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Coworking konkret #7: Tobias Kremkau zu neuen Akteuren im Coworking

Cowor­king fin­det längst nicht mehr nur in Cowor­king Spaces statt, son­dern auch in Ban­ken, Kir­chen, Hotels oder Bahn­hö­fen. „Cowor­king-Papst“ Tobi­as Krem­kau macht eine wich­ti­ge Unter­schei­dung in Bezug auf sol­che Orte.

Tobias Kremkau denkt, schreibt, spricht und berät zu den Themen Coworking und Neue Arbeit. Coworking ist für ihn mehr Berufung als nur Beruf. Die Zeit zählte den „Coworking-Papst“, wie er schon bezeichnet wurde, 2019 zu den 100 wichtigsten jungen Ostdeutschen. blog.kremkau.io. Abbildung: Larissa Hägele

Tobi­as Krem­kau denkt, schreibt, spricht und berät zu den The­men Cowor­king und Neue Arbeit. Cowor­king ist für ihn mehr Beru­fung als nur Beruf. Die Zeit zähl­te den „Cowor­king-Papst“, wie er schon bezeich­net wur­de, 2019 zu den 100 wich­tigs­ten jun­gen Ost­deut­schen. blog.kremkau.io. Abbil­dung: Laris­sa Hägele

In der vor­an­ge­gan­ge­nen Aus­ga­be die­ser Kolum­ne habe ich erklärt – und dies nicht zum ers­ten Mal –, dass Cowor­king eine Kul­tur des Mit­ein­an­ders ist. Kul­tur ist ein Begriff, der sämt­li­che Erschei­nungs­for­men unse­res Daseins meint, die auf Wer­ten und erlern­ten Ver­hal­tens­wei­sen beru­hen. Was Cowor­king also aus­macht, ist die Art und Wei­se, wie wir Men­schen mit­ein­an­der inter­agie­ren. Und wenn dem so ist, dann kann Cowor­king an jedem Ort statt­fin­den, an dem Men­schen zusam­men­kom­men, und ist nicht nur auf ein Cowor­king Space begrenzt.

Des­halb soll es hier zur Abwechs­lung ein­mal nicht um Cowor­king Spaces gehen, son­dern um die neu­en Akteu­re der Cowor­king-Bewe­gung, die die­se Kul­tur des Mit­ein­an­ders an die unter­schied­lichs­ten Orte brin­gen. Denn es sind schon lan­ge nicht mehr nur Cowor­king Spaces, die den Men­schen Cowor­king ermög­li­chen. Auch Ban­ken, Biblio­the­ken, Kir­chen, Hotels, Ein­kaufs­zen­tren, Knei­pen, Bahn­hö­fe, Flug­hä­fen, Rat­häu­ser und Sport­ver­ei­ne haben Cowor­king als ein Betä­ti­gungs­feld für sich entdeckt.

Auf den ers­ten Blick las­sen sich die­se Akteu­re und mit ihnen die­se neu­en Orte des Cowor­king in zwei Kate­go­rien unter­tei­len: Ers­tens die Ange­bo­te, die Cowor­king als den Zugang zu und das Tei­len von Infra­struk­tur defi­nie­ren. Die­se kenn­zeich­net eine hohe Fluk­tua­ti­on und die Ori­en­tie­rung am Nut­zungs­ver­hal­ten. Zwei­tens die Orte, die sich in der Ver­gan­gen­heit durch Auf­ent­halts­an­ge­bo­te und Com­mu­ni­ty-Kon­zep­te defi­nier­ten und nun neue Ansät­ze suchen, damit Men­schen dort ver­wei­len. Sie set­zen auf Kopräsenz-Erlebnisse.


Die Geräusch­ku­lis­se ist eine Eigen­schaft von Orten, die oft nur unbe­wusst wahr­ge­nom­men wird. Fokus­ar­beit lässt sich am bes­ten in ruhi­gen Räu­men erle­di­gen. Für krea­ti­ve Pro­zes­se braucht es manch­mal etwas mehr hör­ba­res Leben um einen her­um. Geräusch­un­ter­drü­cken­de Kopf­hö­rer hel­fen abzu­schal­ten und Apps wie Cof­fi­ti­vi­ty sor­gen für etwas mehr krea­ti­ven Krach. Mit Letz­te­ren ver­set­ze ich mich an leben­di­ge Orte wie ein bra­si­lia­ni­sches Café oder eine Uni-Kan­ti­ne, wenn ich der Stil­le des Home­of­fice ent­ge­hen und in mei­nen Arbeits­flow ein­tau­chen möchte.“

Tipp von Tobi­as Kremkau


Die ers­te Kate­go­rie umfasst bei­spiels­wei­se Bahn­hö­fe, Flug­hä­fen, Hotels und auch tem­po­rä­re Cowor­king-Pop-ups. Wer auf sei­nen Zug am Bahn­hof oder sei­nen Anschluss am Flug­ha­fen war­tet, möch­te nicht Mit­glied eines Cowor­king Spaces wer­den. In sol­chen Situa­tio­nen geht es nur dar­um, ein paar Minu­ten oder auch Stun­den mobil arbei­ten zu kön­nen. In die­se Kate­go­rie gehö­ren auch Hotels und Knei­pen, die tags­über Cowor­king-Arbeits­plät­ze anbie­ten, bis die regu­lä­ren Gäs­te kom­men, wel­che sich einen schö­nen Abend machen möchten.

Ist das noch Cowor­king? Dar­über lässt sich dis­ku­tie­ren. Denn auch wenn es kei­ne fes­te Com­mu­ni­ty an Mit­glie­dern gibt, sind sozia­le Inter­ak­tio­nen mit ande­ren Men­schen mög­lich. Ohne die ver­bin­den­de Zuge­hö­rig­keit zur sel­ben Com­mu­ni­ty hängt dies ver­mut­lich vom Ein­satz der ein­zel­nen Per­so­nen ab, vor allem in der kur­zen Zeit des Auf­ent­halts. Die­se Orte sind aber eben­so ein Beleg dafür, dass sich die Arbeits­welt ver­än­dert hat. Wäh­rend noch über das Zurück ins Büro dis­ku­tiert wird, schaf­fen die mobil arbei­ten­den Men­schen Tatsachen.

Die zwei­te Kate­go­rie umfasst dage­gen Orte wie Ban­ken, Biblio­the­ken, Kir­chen und auch Sport­ver­ei­ne, die sich in ers­ter Linie durch Mit­glied­schaf­ten aus­zeich­nen und die man in der Regel als Mit­glied regel­mä­ßig auf­sucht. Sie suchen nach neu­en Kon­zep­ten, damit Men­schen sich wie­der bei ihnen auf­hal­ten und sie über­haupt noch als Akteu­re wahr­ge­nom­men wer­den. Durch Cowor­king kann bei­spiels­wei­se eine Bank­fi­lia­le auch in Zei­ten des Online-Ban­kings Sinn machen oder die Räu­me des Sport­ver­eins auch tags­über effi­zi­ent genutzt werden.

Bei­den Kate­go­rien ist der posi­ti­ve Effekt gemein, dass durch sie mehr Men­schen mit der Cowor­king-Idee in Kon­takt kom­men. Sei es durch das Prak­ti­zie­ren mobi­len Arbei­tens auf Rei­sen oder das Auf­su­chen von Orten, von denen aus auch ande­re Men­schen arbei­ten, um sich nicht ein­sam zu füh­len. Cowor­king kann davon pro­fi­tie­ren und somit kön­nen es auch die Cowor­king Spaces. Über Cowor­king bes­ser infor­mier­te Men­schen sind die bes­te Grund­la­ge für eine zukünf­tig höhe­re Nach­fra­ge nach pro­fes­sio­nel­len Coworking-Angeboten.

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