An einem geordneten Schreibtisch sitzt ein wohlstrukturierter Geist. So könnte das Motto für den heute begangenen Räum-Deinen-Schreibtisch-auf-Tag lauten. Martin A. Völker hat darüber nachgedacht und ruft zum Aktivwerden auf.
Zu den beliebtesten Plänen am Jahresanfang gehört das Vorhaben, endlich das Büro und den Schreibtisch aufzuräumen. Meistens bleibt es jedoch beim Gedankenspiel einer besseren Ordnung, weil das dynamische Tagesgeschäft nach dem Urlaub schnell klarmacht, dass dafür keine Zeit bleibt. Und trotzdem lohnt es sich, diesem Vorsatz Taten folgen zu lassen. Durch das Archivieren, Ablegen und auch Wegwerfen stellt sich räumliche wie geistige Erleichterung ein, die den Arbeitseifer und die Zufriedenheit steigert. Das mag der Hauptgrund dafür sein, dass der heutige Tag in den USA als „National Clean off Your Desk Day“ begangen wird.
Hinterlasse einen guten Eindruck
Trotz New-Work-Kreativität bleiben geordnete Verhältnisse im Büro überlebenswichtig. Überblickbarkeit verschafft Sicherheit wie psychische Stabilität. Die in vielen Büros und Unternehmen eingeführte Clean-Desk-Policy weist aber noch andere Vorteile auf. Ein aufgeräumter und nach Arbeitsschluss leer geräumter Schreibtisch steigert die Reputation eines Unternehmens mit Kundenkontakt. Zudem bleibt die heute viel diskutierte Sicherheit interner Daten gewahrt, da keine Zettel mit sensiblen Zugangs- oder Personendaten offen herumliegen.
Was Goethe dazu sagen würde
Höhenverstellbare Schreibtische sind schon für eine reibungslose und variable Benutzung frei von unnötigem Ballast zu halten. Für andere Schreibtischarten gilt, genügend und geeignete Stauraummöbel zu haben: Container, Schubläden und Schränke. Bevor man diese jedoch wiederum verrümpelt, muss aussortiert werden. Der Dichterfürst Goethe war ein großer Freund der Ordnung am Arbeitsplatz: In einem Teil seines Romans „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ („Die neue Melusine“) lobt er die in ihrer Zeit fortschrittlichen „künstlichen“ Schreibtische des Möbelbauers David Roentgen, „wo mit einem Zug viele Federn und Ressorts in Bewegung kommen, Pult und Schreibzeug, Brief- und Geldfächer“. Technische Finesse war damals schon ein Hilfsmittel, um jeder Tätigkeit, jedem Arbeitsprodukt den geeigneten Platz zuzuweisen.
Heute schon einen Arbeitsplatz gewählt?
Eines der aktuellen Zauberworte im Bürobereich lautet „Desk-Sharing“. Um Arbeitsplätze besser auslasten zu können und agile Arbeitsweisen zu befördern, wird auf feste bzw. personalisierte Schreibtische verzichtet. An jedem Tag findet eine freie Arbeitsplatzwahl statt. Eine solche Nutzung von Bürolandschaften macht einen leeren Schreibtisch nach verrichteter Arbeit unbedingt erforderlich und fragt den Nutzer danach, was er zum Arbeiten überhaupt benötigt und auspackt. Nicht jeder Stift, jeder Tacker oder jeder Ordner muss auf dem Schreibtisch auf seinen Einsatz warten. Wird mit Desk-Sharing der geordnete und leere Schreibtisch zur Normalität, bleibt nur noch das Aufräumen des E-Mail-Faches. Aber das verschieben wir gern auf das nächste Jahr ...