Heute sind viele Office-Worker mit einer wahren E-Mail-Flut konfrontiert. Da kann es schon einmal passieren, dass die Sorgfalt beim Schreiben von E-Mails vernachlässigt wird. Dies kann jedoch verheerende Folgen nach sich ziehen. Robert Nehring erklärt, worauf Sie unbedingt achten sollten.
Die E-Mail ist tot, es lebe die E-Mail! In den letzten Jahren ist die E-Mail oft totgesagt worden. New-Work-Fantasten haben zur Begründung dessen gern auf die Generationen Y und Z verwiesen, die gewohnt sind, via Facebook, WhatsApp, Snapchat zu kommunizieren. Die privaten Kommunikationskanäle von Jugendlichen müssen aber nicht die geschäftlichen von Erwachsenen sein. Berufseinsteiger werden wohl auch nicht ihren Teddy mit ins Büro bringen. Und wem wäre etwa damit geholfen, dass geschäftsrelevante Vereinbarungen nach einer Weile automatisch gelöscht werden? Nicht vielen.
Die E-Mail lebt – und wie: Eine Studie der Radicati Group hat ergeben, dass es bereits über 4,35 Milliarden E-Mail-Accounts weltweit gibt. Ihre Anzahl soll bis 2019 voraussichtlich auf 5,59 Milliarden anwachsen. Laut Statista ist 2016 das E-Mail-Volumen in Deutschland auf ein neues Rekordhoch von 625,8 Milliarden angestiegen – ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit hat sich die Anzahl der E-Mails seit 2010 verdoppelt. Für 2017 geht das Statistikportal von 732,2 Milliarden aus.
E-Mail-Tipp #1: Wirklich nötig?
Vor jeder E-Mail sollten Sie sich fragen, ob diese wirklich notwendig ist. Löst sich das Problem vielleicht in Kürze von selbst? Oder ist bereits alles geschrieben worden, nur noch nicht von Ihnen? Vielleicht ist es in einem bestimmten Fall besser, zu telefonieren oder einmal persönlich beim Kollegen vorbeizuschauen. Förmliche Einladungen werden übrigens am besten als Brief zugestellt. Die Organisation der Mittagspause ist eher ein Thema für den Gruppenchat.
Ins CC („carbon copy“) kommen die Empfänger, die für alle sichtbar sein sollen. Ins BCC („blind carbon copy“) nur diejenigen, welche nicht von den anderen gesehen werden dürfen. Bei der Aufnahme von Mitempfängern ist hohe Sparsamkeit angesagt: Ist Ihre E-Mail wirklich (in allen Teilen) für die gesamte Abteilung relevant?
E-Mail-Tipp #2: HTML, alles andere ist Schwarz-Weiß-Fernsehen
In der Regel sollten Sie Ihre Mails im komfortablen HTML-Format versenden. Nur in sehr speziellen Fällen ist sogenannter Plaintext ratsam. Denn nur im HTML-Format werden Hyperlinks, Bilder und Formatierungen per CSS übermittelt. Außerdem ist die Responsequote von HTML-Mails höher. Zwar ist die Dateigröße von Nur-Text-Mails geringer und diese sind etwas weniger verdächtig für Spamfilter und Virenscanner. Aber Plaintextnachrichten wirken heute wie aus einer vergangenen Zeit.
Nutzen Sie außerdem übliche, seriöse Schriftarten, zum Beispiel Arial, Times New Roman, Calibri. Diese werden bei den meisten Empfängern auch genauso dargestellt und sind gut lesbar. Kreativität können Sie beim Inhalt Ihrer E-Mail beweisen.
E-Mail-Tipp #3: Die Betreffzeile – wichtig und richtig
Es sollte sofort und klar erkennbar sein, was das Anliegen der E-Mail ist. Keine langen, kryptischen Formulierungen, sondern kurz und prägnant auf den Inhalt hinweisen. Maximal 50 Textzeichen. Manchmal reicht schon ein Wort. Besser sind aber etwas genauere Angaben, zum Beispiel: „Angebot grüne Tragetaschen“ statt „Angebot“.
Rechtschreibfehler in der Betreffzeile sind noch schlimmer als im Anschreiben, denn diese Zeile liefert den ersten Eindruck. Wenn durch vieles Hin und Her Aw:/Aw:/Aw:-Bandwürmer entstehen, ist es erlaubt und ratsam, den Betreff prägnant umzubenennen.
E-Mail-Tipp #4: Die Anrede – hier wird zuerst sehr geehrt
An wen eine E-Mail gerichtet ist, entscheidet über Förmlichkeit und Schreibstil. Ein Erstkontakt sollte im Geschäftsleben mit „Sehr geehrte/r“ beginnen, wobei es meist besser ist, eine konkrete Person anzusprechen als „Damen und Herren“. Wenn es dann später die Situation erlaubt, kann zum „Hallo“ oder „Guten Tag“ übergewechselt werden. Die Anrede „Liebe/r“ ist im Geschäftsleben bis auf wenige Ausnahmen unangemessen.
Allgemeingültige Regeln gibt es in diesem Bereich nicht. Wer mit Vorgesetzten kommuniziert, sollte aber in der Regel eine Anrede mit Namen wählen. Soll dem Kollegen drei Räume weiter schnell etwas mitgeteilt werden, kann unter Umständen auf beides verzichtet werden.
Ist eine E-Mail an mehrere Empfänger gerichtet, gilt Rang vor Geschlecht: Zuerst wird die/der Ranghöchste angesprochen.
Man schreibt „Sehr geehrter Herr Professor Schneider“ statt „Sehr geehrter Prof. Schneider“. Angemessen ist heute auch eher „Frau Professorin Müller“ statt „Frau Professor Müller“.
Bei der Korrespondenz mit Adligen ist korrekt: „Sehr geehrter Herr Graf von Strieselow“. Blaublütler bevorzugen zwar selbst „Sehr geehrter Graf Strieselow“. Üblich ist heute jedoch ein Mix aus beidem: „Sehr geehrter Graf von Strieselow“.
Natürlich muss jeder Name richtig geschrieben werden. Auch ein Fehler bei der Anrede (etwa Frau/Herr) macht einen sehr schlechten Eindruck.
E-Mail-Tipp #5: Der erste Satz – vielen Dank für Ihr Interesse
Der erste Satz nach der Anrede ist besonders wichtig. Er kann maßgeblich für den weiteren Verlauf der Kommunikation sein. Der Einleitungssatz sollte deshalb wie ein freundliches Lächeln wirken, das Sie einer Person zur Begrüßung schenken. 20 passende Beispiele finden Sie auf Zeitblueten.com. Bei Antwortmails kommt es entsprechend gut an, sich zunächst für das entgegengebrachte Interesse zu bedanken.
E-Mail-Tipp #6: Der Inhalt – kurz und bündig, keine Emoticons
Das Anliegen Ihrer E-Mail muss schnell zu erkennen sein. Deshalb sollten Sie sich in der Regel kurz fassen, ohne aber damit die Lesbarkeit zu erschweren. Sparen Sie sich lange Einleitungen, in denen Sie für Ihr Thema sensibilisieren. Erklärungen können Sie verlinken oder anhängen. Formulieren Sie aktiv, direkt, prägnant. Kommen Sie schnell auf den Punkt. Schreiben Sie klar, informativ und zielführend. Vermeiden Sie Füllwörter und Schachtelsätze. Verschiedene Dinge kommen in verschiedene Absätze. Wenn mehrere Punkte beantwortet werden sollen, nummerieren Sie diese.
In der geschäftlichen Kommunikation gilt außerdem: keine Emoticons! Diese bleiben dem Privaten vorbehalten. Das gilt auch für Internet-Abkürzungen wie lol, hdl oder rofl. Außerdem: keine Verschwendung von Satzzeichen und auch keine durchgängige Klein- oder Großschreibung. Das stört sogar im privaten Bereich. Es zeugt von mangelndem Respekt gegenüber dem Empfänger. Und Vorsicht bei ironischen Formulierung: Wenn der lustige Gesichtsausdruck dazu fehlt, wird Ironie oft nicht verstanden.
Schreiben Sie authentisch. Britische Forscher haben bereits Algorithmen entwickelt, die Lügen in E-Mails erkennen. Wenige Personalpronomen, viele Adjektive wie „hervorragend“, „toll“ usw. sollen verdächtig machen.
Richtige Grammatik und Rechtschreibung sind Grundvoraussetzungen. Nutzen Sie auch die Korrekturhilfe. Manche Experten empfehlen, wichtige E-Mails für die Korrektur auszudrucken. Das ist allerdings nicht mehr zeitgemäß.
Spätestens gegen Ende sollte ein Handlungsvorschlag erfolgen. Wer soll jetzt was bis wann tun? Geht es um einen Termin, schlagen Sie einen konkreten vor und ersparen Sie dem Adressaten Erläuterungen dazu, wann es Ihnen weshalb vielleicht nicht so gut passen würde.
Ein kleines „Danke im Voraus“ oder Ähnliches vor dem Abschied hinterlässt nicht nur einen guten Eindruck. Laut einer Studie des Software-Anbieters Boomerang erhöht es auch die Wahrscheinlichkeit, dass die E-Mail beantwortet wird. Die mit 65,7 Prozent höchste Antwortrate erreichte bei der Auswertung von mehr als 350.000 E-Mails übrigens die Formulierung „Vielen Dank im Voraus“.
Zum Abschluss hat sich ein freundliches „Ich freue mich, von Ihnen zu hören.“ bewährt.
E-Mail-Tipp #7: Die Verabschiedung – bleibender Eindruck
Zur Verabschiedung wird das altehrwürdige „Mit freundlichen Grüßen“ immer seltener verwendet. An seine Stelle sind die etwas weniger förmlichen „Freundliche Grüße“ und die noch etwas unprätentiöseren „Beste Grüße“ getreten. Sie stellen die richtige Wahl für den Erstkontakt dar. Wer sich dann besser kennt, kann „Viele Grüße“ oder gar „Herzliche Grüße“ übermitteln. Diese können auch abwechselnd verteilt werden.
Grundsätzlich darf man hier durchaus auch etwas individueller formulieren, etwa „Schöne“ oder „Sonnige Grüßen“ senden. Wie bei der Anrede gilt aber: Geliebt wird nur zu Hause. Und flapsige Alltagsfloskeln sind generell zu vermeiden.
Gegrüßt wird übrigens nicht aus, sondern lieber nach, also beispielsweise „Beste Grüße nach Hamburg“. Das könnte sonst unter Umständen etwas prahlerisch wirken.
Niemals steht ein Komma nach der Grußformel, obwohl jeder Zweite angeblich diesen Fehler machen soll.
E-Mail-Tipp #8: Die Signatur – nicht zu groß, nicht als Bild!
Ganz am Ende der Mail muss in der geschäftlichen Kommunikation die Signatur des Senders stehen. Sie sollte mindestens aus formalen Angaben wie Name und Funktion, Unternehmensname und -anschrift, E-Mail und Telefonnummer bestehen, und sie muss Pflichtangaben wie Geschäftsführung und Rechtsform enthalten. Eine vollständige Signatur besteht aus:
- Unternehmensname,
- Name,
- Position im Unternehmen,
- Geschäftsführung (Pflichtangabe),
- Adresse,
- E-Mail,
- Telefonnummer,
- Website,
- Rechtsform (Pflichtangabe),
- Sitz (Pflichtangabe) und
- Registergericht (Pflichtangabe).
Fügen Sie Ihre Signatur nie als Bild ein. Denken Sie an diejenigen, die Ihre Adressdaten in eine Datenbank kopieren wollen. Beim Abtippen ist die Fehlerwahrscheinlichkeit hoch. Eine Signatur als Bild würde übrigens auch nicht bei denen ankommen, die in ihrem Postfach nur Plaintext zulassen.
E-Mail-Tipp #9: Der Anhang – immer prüfen!
Jedem kann es passieren, dass er ein falsches Dokument anhängt oder die Anlage ganz vergisst. Weil dies keinen guten Eindruck beim Empfänger hinterlässt und auf beiden Seiten wertvolle Zeit kostet: Vor dem Senden immer prüfen!
Wer an chronischer Anhangslosigkeit leidet, sollte sich eine immer gleiche Reihenfolge angewöhnen: Erstens Text schreiben, zweitens Anhänge einfügen, drittens Betreff formulieren, viertens Empfänger eingeben.
Es gibt auch technische Hilfsmittel. Gegen unabsichtliche Fehler wie vergessene Anhänge, leere Betreffzeilen oder falsche Absenderadressen hilft der SmartTools Mail-Assistent für Microsoft Outlook. Falschen Anhängen beugt der SmartTools Anhang-Assistent für Outlook vor.
Ab Outlook 2013 gibt es die Einstellung „Warnen, wenn ich eine Nachricht senden möchte, an der ggf. eine Anlage fehlt“. Leider bezieht diese Funktion nur den englischen Wortschatz ein. Deutsche Stichwörter wie „anbei“, „im Anhang“ werden nicht erkannt.
Wie bei Bewerbungen gilt: Keine offenen Dokumente wie Word, Excel, Powerpoint, sondern PDFs verschicken! Es sei denn, es handelt sich um Arbeitsvorlagen oder Ähnliches. Wenn die Möglichkeit besteht, verwenden Sie statt Attachments besser Links auf Webseiten oder zugängliche Clouds. Die Verlinkungen sollten dann aber auch langfristig funktionieren.
Bereits E-Mails mit 10 MB werden von einigen Postfächern als zu groß abgewiesen. Komprimieren Sie Speicherintensives, versenden Sie in mehreren E-Mails oder stellen Sie am besten gleich per Cloud zur Verfügung. Kostenfrei und unkompliziert ist zum Beispiel WeTransfer.
E-Mail-Tipp #10: Nach dem Schreiben lesen
Das gilt vor allem für die, die beim Tippen auf die Tastatur schauen. Vor jedem Senden noch einmal Inhalt und Rechtschreibung prüfen!
Schreiben Sie E-Mails generell nicht am Fließband und missbrauchen Sie sie schon gar nicht als Chat. Sehr empfehlenswert ist bei Outlook, das Häkchen herauszunehmen bei der Einstellung Datei/Optionen/Erweitert/Senden und Empfangen/Bei bestehender Verbindung sofort senden. Die E-Mails werden auf diese Weise erst gesendet, wenn Sie auf „Alle senden“ klicken. Da der Gedankenblitz oftmals direkt nach dem „Senden“ kommt, hilft ein zeitlicher Abstand zum Verschicken, um Fehler zu vermeiden.
E-Mail-Tipp #11: Worstcase – Falscher Empfänger, fehlende Anlage
Jetzt ist es doch passiert: Die Mail an Frau Schneider ging an Herrn Müller, Frau Schneider wurde als Herr angeredet, die Anlage fehlt oder alle, die ins BCC gehört hätten, befinden sich sichtbar im CC. Das wird einen schlechten Eindruck machen. Zu Recht: Denn Sie waren unprofessionell! Eine minimale Chance, Schlimmeres zu verhindern, bietet die Outlook-Funktion „Nachricht zurückrufen“. In der Regel hat die E-Mail den Mailserver aber bereits verlassen und wurde zugestellt. In einigen Fällen wird dem Empfänger der Betreff der E-Mail nun durchgestrichen angezeigt. Er wird sie dann erst recht lesen.
E-Mail-Tipp #12: Der Autoresponder – ooo!
Eine Abwesenheitsnotiz gilt heute in vielen Unternehmen als Pflicht. Wenn Sie frei entscheiden können, nutzen Sie den Autoresponder nur, wenn wirklich nötig. Wer Ihnen eine E-Mail schreibt, will nicht wissen, dass Sie am Vormittag im Meeting sind. Wenn schnelles Handeln gefordert wäre, würde man Sie anrufen. Stellen Sie den Autoresponder außerdem so ein, dass er über mehrere Tage nur beim ersten Mal an den Absender zugestellt wird.
Wer möchte und darf, kann seinen Urlaub im Respondertext früher beginnen und später enden lassen, um ein paar Tage inkognito im Büro zu haben.
Einige glauben zu wissen, was Abwesenheitsnotizen in E-Mails wirklich bedeuten. Aber urteilen Sie selbst.
Passende Mustertexte finden Sie hier.
Das sind zwei Universalvorlagen, die sich bewährt haben:
Muster-Vorlage einer Abwesenheitsnotiz in DeutschVielen Dank für Ihre E-Mail. Ich bin ab Wochentag, den XX.XX.XXXX, wieder zu erreichen. Ihre E-Mail wird nicht weitergeleitet. In dringenden Fällen wenden Sie sich bitte an Vorname Nachname, vorname.nachname@domain.de, Tel. +49 123 4567-89. Beste Grüße Signatur |
Muster-Vorlage einer Abwesenheitsnotiz in EnglischThank you for your e-mail. I return to the office on day the XXth of month year. Your e-mail will not be forwarded. For urgent matters please contact Vorname Nachname, vorname.nachname@domain.de, tel. +49 123 4567-89. Kind regards, Signatur |
E-Mail-Tipp #13: E-Mails verschlüsseln
Es gibt noch immer Office-Worker, die keine E-Mail-Verschlüsselung nutzen. Dabei gibt es längst benutzerfreundliche Möglichkeiten, um die elektronische Post zu schützen. Wer höchst Vertrauliches sendet, sollte unbedingt verschlüsseln.