Robert Nehring hat nicht viel von Marcel Proust gelesen, stellt aber ebenfalls gern viele Fragen. Interessanten Persönlichkeiten aus dem Büroumfeld schickt er auch mal einen Fragebogen. Diesmal antwortete Dirk Offermanns, Geschäftsführer von Kinnarps Deutschland.
ARBEITEN
1. Bitte beschreiben Sie Ihren Arbeitsplatz.
Ich habe keinen zugeordneten Arbeitsplatz mehr, denn wo ich gerade bin, da ist mein Arbeitsplatz. Jeder Kinnarps-Arbeitsplatz ist mein nächster Arbeitsplatz. Ob im Headquarter in Worms oder in unseren Showrooms in Köln und Hamburg – ich richte meinen Arbeitsort nach der jeweiligen Tätigkeit aus. Das kann am ikonischen Vagabond Desk von Materia sein, konzentriert im Stehen am Oberon-Schreibtisch oder am modularen System Trixagon.
2. Wie kommen Sie zur Arbeit?
Zu Fuß, mit den Öffis, mit dem Zug, mit dem Auto oder mit dem Flugzeug. Je nachdem, woher ich gerade komme und wohin es geht.
3. Wo arbeiten Sie am liebsten?
In unseren Kinnarps-Showrooms mit den Kolleginnen und Kollegen und in unserem schwedischen Headquarter in Kinnarp.
4. Wie viele Videocalls haben Sie pro Woche und wie viel Zeit verbringen Sie mit diesen?
Durchschnittlich zehn bis zwölf Calls pro Woche, die fokussiert und vorbereitet ablaufen sollen.
5. Wie viele Stunden verbringen Sie im Schnitt pro Woche in Social-Media-Kanälen?
Gut drei Stunden. Podcasts ausgenommen.
6. Wie viele Stunden arbeiten Sie im Schnitt pro Woche?
50 bis 60 Stunden, abhängig von Projekten und Reisen.
7. Ihre drei Lieblingslösungen von Kinnarps?
Unser Blue-Truck-Logistiksystem, unser Nachhaltigkeitskonzept und unser Konzept der ganzheitlichen Ergonomie. In diesem Zusammenhang darf auch unser Next-Office-Konzept nicht fehlen.
8. Diese drei Büroeinrichtungslösungen von anderen Unternehmen sind auch nicht zu verachten:
Die neue Produktreihe der Space Office Pods von Silen, die Rugxstyle-Kollektion von Object Carpet und die LED-Tischleuchte Bicult von Trilux.
9. Wie ist Kinnarps durch die Krisen seit 2020 gekommen? Was war und ist besonders herausfordernd?
Wir sind sehr gut durch die Krisen gekommen und konnten den Internationalisierungsprozess der deutschen Vertriebsorganisation im letzten Jahr deutlich vorantreiben. Wir haben jetzt das Thema Employer Branding in den Vordergrund gestellt. Herausfordernd ist nun der Recruitingprozess mit dem Ziel, Menschen zu finden, die sich für Kinnarps begeistern und andere davon begeistern wollen.
10. Die letzte Orgatec hatte etwas von einer imm cologne: Wie weit könnten Büro- und Wohnmöbel noch zusammenwachsen?
Ja, gerade weil in den relevanten Bürobereichen eine hohe Aufenthaltsqualität erreicht werden soll, vermischen sich Wohn- und Büroeinrichtungen immer mehr. Kinnarps hat mit seinem skandinavischen Design der Marken Materia, Skandiform und NC Nordic Care sehr gute Angebote in den entsprechenden Segmenten. Diese Welt ist uns vertraut.
11. Apropos Orgatec: Mit welchen Erwartungen fahren Sie im Oktober nach Köln? Können Sie schon etwas zum Kinnarps-Stand verraten?
Unser Stand wird ein Ort sein, der sich physisch und sozial auf das Wohl des Menschen und den Schutz der planetaren Ressourcen konzentriert. Ein schwedischer, naturnaher und harmonischer Raum, in dem Besuchende unsere Kinnarps-Welt ganzheitlich erleben.
12. Das Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben. Auch Coworking Spaces scheinen sich etabliert zu haben. Wie wird sich das Thema mobile Arbeit resp. Hybrid Working wohl entwickeln?
Da Studien belegen, dass sich Arbeitnehmende im Homeoffice häufig zufriedener und produktiver fühlen, am Büro jedoch den Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen sowie die Trennung von Berufs- und Privatleben schätzen, werden Unternehmen mit ihren Back-to-the-Office-Strategien genau dort ansetzen und ein Umfeld für mehr soziales Miteinander schaffen. Für die jüngere Generationen liegen die Präferenzen noch deutlicher beim hybriden Arbeiten, so dass sich meines Erachtens ein für alle zufriedenstellender Mix aus Büropräsenz und mobiler Arbeit von je zwei bis drei Tagen etablieren wird.
13. Auch hierzulande zeichnen sich stellenweise Büroflächenrückgänge und neue Kernaufgaben für das Corporate Office ab. Wie sehen Sie das?
Das Büro in zentraler und attraktiver Lage mit guter Verkehrsanbindung und Infrastruktur ist gefragt. Immer stärker kommt ihm die Aufgabe eines Kommunikations- und Begegnungsortes zu, der den Teams als Kreativitätsinkubator dient und die Bindung an das Unternehmen fördert. Mehr intelligente Interior-Qualität auf weniger Fläche umzusetzen und erlebbar zu machen, wird ein wesentliches Ziel werden.
14. Welche Auswirkungen können diese Entwicklungen auf die Büromöbelbranche haben?
Sie führen zu Produktportfolios, die so flexibel sind, dass die Lösungen für viele Kommunikationssituationen einsetzbar sind. Und zu Planungen, die von Anfang an große Flexibilität in der Einrichtung möglich macht. Eine hohe Qualität der Produkte, die einen langen Lebenszyklus haben und aufgearbeitet werden können, sorgt ebenfalls für mehr Nachhaltigkeit, denn Unternehmen können auf Änderungen reagieren.
15. Zu den größten Fehlern der Büroeinrichtungsbranche gehört, …
… Euroscheine unter den Tisch zu kleben, also Möbel zu verscherbeln, um Produktionsstätten auszulasten.
16. Die Zukunft des Fachhandels …
… liegt in einer engen Allianz mit den Herstellern und in der regionalen Nähe mit großer Dienstleistungskompetenz.
17. Wie stellen Sie sich Büros im Jahre 2040 vor?
Welche Konsequenzen technische Entwicklungen wie KI noch haben werden, darüber lässt sich nur spekulieren. Aber ich wünsche mir, dass das Büro attraktiver Wohlfühlort und Treffpunkt für zwischenmenschlichen Austausch und Kommunikation wird, in dem Kreativität gefördert und Technik dafür genutzt wird. Auch als Gegenpol zur Vereinsamung in der Gesellschaft.
18. Mieten soll das Potenzial haben, im Büro das neue Kaufen zu werden. Teilen Sie diese Auffassung?
Natürlich, wenn die Unternehmen auch bereit sind, die erforderlichen Kosten zu tragen, um zu gewährleisten, dass der ökologische Kreislauf der Möbel durch weitere Verwendung aufrechterhalten wird.
19. Was Sie schon immer einmal zur Entwicklung der Büroarbeit sagen wollten:
Veränderung braucht noch mehr Mut und Technikoffenheit.
20. Wie stehen Sie zum Thema ökologische Nachhaltigkeit?
Ich bin zu 100 Prozent Befürworter. Sie sollte aber nicht auf Siegel und Zertifikate reduziert werden.
21. … und die Digitalisierung?
Zwingend notwendig und hilfreich.
22. Was halten Sie von New Work?
Viel, denn New Work hat viele Gemeinsamkeiten mit den Prinzipien von Swedish Leadership. Beide zielen darauf ab, Arbeitsumgebungen zu schaffen, die auf menschliche Bedürfnisse eingehen und gleichzeitig die Effizienz und Kreativität fördern.
23. Den Generationen Y und Z rate ich, …
… dass wir alle voneinander lernen können. Denn es gibt mehr Unterschiede zwischen den Menschen innerhalb einer Generation als zwischen Generationen.
24. Woran arbeiten Sie gerade?
Kundenprojekte, Kick-off zum neuen Geschäftsjahr und Recruiting.
25. Was inspiriert Sie?
Aktive Teilnahme an Sportevents, Reisen und gute Gespräche.
26. Ihr größter beruflicher Erfolg?
Den zu mir passenden Arbeitgeber zu finden.
27. Der größte Misserfolg?
Den nicht zu mir passenden Arbeitgeber zu finden.
28. Xing oder LinkedIn oder …?
LinkedIn.
29. Apple oder Microsoft?
iPhone und iPad, aber Microsoft-PC.
30. Lesen Sie noch Gedrucktes?
Sehr gern Bücher.
LEBEN
31. Was würden Sie als „König von Deutschland“ zuerst ändern?
Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion stärker fördern, Fremdenfeindlichkeit mehr entgegenwirken.
32. Was würden Sie gern können?
Ein Instrument spielen, Songs komponieren und singen mit einer Band.
33. Wo würden Sie am liebsten leben?
Im Sommer in den schwedischen Schären, im Winter in den Bergen. Aber ich bin glücklich, in einer weltoffenen und toleranten Stadt wie Köln zu leben.
34. Wobei können Sie gut entspannen?
Beim Wandern mit unserem Hund Luis.
35. Ihr ursprünglicher Berufswunsch?
Der Nachfolger des Sportreporters Ben Wett zu werden.
36. Ihre Hauptcharaktereigenschaften?
Offenheit, Lebensfreude und Interesse an Menschen.
37. Ihre Hobbys oder Leidenschaften?
Sport und Reisen.
38. Ihre drei Dinge für die einsame Insel?
Unser Hund Luis, Buch und SUP (Stand-up-paddle-Board).
39. Ihr Lieblingskünstler?
Freddie Mercury.
40. Ihr Lieblingsbuch?
Oft das Buch, das ich gerade lese. Zurzeit erfreue ich mich an Maike van den Booms „Acht Stunden mehr Glück: Warum Menschen in Skandinavien glücklicher arbeiten und was wir von ihnen lernen können“.
41. Ihr Lieblingsgericht?
Pasta in allen Variationen.
42. Ihre Lieblingsweisheit?
Energie folgt dem Fokus!
43. Haben Sie ein Lebensmotto?
Walk Your Talk!
44. Der Sinn des Lebens …
„Was du denkst, bist du. Was du bist, strahlst du aus. Was du ausstrahlst, ziehst du an.“ Buddha
45. E-Auto oder Verbrenner?
Mein E-Auto ist bestellt.
46. FC Bayern oder Borussia Dortmund oder …?
Nur der effzeh Köln.
47. Beatles oder Stones, Ärzte oder Hosen oder …?
U2, Queen, Coldplay, BAP, Udo Lindenberg, …
48. Bier oder Wein?
Bier heißt in meiner Heimat „Kölsch“.
49. Strand oder Berge?
Sowohl als auch.
50. Und Ihre Uhr: analog oder digital?
Passend zur Stimmung: mal digital, mal analog.
DIRK OFFERMANNS
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