Newsroom und Studio von Al Jazeera in London gehören zu den jüngsten Projekten der Architekten Veech x Veech. Wir sprachen mit Mascha Veech-Kosmatschof und Stuart A. Veech darüber, was sich von Fernsehstudios für Büros lernen lässt.
OFFICE ROXX: Frau Veech-Kosmatschof, Herr Veech, worauf kommt es bei einer guten Arbeitsumgebung an?
Veech x Veech: Es ist wichtig, eine stimulierende, positive Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Das kann darauf abzielen, Kreativität und Innovationslust zu fördern. Es kann auch bedeuten, interpersonelle Kommunikationsprozesse zu unterstützen oder Dynamik und Produktivität anzuregen. Arbeitsumgebungen, die fundamentale menschliche Bedürfnisse ignorieren, führen zu Leid – zu psychischen und physischen Schäden. Doch leider sind sie noch immer Realität. In diesem Zusammenhang wird häufig mit Kosten argumentiert, doch Arbeitsplätze, die krank machen, verursachen langfristig wesentlich höhere Kosten für die Unternehmen.
Ein weiterer Fokus liegt darauf, Arbeitsumgebungen zu schaffen, die an individuelle Bedürfnisse angepasst werden können. Statt fixer Arbeitsplätze gibt es das „flexible office“ mit „shared desks“. Klassische Besprechungszimmer werden von „Stehungszimmern“ flankiert und abgelöst. Was tagsüber als Büro fungiert, verwandelt sich abends in einen Wohnraum. Die Arbeitsräume von morgen haben multiple Identitäten, die mit multiplen Programmen bespielt werden.
Sie nutzen oft innovative Licht- und Akustiklösungen. Welche neuen Möglichkeiten eröffnen diese?
Häufig werden Beleuchtung und Akustik sowohl von Kunden als auch Architekten zu wenig beachtet. Deshalb fallen sie als erstes Budgetkürzungen zum Opfer. Dabei ist es essenziell, alle Komponenten, die das Raumempfinden wesentlich prägen, in synergetischen Einklang zu bringen. Mit Licht lassen sich unterschiedlichste Stimmungen erzeugen, die sich dem Tagesablauf anpassen und unterschiedliche Arbeitssituationen unterstützen. So kann zum Beispiel eine gedämpfte, intime Atmosphäre für konzentriertes Arbeiten und persönliche Gespräche erzeugt werden. Oder es lässt sich eine hell ausgeleuchtete, sachlich, transparent und offen wirkende Atmosphäre herstellen, beispielsweise für eine Präsentation.
Zum Stichwort Akustik – auch hier geht es letztlich um das Raumklima. Wie hört sich der Raum an? Wie kann seine Funktionalität sichergestellt werden? In vielen Großraumbüros versteht man ja das eigene Wort nicht mehr. Das kann dich umbringen, weshalb wir dem Akustikfaktor bei unseren Projekten allergrößte Aufmerksamkeit schenken, zum Beispiel in Büros, die viele Arbeitsplätze auf relativ engem Raum zusammenfassen, wie im Newsroom für Al Jazeera in London.
Apropos Al Jazeera. Lässt sich von Fernsehstudios mit ihren hohen Anforderungen an Beleuchtung und Akustik etwas für Büroräume lernen?
Durch die Globalisierung ist inzwischen jedes bessere Konferenzzimmer eine Art TV-Studio. Vernetzt zwischen China und München, muss man im wahrsten Sinne des Wortes gut aussehen. Die perfekte Inszenierung, das richtige Setting für eine Videokonferenz, setzt spezifisches Know-how und die Berücksichtigung aller Faktoren, die einen funktionierenden Medienraum ausmachen, voraus: Akustik, Licht, Einbeziehung von Fragen wie „Was sieht mein Gegenüber durch die Kamera?“ Oder: „Was vermittelt das Setting der Runde – Souveränität, Kompetenz, Partnerschaftlichkeit oder Dominanz?“ Medientaugliche Räume bedeuten nicht nur einen Screen an der Wand, sondern setzen präzise Settings voraus.
Vielen Dank für das Gespräch.
Die Fragen stellte Dr. Sebastian Klöß.