Gerold Wolfarth ist ein erfolgreicher Manager: CEO der bk Group. Sein 1999 als One-Man-Show gegründetes Unternehmen für Ladenbau hat heute 200 Mitarbeiter in mehr als 27 Ländern. Mit der Geburt seiner Tochter hat er für sich einen Papa-Tag und die 4-Tage-Woche eingeführt. Wir sprachen mit ihm darüber.
OFFICE ROXX: Herr Wolfarth, beruflich erfolgreiche Männer glänzen in der Familie oft durch Abwesenheit. Ist das aus Ihrer Sicht eine Notwendigkeit oder eine Flucht vor der häuslichen Verantwortung?
Gerold Wolfarth: Dies ist für mich eindeutig die Flucht vor der Verantwortung. Ich sehe es sehr häufig, dass männliche Mitarbeiter länger im Büro sind, um genau dieser Verantwortung künstlich zu entgehen.
Waren Managementkompetenzen wie Planung, Organisation, Führung und Kontrolle für Sie ausreichend, das Familienleben zu meistern, oder mussten Sie sich mit anderen Skills neu erfinden?
Meine über Jahre erworbenen Managementkompetenzen haben mir sehr geholfen, den Alltag mit zwei Kindern allein zu managen. Unabhängig davon waren speziell die ersten Jahre eine Herausforderung, insbesondere wenn die Kinder krank waren und eine Rund-um-Betreuung benötigten oder Arzttermine koordiniert werden mussten.
Wie haben Sie es geschafft, Familie und Arbeit nach der Geburt Ihrer Tochter in Einklang zu bringen?
Dies war nur mit großer Konsequenz in allen Bereichen möglich. Handy aus, feste Zeiten für die E-Mail-Bearbeitung, Zeit für die Kinder, das Delegieren der Aufgaben an Mitarbeiter. Mein starker Wille, dies zu schaffen, hat dazu beigetragen, dass ich diesen Papa-Tag nun seit 15 Jahren einhalte. Schnell wurde der Papa-Tag so heilig wie der „Heilige Abend“, welcher bekanntlich auch nicht verschoben wird.
Wie hat sich Ihr familiäres Engagement auf Ihr Unternehmen ausgewirkt?
Generell hat meine Abwesenheit in keinster Weise geschadet. Ich kann heute klar sagen, dass mein Papa-Tag dem Unternehmen gut tut. Ich konnte hier eine neue Perspektive einnehmen, mich aus dem Alltag herausziehen und dadurch neue kreative Gedanken fassen.
Sie zeigen in Ihrem Buch „Gewinn ist nur ein Nebenprodukt“, dass Erfolg für Sie ein Kernthema darstellt. Woran bemisst sich der Erfolg in der Familie? Lässt er sich überhaupt beziffern?
Von Erfolg in der Familie würde ich sprechen, wenn Eltern ein super Verhältnis zu ihren Kindern haben und behalten, wenn die Kinder zum Beispiel nach dem Auszug noch sehr gern nach Hause kommen. Dann haben Eltern alles richtig gemacht.
Sie absolvierten mit 22 Jahren Ihren ersten Ironman und standen dafür monatelang jeden Morgen um 4:30 Uhr auf. Denken Sie heute vielleicht manchmal daran, dass es auch die Auszeichnung Ironmom oder Irondad geben müsste?
Das ist eine sehr gute Idee, denn die tägliche Kinderbetreuung ist eine Aufgabe, welche höchste Herausforderungen mit sich bringt. Daher ist ein Vergleich mit dem Ironman ein sehr schönes und passendes Bild.
Vielen Dank für das Gespräch.