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50 Fragen an Frank Nehring

Robert Neh­ring hat nicht viel von Mar­cel Proust gele­sen, stellt aber eben­falls gern vie­le Fra­gen. Inter­es­san­ten Per­sön­lich­kei­ten aus dem Büro­um­feld schickt er auch mal einen Fra­ge­bo­gen. Nach 25 Jah­ren war es Zeit, dass auch der Grün­der unse­res Ver­lags einen bekommt: Frank Neh­ring, heu­te Prä­si­dent des Ost­deut­schen Wirt­schafts­fo­rums OWF.ZUKUNFT.

Frank Nehring, Gründer BüroSpezial, Präsident & Gründer Ostdeutsches Wirtschaftsforum OWF.ZUKUNFT. Abbildung: Christiane Fiedler

Frank Neh­ring, Grün­der der Zeit­schrift Büro­Spe­zi­al, Prä­si­dent & Grün­der des Ost­deut­schen Wirt­schafts­fo­rum OWF.ZUKUNFT. Abbil­dung: Chris­tia­ne Fiedler

ARBEITEN

1. Bitte beschreibe deinen Arbeitsplatz.

Mein Arbeits­platz ist eigent­lich über­all. Im Hotel, im Club, im Auto, bei Geschäfts­part­nern. Am meis­ten arbei­te ich aber im Home­of­fice, einem 17 m2 gro­ßen Raum mit Blick auf einen klei­nen See. Dar­in gibt es einen 160 x 80 cm gro­ßen Sitz-Steh-Tisch, einen AT von Wilkhahn und einen Schred­der von Fel­lo­wes. Zu mei­nem Tech­nik-Equip­ment gehö­ren: Mini­com­pu­ter von Ter­ra, Note­book von Leno­vo, zwei gro­ße Moni­to­re, ein 12,9“ iPad, ein iPho­ne 11, eine Web­cam und ein sepa­ra­tes Mikrofon.

2. Wo arbeitest du am liebsten?

Im Home­of­fice, vor allem, wenn ich Ruhe brauche.

3. Wann beginnt ein normaler Arbeitstag bei dir, wann ist Schluss?

Ich star­te gene­rell gegen 8 Uhr. Kei­ne Ter­mi­ne vor 10 Uhr. Ende ist gegen 18 Uhr. Es gibt immer mal Abend­ver­an­stal­tun­gen, in Coro­na-Zei­ten sind sie aber sel­te­ner und dann oft hybrid. Aller­dings kann ich auch an den Wochen­en­den sehr flei­ßig sein, wenn es dar­auf ankommt.

4. Wie viele E-Mails bekommst du im Schnitt pro Tag?

Viel zu vie­le. Es sind so vie­le, dass mir sogar die Zeit fehlt, kon­se­quent abzubestellen.

5. Wie viele Stunden arbeitest du im Schnitt pro Woche?

50. Mein Ziel für 2022: 35.

6. Wie viele Stunden arbeitest du im Schnitt pro Woche konzentriert allein?

Kei­ne Ahnung. Wer weiß das schon? Gefühlt 25 Stun­den, ver­mut­lich aber weniger.

7. Wie viele Stunden verbringst du im Schnitt pro Woche in Meetings?

Etwa 15 Stun­den in Online-Mee­tings, Tele­fon­ter­mi­ne inklusive.

8. Wie kommunizierst du vorwiegend: face to face, per Telefon, E-Mail oder Chat?

Seit Coro­na liegt face to face hin­ter Mail und Telefon.

9. Wie hast du die Bürowelt Mitte der 1990er-Jahre in Erinnerung, als du die Zeitschrift BüroSpezial (OFFICE ROXX Mag) gegründet hast?

Da herrsch­te noch das belieb­te Zel­len­bü­ro vor, für Chefs war alles eine Num­mer grö­ßer. Es gab vie­le indi­vi­du­el­le Lösun­gen für das Stan­dard­bü­ro und das Design des ein­zel­nen Pro­duk­tes stand noch mehr im Mit­tel­punkt (Tisch, Stuhl, Schrank ...).

10. Deine Lieblingslösung fürs Büro?

Klas­sisch USM oder Verwandte.

11. Wie stellst du dir Büros 2030 in Deutschland vor?

Dann gibt es kei­ne Büros mehr, nur noch Arbeit.

12. Multilokales Arbeiten, Digitalisierung, ökologische Nachhaltigkeit, Gesundheit – wie neu kommen dir diese aktuellen Bürothemen vor?

Sie kom­men mir sehr bekannt vor, nur heu­te wird ernst gemacht.

Die erste Ausgabe von BüroSpezial erschien Anfang 1997. Frank Nehring gründete die „Themenhefte für das Office“ 1996 in Berlin-Pankow.

Die ers­te Aus­ga­be von Büro­Spe­zi­al erschien Anfang 1997. Frank Neh­ring grün­de­te die „The­men­hef­te für das Office“ 1996 in Berlin-Pankow.

13. Was du schon immer einmal zur Entwicklung der Büroarbeit sagen wolltest …

Viel mehr als man denkt, lässt sich bei klei­nen Unter­neh­men etwas abschau­en. Denn die muss­ten schon immer fle­xi­bel sein. Gezeigt wer­den aber meist nur Lösun­gen aus Großunternehmen.

14. New Work bedeutet für mich …

Eine attrak­ti­ve Arbeits­form, die ich seit Jah­ren lebe. Lei­der wird der Begriff mitt­ler­wei­le infla­tio­när verwendet.

15. Boomer, X, Y, Z – was rätst du den einzelnen Generationen?

Macht euer Ding!

16. Ostdeutsche und Westdeutsche. Siehst du noch Unterschiede?

Im Gro­ßen und Gan­zen sehe ich kei­ne Unter­schie­de mehr, im Detail jedoch tau­sen­de. Aber ist das nicht normal?

17. „Anschluss“, „Wiedervereinigung“ – was hätte hier besser laufen müssen?

Im Nach­hin­ein kann man immer gut reden. Vie­les ist schon gut gelau­fen, auch wenn vie­le Men­schen schmerz­li­che Erfah­run­gen machen muss­ten. Ich kann die blü­hen­den Land­schaf­ten sehen.

18. Welche Fehler wurden in Bezug auf die ostdeutsche Wirtschaft in den letzten zehn Jahren gemacht?

In den 2010ern hat die ost­deut­sche Wirt­schaft eine rasan­te Ent­wick­lung genom­men. Die Wirt­schafts­re­gi­on Ost­deutsch­land kommt an die Wirt­schafts­kraft West­deutsch­lands zwar wei­ter­hin nicht her­an, im euro­päi­schen Ver­gleich macht sie aber eine gute Figur.

19. Was sind die größten Herausforderungen für die ostdeutsche Wirtschaft?

Die Chan­cen, die sich bie­ten, müs­sen kon­se­quent genutzt wer­den. Das braucht Kon­se­quenz und Selbst­be­wusst­sein sowie einen kla­ren Kopf in Poli­tik und Wirt­schaft. Der Nach­bau West ist vor­bei und das müs­sen ein­fach alle kapie­ren. Jetzt geht es um die Attrak­ti­vi­tät des Ostens und gera­de da braucht es noch viel, vor allem in den Köpfen.

20. Was sind die größten Chancen für die ostdeutsche Wirtschaft?

Wir haben Indus­trie­flä­chen für inno­va­ti­ve Neu­an­sied­lun­gen. Wir haben erneu­er­ba­re Ener­gien. Wir sind mitt­ler­wei­le der Wirt­schafts­raum für E-Mobi­li­tät – und das nicht erst seit Tesla.

21. Welchen Stellenwert sollte die ostdeutsche Wirtschaft bei unserer neuen Regierung haben?

Gute Fra­ge. Die ost­deut­sche Wirt­schaft an sich braucht kei­nen geson­der­ten Küm­me­rer mehr, aber struk­tur­schwa­che Regio­nen und beson­ders inno­va­ti­ve Regio­nen brau­chen geziel­te För­de­rung. Bei­des haben wir im Osten.

22. Was ist beim Ostdeutschen Wirtschaftsforum in Bad Saarow besser als beim Weltwirtschaftsforum von Davos?

Ehr­lich? Ich war noch nicht in Davos. Unser Davos heißt Bad Saa­row und das Ost­deut­sche Wirt­schafts­fo­rum kam genau zur rich­ti­gen Zeit, weil es einer Platt­form für Poli­tik, Wirt­schaft und Wis­sen­schaft bedurf­te, die nicht an den Gren­zen der ein­zel­nen ost­deut­schen Bun­des­län­der Halt macht. Der dama­li­ge Bun­des­wirt­schafts­mi­nis­ter Sig­mar Gabri­el hat beim ers­ten Wirt­schafts­fo­rum 2016 dar­auf hin­ge­wie­sen, dass Bad Saa­row eigent­lich schö­ner sei als Davos. Dar­über kön­nen Ken­ner strei­ten, in jedem Fall ist es bes­ser erreichbar.

23. Wie wird die Corona-Krise – Stand heute – unsere Wirtschaft verändern?

Das hat sie schon. Lie­fer­ket­ten wer­den kri­ti­scher betrach­tet. Ohne Digi­ta­li­sie­rung geht nichts mehr. Online ist King. Aber da kommt noch mehr, als wir uns heu­te vor­stel­len kön­nen. Nicht alles ist vor­her­seh­bar, also schön offen für Neu­es blei­ben (wer­den).

24. Woran arbeitest du gerade?

Ich schrei­be ein Buch. Nein, auf kei­nen Fall. Ich hal­te mich und alle Inter­es­sier­ten in Bezug auf die ost­deut­sche Wirt­schaft auf dem Lau­fen­den, per W+M-Newsportal, W+M-Onlinemagazin und News­let­ter W+M-Weekly. Last but not least unter­stüt­ze ich das ost­deut­sche Wirt­schafts­fo­rum, damit es wei­ter wächst und zu einem inter­na­tio­na­len Hot­spot für Trans­for­ma­ti­on wird.

Ostdeutsches Wirtschaftsforum 2019. Veranstalter Frank Nehring mit Olaf Scholz, damals noch Vizekanzler. Abbildung: OWF/S. Welscher

Ost­deut­sches Wirt­schafts­fo­rum 2019. Ver­an­stal­ter Frank Neh­ring mit Olaf Scholz, damals noch Vize­kanz­ler. Abbil­dung: OWF/S. Welscher

25. Was inspiriert dich?

Alles um mich her­um. Vor allem klu­ge und umtrie­bi­ge Men­schen. Ich bin schnell zu begeistern.

26. Dein größter beruflicher Erfolg?

Ich hat­te eini­ge, alle waren zu ihrer Zeit die größ­ten. Mal sehen, was bleibt.

27. Der größte Misserfolg?

Das klingt jetzt nach Moti­va­ti­ons­ro­man­tik, aber im Berufs­le­ben habe ich mich mit Miss­erfol­gen nicht lan­ge auf­ge­hal­ten. Wie­der etwas gelernt und wei­ter. Es gibt so vie­le ande­re Sachen, die man machen kann.

28. Xing oder LinkedIn oder …?

Ich bin bei bei­den gelis­tet. Xing ver­nach­läs­si­ge ich, Lin­ke­dIn habe ich noch nicht so ganz durchschaut.

29. Apple oder Microsoft?

Apple, nur nicht beim PC.

30. Gedruckte Zeitung oder Online-News?

Das ist kei­ne Alter­na­ti­ve. Ich lese kei­ne Papier­zei­tun­gen mehr, aber ein schön gemach­tes Maga­zin dage­gen blät­te­re ich gern durch.

LEBEN

31. Was würdest du als „König von Deutschland“ zuerst ändern?

Ich wür­de schnells­tens die­sen Titel an mei­nen Sohn oder mei­ne Enkel weitergeben.

32. Was würdest du gern können?

Ein Musik­in­stru­ment spie­len. Viel­leicht Klavier.

33. Wo würdest du am liebsten leben?

In Ber­lin und am Ostseestrand.

34. Wobei kannst du gut entspannen?

Bei Son­ne, bei Musik, aktu­ell alles von Ludo­vico Ein­au­di, oder bei einem guten Buch, bei­spiels­wei­se Juli Zeh: „Über Menschen“.

35. Dein ursprünglicher Berufswunsch?

Als Schü­ler woll­te ich mal Kame­ra­mann werden.

36. Deine Hauptcharaktereigenschaften?

Pro­ak­tiv, unge­dul­dig, extro­ver­tier­ter Intro­ver­tier­ter, intrin­sisch Motivierter.

Frank und Robert Nehring 2018. Seit 2016 hat jeder seinen Verlag.

Frank und Robert Neh­ring 2018. Seit 2016 hat jeder sei­nen Verlag.

37. Deine Hobbys oder Leidenschaften?

Mei­ne Arbeit ist wirk­lich so etwas, wofür ande­re ein Hob­by brau­chen. Aber ich bin auch gern an der fri­schen Luft, beson­ders auf Golfplätzen.

38. Deine drei Dinge für die einsame Insel?

Ehe­frau, iPad, WLAN.

39. Deine Lieblingskünstler?

Musik: Neil Young, Rol­ling Stones. Lite­ra­tur: wech­selnd, aktu­ell Juli Zeh. Male­rei: Picas­so, aber auch Klaus Zylla.

40. Dein Lieblingsbuch und dein Lieblingsfilm?

Erich Maria Remar­que: „Im Wes­ten nichts Neu­es“. Mein Lieb­lings­film zu Weih­nach­ten: „Der Grinch“.

41. Dein Lieblingssohn?

Lass mich nach­den­ken. Robert?

42. Deine Lieblingsweisheit?

Immer die Wahl haben, um das Rich­ti­ge aus­wäh­len zu können.

43. Dein Lebensmotto?

Mutig. Schritt für Schritt.

44. Der Sinn des Lebens …

Am Ende mit posi­ti­ver Bilanz dabei gewe­sen zu sein.

45. Söder, Scholz, Habeck oder?

Das ist mir zu ein­fach. Kein Kommentar.

46. Bayern oder Dortmund oder …?

Uni­on Berlin.

47. Beatles oder Stones oder …?

Stones.

48. Bier oder Wein?

Je nach Stim­mung bei­des und mehr.

49. Strand oder Berge?

Strand!

50. Und deine Uhr: analog oder digital?

Ana­log, mecha­nisch, aber mit Datum.

Frank Nehring, Gründer BüroSpezial, Präsident & Gründer Ostdeutsches Wirtschaftsforum OWF.ZUKUNFT. Abbildung: Christiane Fiedler

Abbil­dung: Chris­tia­ne Fiedler

FRANK NEHRING

  • Jahr­gang: 1953
  • Geburts­ort: : Ber­lin (Prenz­lau­er Berg)
  • Höchs­ter Abschluss (Ausbildung/Studium): Diplom VWL, Diplom Wirtschafts-Ingenieur
  • Aktu­el­le Funk­tio­nen: Prä­si­dent & Grün­der Ost­deut­sches Wirt­schafts­fo­rum OWF.ZUKUNFT (seit 2016), Her­aus­ge­ber Maga­zin Wirt­schaft + Markt (seit 2013), Geschäfts­füh­rer W+M Wirt­schaft + Markt GmbH (seit 2015), Prä­si­dent MPW Forum für Medi­en, Poli­tik und Wirt­schaft – Pres­se- und Wirt­schafts­club e.V. (seit 2016)
  • Beruf­li­che Sta­tio­nen: 1973–1990 Ver­lag Die Wirt­schaft, zuletzt Geschäfts­füh­rer, 1990–1996 Mar­ke­ting­lei­ter Ostdeutschland/Osteuropa Ber­tels­mann Fachinformation/Gabler Ver­lag, 1993–1996 Ver­lags­lei­ter FBO Ver­lag Baden-Baden, 1996–2015 Ver­le­ger Ver­lag Frank Neh­ring GmbH, 2009–2013 Seni­or Bera­ter New­Pla­ce­ment AG

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