Ist älteren Angestellten die Gesundheit wichtiger als jüngeren Mitarbeitern? Ganz im Gegenteil. Karen Walkenhorst von der Techniker Krankenkasse erklärt, welche Auffassungen vorherrschen.
Komplexere Anforderungen an die Beschäftigten bringen auch neue Fragestellungen für das Gesundheitsmanagement mit sich. Wichtig ist vor allem ein gesundes Generationenmanagement, das den Lebensentwürfen der bis zu vier verschiedenen Mitarbeitergenerationen gerecht wird, die derzeit die Betriebe am Laufen halten. Insbesondere die jüngste Beschäftigtengeneration legt wieder mehr Wert auf Strukturen und eine Trennung von Arbeit und Privatem.
Generation im Überblick
Die größte Beschäftigtengruppe ist heute zugleich die Älteste: die bis Mitte der 1960er Jahre Geborenen, die sogenannten Babyboomer. Der Beruf hat – nicht nur aus Statusgründen – einen hohen Stellenwert, Hierarchien spielen eine große Rolle. Gearbeitet wird Nine-to-Five. Gesundheit und Lebensstil sind für sie Privatsache.
Die folgende Generation, die Jahrgänge bis Ende der 70er, von Arbeitswissenschaftlern auch als Generation X oder Generation Praktikum bezeichnet, wuchs in dem Bewusstsein auf, dass sich die Arbeitswelt nicht um sie reißt, ihnen mit Beginn der Digitalisierung aber immer mehr abverlangt. Um ihre Gesundheit kümmert sich die Generation X wenig, Kranksein gilt eher als Schwäche.
Die nächste Generation, Generation Y, ist mit der Digitalisierung aufgewachsen. Arbeit ist bei den Jahrgängen 1980 bis 1994 zeit- und ortsunabhängig. Arbeit und Privates verschmelzen bei ihnen immer mehr, das Private ist hier jedoch nicht mehr gleichbedeutend mit Familie. Der Beruf hat wieder einen höheren Stellenwert, aber eine sinnstiftende Aufgabe ist wichtiger als Karriere. Work-Life-Balance wird zur Herausforderung. In der Stressstudie der Techniker Krankenkasse (TK) gaben drei von zehn Beschäftigten an, für ihren Job ständig erreichbar sein zu müssen. Wenn 30 Prozent der Arbeitsplätze das erfordern, sollte die Unternehmenskultur hinterfragt werden.
Forderung nach Struktur
Die heutigen Berufseinsteiger scheinen das auch schon erkannt zu haben. Die Generation Z, die ab 1995 Geborenen, unterscheidet sich in Selbstverständnis und Haltung zur Arbeit zum Teil deutlich von den Vorgängergenerationen. Sie hält Privates und Berufliches auseinander und wenig von Großraumbüros. Durch den Bologna-Prozess haben sie im Gegensatz zu ihren Kollegen früherer Generationen ein viel strukturierteres Studium absolviert. Struktur und Organisation sind es auch, die sie jetzt von ihrem Arbeitsplatz erwarten.
Gesundheitsbewusste Generation
Die Generation Z ist selbstfokussierter und daher auch gesundheitsbewusster: Ihre Mitglieder ernähren sich gesund und wenn sie krank sind, bleiben sie zu Hause. Das führt dazu, dass junge Beschäftigte statistisch gesehen doppelt so häufig fehlen. Krankenstandsdaten der TK zeigen, dass die jungen Beschäftigten häufiger, aber kürzer krankgeschrieben sind. Und Präsentismus hilft niemandem: Das Risiko für Fehler oder Unfälle steigt, man kann andere anstecken oder Krankheiten verschleppen.
Karen Walkenhorst, |