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Design oder Nichtsein?

Wir spra­chen mit Andrej Kupetz, dem Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Rats für Form­ge­bung, über aktu­el­le Design­trends und die renom­mier­ten Awards aus sei­nem Hause.

Andrej Kupetz, Hauptgeschäftsführer des Rats für Formgebung, german-design-council.de. Abbildung: Lutz Sternstein, Quelle: Rat für Formgebung.

Andrej Kupetz, Haupt­ge­schäfts­füh­rer des Rats für Form­ge­bung, german-design-council.de. Abbil­dung: Lutz Stern­stein, Quel­le: Rat für Formgebung. 

Wer einen German Design Award erhält, hat gut lachen. Meldeschluss für den German Design Award 2020 ist am 10. Juli 2019. Abbildung: Lutz Sternstein, Quelle: Rat für Formgebung.

Wer einen Ger­man Design Award erhält, hat gut lachen. Mel­de­schluss für den Ger­man Design Award 2020 ist am 10. Juli 2019. Abbil­dung: Lutz Stern­stein, Quel­le: Rat für Formgebung. 

Die Jury nimmt sich Zeit für ihre Beurteilung. Abbildung: Daniel Banner, Quelle: Rat für Formgebung

Die Jury nimmt sich Zeit für ihre Beur­tei­lung. Abbil­dung: Dani­el Ban­ner, Quel­le: Rat für Formgebung 

OFFICE ROXX: Herr Kupetz, was macht gutes Design für Sie aus?

Andrej Kupetz: Gutes Design stellt die Bedürf­nis­se des Nut­zers in den Mit­tel­punkt: Es muss Ver­trau­en und Sicher­heit schaf­fen. Es muss wer­tig, lang­le­big und ästhe­tisch über­zeu­gend sein. Ein Pro­dukt muss altern kön­nen, aber auch noch in zehn Jah­ren attrak­tiv sein. Gutes Design ver­bin­det all die­se Eigen­schaf­ten. Dar­über hin­aus ste­he ich für einen stra­te­gi­schen Design­be­griff, der Design als Teil des Unter­neh­mens­ziels ver­steht. Von hier aus betrach­tet ist gutes Design das, wel­ches aus­ge­hend vom Mehr­wert für den Nut­zer am Ende auch zum Mehr­wert für die Mar­ke und damit zum wirt­schaft­li­chen Erfolg eines Unter­neh­mens führt.

Leben wir für Sie in einer designfreundlichen Zeit? Erfährt gutes Design heute ausreichende Wertschätzung?

Wir leben in einer Zeit, die Cus­to­mer Cen­tri­ci­ty groß schreibt und das ist ohne Zwei­fel eine sehr gute Aus­gangs­la­ge für gutes Design. Denn Design, das vom Kun­den her gedacht und umge­setzt wird, ist intui­tiv, funk­tio­nal und glei­cher­ma­ßen ästhe­tisch anspre­chend. Dass inzwi­schen auch Unter­neh­men den Wert­bei­trag von Design für den wirt­schaft­li­chen Erfolg aner­ken­nen, zeigt, dass sich Design als stra­te­gisch ent­schei­den­de Funk­ti­on durch­ge­setzt hat und ent­spre­chen­de Wert­schät­zung erfährt. Den­noch: Gutes und schlech­tes Design wird es sicher immer geben.

Welche Designtrends zeichnen sich in letzter Zeit ab, etwa vor dem Hintergrund von Digitalisierung und New Work?

Das „Inter­net der Din­ge“ wird mehr und mehr Rea­li­tät. Das heißt, die Objek­te unse­rer Lebens­welt kön­nen zuneh­mend mit­ein­an­der kom­mu­ni­zie­ren. Aber auch hier gilt: kein tech­ni­scher Schnick­schnack, son­dern Mehr­wert für den Nut­zer. Die neu­en Funk­tio­na­li­tä­ten müs­sen für ihn nicht nur intui­tiv bedien­bar sein, son­dern auch schlicht Rele­vanz haben. Das ist die Auf­ga­be guten Designs der Zukunft. Was die Kon­zep­te von New Work betrifft, kommt dem Design natür­lich eine bedeu­ten­de Rol­le zu: Design hilft dabei, Arbeits­pro­zes­se und -struk­tu­ren abzu­bil­den. Und es ist der ent­schei­den­de Hebel, wenn es dar­um geht, Ver­än­de­run­gen zu visua­li­sie­ren und bis­he­ri­ge Kon­zep­te zu hin­ter­fra­gen. Daher über­rascht es nicht, dass das Moder­ni­sie­rungs­tem­po einer Orga­ni­sa­ti­on mit der Qua­li­tät der räum­li­chen Gestal­tung kor­re­liert. Eben­so stei­gen die Arbeit­ge­ber­at­trak­ti­vi­tät und geleb­te Zusam­men­ar­beit in Unter­neh­men mit gelun­ge­ner Raum­ge­stal­tung. Inzwi­schen kon­kur­rie­ren viel­fäl­ti­ge Kon­zep­te wie Büro­land­schaf­ten, Open Spaces oder neu­er­dings der Mul­tispace. Wel­ches der Kon­zep­te dabei das rich­ti­ge ist, muss jedes Unter­neh­men für sich beant­wor­ten. Der Trend geht aber ein­deu­tig zu fle­xi­blen Öko­sys­te­men mit einer mög­lichst gro­ßen Band­brei­te an Raumoptionen.

Der Rat für Formgebung organisiert mittlerweile neun Designawards, von denen der German Design Award sicherlich der bekannteste ist. Bei welchen dieser Awards geht es auch um Produkte, Konzepte, Hersteller aus der Bürowelt?

Inno­va­ti­ve Pro­duk­te der Büro­welt kön­nen sich auch beim Ger­man Brand Award und beim Ger­man Inno­va­ti­on Award pro­fi­lie­ren. Hier steht dann eben die inte­grier­te Mar­ken­füh­rung bzw. ins­be­son­de­re der Inno­va­ti­ons­aspekt im Vor­der­grund. Aber auch in unse­ren bei­den ICONIC AWARDS (Inno­va­ti­ve Archi­tec­tu­re und Inno­va­ti­ve Inte­ri­or) wer­den Inte­ri­or-Kon­zep­te aus der Büro­welt ausgezeichnet.

Im Februar fand die Preisverleihung des German Design Award 2019 statt. Wie viele Einreichungen gab es und wie viele konnten ausgezeichnet werden?

Mit über 5.400 Ein­rei­chun­gen für die Berei­che Pro­dukt- und Kom­mu­ni­ka­ti­ons­de­sign konn­te der Ger­man Design Award 2019 erneut ein erfreu­li­ches Wachs­tum ver­zeich­nen. Es nah­men Pro­duk­te und Pro­jek­te aus 63 Län­dern teil, wobei der Anteil inter­na­tio­na­ler Ein­rei­chun­gen auf 54 Pro­zent stieg. Die Jury ver­lieh im Bereich Excel­lent Pro­duct Design ins­ge­samt 31 Gold-Aus­zeich­nun­gen in 30 Kate­go­rien, 500 Pro­duk­te durf­ten sich über eine Win­ner-Aus­zeich­nung freu­en und 531 über ein Spe­cial-Men­ti­on-Prä­di­kat. Damit bil­det der Wett­be­werb inter­na­tio­na­le Gestal­tungs­trends und die zuneh­men­de Rei­fe von Design­leis­tun­gen ab.

Nach dem Award ist vor dem Award: Wer kann sich bis wann zum German Design Award 2020 anmelden?

Der Ger­man Design Award steht welt­weit Desi­gn­in­no­va­tio­nen aller Bran­chen offen. Wenn die Inno­va­ti­on einen Mehr­wert gegen­über vor­he­ri­gen Lösun­gen leis­tet und auch die wei­te­ren Kri­te­ri­en des Wett­be­werbs erfüllt, wird eine Nomi­nie­rung für den Ger­man Design Award aus­ge­spro­chen. Anmel­dun­gen sind bis zum 10. Juli 2019 möglich.

Was kostet eine Einreichung und was eine Prämierung?

Die Teil­nah­me­ge­bühr beträgt 240 Euro. Bei einer Aus­zeich­nung fal­len Ser­vice­ge­büh­ren ab 3.350 Euro an, in denen ein umfang­rei­ches Leis­tungs­pa­ket ent­hal­ten ist. Die­ses kön­nen die Preis­trä­ger weit über den – ohne Zwei­fel beson­de­ren – Tag der Preis­ver­lei­hung hin­aus gewinn­brin­gend für ihr Unter­neh­men nutzen.

Das vom Rat für Formgebung herausgegebene Magazin Designreport wurde im April dieses Jahres eingestellt. Wie kam es dazu und wird es einen Ersatz dafür geben?

Die Medi­en­land­schaft sowie die media­len Nut­zungs­ge­wohn­hei­ten haben sich gra­vie­rend ver­än­dert, und damit auch die Vor­aus­set­zun­gen für die Pro­duk­ti­on eines Maga­zins wie dem Design­re­port. Wir muss­ten uns als Rat für Form­ge­bung die Fra­ge stel­len, inwie­weit die Inhal­te und Ent­wick­lun­gen der Dis­zi­plin heu­te und in Zukunft noch adäquat in einem Print­ma­ga­zin in zwei­mo­na­ti­ger Erschei­nungs­wei­se abge­bil­det wer­den kön­nen. Wir unter­stüt­zen mit unse­ren viel­fäl­ti­gen Akti­vi­tä­ten Unter­neh­men welt­weit dabei, ihre Posi­ti­on im Wett­be­werb durch den stra­te­gi­schen Ein­satz von Design, Inno­va­ti­on und Mar­ke zu stär­ken und damit wirt­schaft­li­chen Erfolg zu erzie­len. Wie könn­ten wir da als Insti­tu­ti­on nicht selbst bei­spiel­haft nach die­sen Prä­mis­sen vor­ge­hen? Der Rat für Form­ge­bung wird künf­tig auf digi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­le set­zen, um rele­van­te Infor­ma­tio­nen und News zu den The­men Design, Mar­ke und Inno­va­ti­on zur Ver­fü­gung zu stel­len. In wel­chen For­ma­ten, ist aktu­ell in Entwicklung.

Gibt es Pläne für weitere Designawards oder für Neuerungen bei den bestehenden?

Wir sind als Orga­ni­sa­ti­on genau­so in einem ste­ten Inno­va­ti­ons­pro­zess begrif­fen wie die Unter­neh­men, die wir seit Jahr­zehn­ten beglei­ten. Dazu gehört die kon­ti­nu­ier­li­che Wei­ter­ent­wick­lung unse­rer Awards, um mög­lichst viel Mehr­wert für unse­re Kun­den zu gene­rie­ren. Das schließt die Mög­lich­keit wei­te­rer Awards ein, die aber nur ein Teil unse­res viel umfas­sen­de­ren Bera­tungs- und Wis­sens­an­ge­bots sind, das wir unse­ren Stif­ter­un­ter­neh­men und ande­ren Stake­hol­dern anbieten.

Vie­len Dank.

Die Fra­gen stell­te Robert Nehring.

 

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