flächendeckend kann allerdings noch keine Rede sein. Gras wächst eben nicht schneller, wenn man daran zieht.
Den Einsatz von Social Media in Unternehmen (etwa Facebook, WhatsApp, Youtube, Amazon-Feedbacks) betrachteten wir zwiespältig. Vielleicht nicht ganz zu Unrecht: Digitale (soziale) Interaktion und das Sammeln von Nutzerdaten (Big Data) mögen noch wichtiger geworden sein. Aber viele Firmen haben mit ihrem Facebook-Auftritt auch schon Schiffbruch erlitten. WhatsApp & Co. sind eher für die Verabredung zur Mittagspause geeignet. Sein Produkt über Youtube zum Verkaufsschlager zu machen, gelingt nur ganz wenigen. Und Nutzerfeedbacks haben sich oft als gefakt herausgestellt.
Richtig und falsch
Zum Thema Green IT sagten wir, dass sich dieses vom Megatrend zur Normalität entwickeln werde. So ist es dann auch gekommen. Richtig eingeschätzt haben wir ebenfalls, dass das papierlose Büro eine Vision bleiben sowie Flash-Speicher CDs und DVDs schnell verdrängen würden. Ebenfalls, dass der E-Postbrief keine Zukunft haben würde und dass Tastatur und Maus nicht in den nächsten Jahren von Touchscreens verdrängt würden. Es glaubte auch keiner von uns, dass sich 3-D-Darstellungen – ob mit oder ohne Brille – im Büro durchsetzen könnten. 3-D-Drucker hatten wir allerdings noch nicht auf dem Schirm.
Das Thema Sprachsteuerung wurde von uns dagegen teilweise überschätzt. Eine Kollegin prophezeite: „Dennoch wird man bis 2013 weitgehend auf Spracheingabe setzen.“ Auch ich muss mich revidieren. Mein Urteil 2011: „Seinen Computer aber mündlich zu steuern und Texte nur noch zu sprechen, belastet die Stimme und nervt die Nachbarn.“ Meine heutige Meinung finden Sie unten.
Danebengelegen haben wir damals wohl auch bei der Entwicklung von Tablets und Apps. Der Nutzen von Tablet-Computern ist zwar auch heute noch aufgrund ihrer nicht ergonomischen Bedienung begrenzt. Das hindert aber viele nicht daran, in einer unnatürlichen Haltung mit den Fingern über ein spiegelndes Display wischend zu arbeiten. Und der App-Boom mag seinen Zenit überschritten haben – wer soll sich diese Vielzahl auch auf sein Smartphone laden? Start-ups gründen sich aber immer noch gern mit einer App-Idee, und wie hätten wir ahnen können, dass man Software heute generell als App bezeichnet?
Trend |
GerritKrämer
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Dr. SebastianKlöß
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Dr. RobertNehring
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Sprachsteuerung/
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Die Technik bietet ein paar praktische Vorteile, wenn sie denn funktioniert. Bis dahin dauert es aber noch einige Jahre. 2022 ist sie noch nicht so weit. | Unterwegs zur Smartphonesteuerung praktisch, im Büro erst ab den frühen 2020ern. Zusammen mit der Renaissance des Zellenbüros. Wäre davor ein akustischer Supergau. | Das nächste große Ding! 2022 wird jeder dritte Office-Worker seine Programme i. d. R. per Sprache navigieren. Jeder Vierte wird Texte lieber sprechen als tippen. |
Virtual und Augmented Reality(mittels Brillen eine visuelle Realität simulieren bzw. ergänzen) |
Wird sich selbst im privaten Anwenderbereich nur schwer durchsetzen. Hat im Büro als Hilfsmittel und Arbeitserleichterung bis 2022 nur wenige Chancen auf Erfolg. | War Ende der 90er schon in – damals war die Technik nicht so weit. Jetzt passt die Technik, aber der Mensch nicht. Die Evolution benötigt noch drei Generationen, um die VR-Übelkeit zu überwinden. | In den nächsten 30 Jahren wird das keine Bürorealität. In Architektur- und Ingenieurbüros können etwa VR-Brillen nützlich sein. Im normalen Büro eher nicht. |
(hin und wieder totgesagte Kommunikationsform) |
Wird im Büro auch in fünf Jahren noch das primäre Mittel der Kommunikation sein. Falls sich Sprachsteuerung durchsetzt, könnten Sprachmitteilungen zur Konkurrenz werden. | Sie wird im Businessbereich die Standardkommunikation bleiben und bis 2022 an inhaltlicher Relevanz gewinnen. Das weniger Relevante wandert zu WhatsApp & Co. | Auch in fünf Jahren noch das bestimmende Kommunikationsmittel. Snapchat & Co. bleiben tendenziell Freizeit und Kindern vorbehalten. |
Cloud(Daten und Anwendungen „im Internet“ speichern statt auf dem eigenen Server) |
Ist in fünf Jahren weit verbreitet und in den meisten Unternehmen zum Standard für Datenspeicherung geworden. | Ist so praktisch, dass Unternehmen sich in zehn Jahren damit abgefunden haben werden, dass ihre Daten von Dritten ausgewertet und gelegentlich geklaut werden. Der Privatmensch hat sich damit ja auch arrangiert. | 2022 speichert mindestens die Hälfte der Unternehmen in Deutschland geschäftsrelevante Daten im Web. |
Softphone-Telefonie(mit Headset per Computer telefonieren statt über eine TK-Anlage) |
Die Technik ist heute schon in vielen Büros angekommen und funktioniert nahezu tadellos. Hat sich bis 2022 komplett etabliert. | Kommt bis 2020. Computer können mit der passenden Software alles, was eine TK-Anlage kann. Neben Headsets wird es für Freunde des Haptischen eingebundene Bluetooth-Tischtelefone geben. | Bessere Bandbreiten werden diese Technik weniger anfällig machen. Der Übergang von ISDN zu VoIP und der Kostenaspekt werden zum Durchbruch bis 2022 beitragen. |
Blaulichtfilter(Filterung des schädlichen Blaulichtanteils von LED-Monitoren) |
In fünf Jahren filtert jedes neue Display das schädliche blaue Licht. Vielleicht bemerkt man dann, dass das rote Licht schädlich ist. | Da kräht 2022 kein Hahn mehr nach. Kann seit April jedes Windows 10, ist bis dahin also Standard. Ob es wirklich schädlich war, wird sich ab 2040 zeigen. | 2022 werden Displays bei Monitoren, Smartphones etc. kein augenschädliches Blaulicht mehr von sich geben. |
Tablet-Computer(zum Beispiel das iPad, nur so groß wie das Display, Bedienung per Touch) |
Gut vorstellbar bis 2022 ist eine Verschmelzung von Tablet, Smartphone und Laptop zu einem praktischen Universalgerät. Reine Tablets werden an Bedeutung verlieren. | Sie werden weiter ihre Nische besetzen, Laptops für die Arbeit unterwegs aber die erste Wahl bleiben. Deren Bildschirm wird in fünf Jahren häufiger als Quasitablet abnehmbar sein. | Notebooks werden nur noch aus Tablets mit Tastatur bestehen und Surface Table günstig geworden sein. Büroarbeit wird deshalb weitgehend Toucharbeit, bis die Sprachsteuerung sie überflüssig macht. |
Appsteuerung(etwa von Leuchten, Kaffeeautomaten etc.) |
Ist in fünf Jahren kein großes Thema mehr. Die meisten Menschen mögen die Haptik von Schaltern, Knöpfen und Co. | Die Menschheit wird 2022 erkannt haben, dass sie ohne App für jede Lebenslage lebensfähig ist. Oft ist und bleibt der klassische Schalter besser. | Bis 2022 lassen sich vielleicht sogar Büroklammern per App steuern. |
Kabellose Energieversorgung(Laden von Smartphone & Co. durch Induktion) |
Sehr praktisch und einfach zu bedienen. In naher Zukunft deswegen flächendeckend etabliert. | Jetzt, wo Apple dem Wireless Power Consortium und damit der Qi-Ladetechnik beigetreten ist, kommt sie binnen drei Jahren. Nie wieder Kabelsalat! | Wird sich bis 2022 weitgehend durchgesetzt haben. Ein Stromkabel bis zum Abnehmer wird aber weiterhin nötig bleiben. |
Papierloses Büro(Vision von 1973 aus dem Palo Alto Research Center) |
Auch 2022 noch sehr unwahrscheinlich. Der Verbrauch wird aber merklich abnehmen. Papier wird immer mehr zum Luxusartikel, beispielsweise für Geschäftsbriefe an besondere Kunden etc. | Papierloser wird es werden. 2030 werden E-Mails kaum noch ausgedruckt werden. Für besonders Wichtiges oder besonders Spontanes (schnelle Notiz) wird Papier bleiben. | No way! Aktuell sollen 70 Prozent überwiegend digital arbeiten, 23 Prozent sehr viel drucken. 2022 werden es 90 bzw. fünf Prozent sein. Komplett papierlos wird es nicht vor 2050. |
Fotos: Illing & Vossbeck Fotografie