Den Traum vom erfolgreichen Start-up träumen viele. Doch eine gute Idee ist noch lange keine Garantie für den Erfolg des eigenen Business. Das wissen auch die Steuerexperten Elisa Lutz und Tobias Sick.
#1: Gründen mit Freunden will gut überlegt sein
Oft entstehen die besten Geschäftsideen im Kreise von Freunden. Dann werden sofort große Pläne geschmiedet, wie die Weltherrschaft an sich gerissen werden kann. Diese schnell entworfenen Pläne halten jedoch in den seltensten Fällen der Realität stand.
Noch schlimmer ist es, wenn neben einem nicht funktionierenden Business auch noch die Freundschaften unter diesem Misserfolg leiden müssen. Dies passiert vor allem, wenn berufliches und privates nicht mehr unterschieden werden kann. Vertrauen ist zwar in den meisten Fällen vorhanden, doch im Ernstfall ist eine rechtliche Absicherung und eine klare Hierarchie innerhalb des Unternehmens dennoch Gold wert.
Natürlich hätte man gerne beruflichen Erfolg mit Freunden, doch so leicht wie es sich anhört, ist es meistens nicht. Spätestens bei den ersten größeren Problemen kann die Freundschaft auf eine harte Probe gestellt werden, wenn man nicht darauf vorbereitet ist.
#2: Der richtige Plan ist die halbe Miete
Es ist ein fataler Irrtum, dass eine gute Idee ausreicht, um am Markt zu bestehen. Neun von zehn Start-ups scheitern, weil die professionelle, strategische Planung nicht vorhanden ist oder daran, dass sich das Gründerteam nicht optimal in seinen Kompetenzen und Stärken ergänzt.
Viele Gründer möchten alles selbst planen und umsetzen, jedoch genau hier ist der falsche Punkt, um zu sparen. Es empfiehlt sich, externe Berater, Mentoren und Sparringspartner hinzuzuziehen, die in ihrem Bereich bereits erfolgreich bewiesen haben, Start-ups auf dem Business-Weg zum Erfolg zu begleiten. Die Unterstützung kostet im ersten Moment zwar vielleicht Zeit und/oder Geld, doch mittel- und langfristig ist die Investition und der Blick von außen Gold wert. Er hilft, die Erwartungen auf das richtige Maß zu reduzieren, den Fokus richtig zu setzen und teure Fehlentscheidungen zu minimieren.
#3: Die Idee muss auch verkauft werden
Die „eine-Million-Dollar“-Idee hört sich nett an, doch entpuppt sich, bei professioneller Betrachtung oftmals als „Rohrkrepierer“. Realismus hilft dabei, geschäftlich erfolgreich zu werden. Häufig wird nämlich die Marktfähigkeit des Produktes oder der Dienstleistung nicht richtig eingeschätzt und man „läuft daher zu lange in die falsche Richtung“.
Weitere wichtige Fragen in diesem Kontext sind:
- Welchen Mehrwert bieten wir den Kunden?
- Wie viel sind die Kunden bereit für unser Produkt oder unsere Dienstleistung zu bezahlen?
- Wie hoch sind unsere Fixkosten und variablen Kosten?
- Wie lange dauert es, bis die Gewinnzone erreicht wird?
- Welche Partner brauche ich?
- Ist die Idee patentierbar?
- Welche Rechtsform sollte man wählen?
- Welches Investitionskapital wird benötigt und wo soll dieses herkommen?
Bereits zu Beginn der Gründungsphase ist es essenziell, diese Fragen bestmöglich beantwortet zu bekommen. So kann viel Zeit, Energie und vor allem Geld gespart werden.
Eine sehr gute Möglichkeit teure Fehlentscheidungen zu vermeiden, ist die Anwendung der sogenannten „Lean Startup Methode“. Hierbei werden laut Steuerberaterin Elisa Lutz früh Marktexperimente gemacht um schnelle Erkenntnisse zum Geschäfts- und Monetarisierungsmodell und den Kundenbedürfnissen zu erhalten und dadurch schnell das Produkt- und das Geschäftsmodell weiterzuentwickeln und zu verbessern. Man spricht daher auch von einer „agilen“ Produkt- und Geschäftsmodellentwicklung – quasi das Gegenteil vom „Tüftler“, der jahrelang heimlich im Kämmerlein etwas entwickelt, mit niemandem darüber spricht („es könnte ja jemand die Idee klauen“) und oft noch den langwierigen Weg einer Patentanmeldung geht, ohne zu wissen, ob es für das Produkt überhaupt einen Markt gibt.
Sollte sich das Geschäftsmodell als nicht tragfähig herausstellen und auch nicht die passenden Stellschrauben gefunden werden, um dies zu ändern, ist nämlich ein Ende mit Schrecken besser als ein Schrecken ohne Ende.
#4: Das Gründerteam sollte vielfältig sein
Freunde sind meistens deshalb Freunde, weil sie sich in irgendeiner Form ähneln. Wichtig für eine erfolgreiche Gründung ist jedoch eine „gute Mischung“ im Gründerteam, das bedeutet, alle wichtigen unternehmerischen Aufgaben sollten von einem der Mitgründer besetzt sein – es ist also wichtig, dass sich die Kompetenzen und Stärken der Gründer optimal ergänzen. Ein Gründerteam, das nur aus BWLern, Ingenieuren oder ITlern besteht, ist also nicht optimal besetzt und auch bei Investoren nicht gern gesehen. Am besten ist, wenn im Gründerteam sowohl Business-, Produkt- und Tech-Kompetenz vereint sind.
Für jedes Start-up ist es zudem wichtig, dass jemand den Vertrieb professionell betreibt. Wenn jedoch nur Strategen unter den Gründern sind, dann muss diese Kompetenz von außen ergänzt werden, sei es in der Form, dass gezielt ein weiterer Mitgründer speziell für den noch nicht besetzten Aufgabenbereich gesucht wird oder die Aufgabe (notfalls) durch einen externen Partner abgedeckt wird. Start-up-Expertin Elisa Lutz von HWS empfiehlt jedoch: Die wichtigsten unternehmerischen Aufgaben sollten stets durch das Gründerteam selbst besetzt sein, um möglichst geringe Abhängigkeiten und kurze Wege zu haben.
So gut wie keine Idee ist ein Selbstläufer am Markt. Es benötigt immer einen aktiven Vertrieb, um am Markt Fuß zu fassen oder auch um Investitionskapital aufzutreiben. Auch Marketing und Öffentlichkeitsarbeit sind Instanzen, die professionell betrieben werden müssen. Ein weiterer wichtiger Bereich sind die Finanzen – hier kann wertvolle Unterstützung beispielsweise durch einen auf Start-up-spezifische Themen spezialisierten Steuerberater erfolgen.
Eine kritische Selbstreflexion der eigenen Kompetenzen hilft sehr dabei, fehlenden Fähigkeiten, die für den Erfolg des Unternehmens unerlässlich sind, auf die Spur zu kommen. Auch hier kann ein externer Berater, Mentor oder Business Angel helfen, auf die eigenen „blinden“ Flecken aufmerksam zu machen.
#5: Es sollten ausreichend Kapitalreserven vorhanden sein
Der Traum des eigenen Start-ups kann sich sehr schnell als Albtraum entpuppen. Vor allem dann, wenn kein oder zu wenig Kapital zur Verfügung steht bis sich das Unternehmen aus dem erzielten Umsatz selbst trägt. Viele Gründer sind dermaßen euphorisiert von ihrer Idee, dass sie sich Hals über Kopf in die Selbständigkeit stürzen und oft sogar ihren Job an den Nagel hängen. Dies übt finanziellen Druck aus auf die Gründer, denn nun muss das Projekt möglichst schnell möglichst viel Geld abwerfen, damit das eigene Leben bestritten werden kann.
Erschwerend kommt oftmals hinzu, dass die Geldgeber für das Start-up am Anfang häufig nur aus Freunden und Familienmitgliedern bestehen. Auch hier vermischt sich dann Privates mit Beruflichem und ein Scheitern des Start-ups hat unweigerlich Auswirkungen auf die privaten Beziehungen. Denn daran, dass das geliehene Geld weg und das Start-up „an die Wand gefahren“ ist, ist nach der Praxiserfahrung von Steuerexperte Tobias Sick schon so manche Freundschaft bzw. manches harmonisches Familienverhältnis zerbrochen. Eine rationale Analyse der Chancen und Risiken hilft dabei, kühlen Kopf zu bewahren und die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Fazit
Selbst in der derzeit wirtschaftlich schwierigen Zeit ist es für viele Menschen interessant, ein eigenes Start-up zu gründen, in welchem sie sich verwirklichen können. Doch es lauern, wie oben skizziert, einige Gefahren auf dem Weg zum erfolgreichen Unternehmen. Wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Gründung ist neben einer ausgezeichneten Idee ein sich aus verschiedenen Kompetenzen optimal ergänzendes Gründerteam. Ist dies nicht gegeben, sollte versucht werden die fehlenden Kompetenzen gezielt zu besetzen oder andernfalls von einer Gründung abzusehen, da diese dann nur geringere Aussichten auf Erfolg hat. Externe Expertise, Mentoren und Business Angels helfen dabei, die Schwachstellen zu identifizieren, Risiken zu minimieren und die Chancen auf einen geschäftlichen Erfolg maßgeblich zu erhöhen.
Autoren
Steuerberaterin Elisa Lutz ist Steuerexpertin für innovative Branchen wie eCommerce, Blockchain, Kryprowährungen, SaaS und IT-Mandate aller Art sowohl im nationalen als auch im internationalen Kontext und Partnerin der mittelständischen Kanzlei HWS mit Hauptsitz in Stuttgart.
„Start-up-Steuermann“ Tobias Sick ist bekannter Steuerexperte für ambitionierte Start-ups und Wachstumsunternehmen, Steuerberater/Wirtschaftsprüfer und ebenfalls Partner bei HWS in Stuttgart, Co-Autor des Buches „Start-up-Guide“ sowie ehrenamtlich Finanzvorstand des Startup Stuttgart e. V. |