Stefan Diez ist ein Office Pioneer, wie er im Buche steht. Denn mit diesem Beitrag ist der Designer auch in Band zwei von „OFFICE PIONEERS: Ausblicke auf das Büro 2030“ präsent.
Als ich gebeten wurde, etwas für einen Sammelband über die Zukunft des Büros zu schreiben, habe ich entschieden, dass mein Beitrag nur eine Reihe loser Beobachtungen aus meiner Perspektive sein kann. Der Perspektive eines Designers, der selbst viel und gern arbeitet, für den der eigene Arbeitsort zentral ist, der aber auch immer wieder mit der Gestaltung von Produkten, zum Beispiel Bürostühlen, zu tun hat.
Ich thematisiere also in einem ersten Teil meine persönlichen Gedanken. Einiges ist sehr unmittelbar von der Erfahrung der sogenannten Corona-Zeit geprägt, die wir aktuell erleben. In einem zweiten Teil stelle ich ein Projekt vor, das ich im Jahr 2020 mit Studierenden des Studiengangs Industrial Design 1 (ID1) an der Universität für angewandte Kunst Wien in meiner Rolle als Professor erarbeitet habe. Es heißt „Workspace in Progress“ und bringt die Sicht einer jungen Generation auf die Bedeutung und Herausforderung von Arbeit ein.
Die Arbeit
Ich glaube, das eigene Verhältnis zur Arbeit und die Frage, wie man Arbeitsräume gestaltet haben möchte, werden stark geprägt davon, wie man als Kind im Umfeld der eigenen Eltern damit in Berührung gekommen ist. Meine Eltern führten gemeinsam eine Schreinerei. Soweit ich mich erinnere, hat ihnen das Arbeiten ziemlich viel Spaß gemacht. Sie hatten ihre Arbeitsplätze zwar in größtmöglicher Entfernung voneinander eingerichtet, aber sie liebten es, über alles Mögliche zu diskutieren, zum Beispiel, ob man sich den Umbau der Werkstatt würde leisten können. Diese Gespräche schienen nicht besonders belastet. Mir ist das in ganz klarer und positiver Erinnerung: wie ich meinen Vater als Erfinder wahrgenommen habe, dessen Werkzeug sein Zeichenbrett war. Beide schätzten einen äußerst strukturierten Tagesablauf mit vielen festen Ritualen wie der täglichen Breznpause. Sie hatten private Leidenschaften, pflegten ihren Gemüsegarten und waren in einer Art Karnevalsverein, der das ganze Jahr über aktiv war und sich vor allem um möglichst spektakuläre Geburtstagsfeiern seiner Mitglieder kümmerte. Für mich ist das in der Erinnerung eine Art Gesamtkunstwerk, und so ähnlich lebe ich Arbeit wohl auch.
OFFICE ROXX plus
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