Die Büroarbeit wird mobiler, häufig findet sie unterwegs statt. Was läge also näher, als eine Veranstaltung zu New Work in einem Zug zu veranstalten? So geschehen am 6. September im neuen ICE 4 zwischen Hamburg und Kassel. Sebastian Klöß war dabei.
Morgens, kurz nach 10 Uhr am Hamburger Hauptbahnhof. Einfahrt hat der ICE 787 nach München. Zwei Dinge sind an diesem Tag anders als sonst: Die Fahrt wird mit einem neuen ICE 4 durchgeführt, der sich derzeit im Probebetrieb befindet und ab Dezember in den fahrplanmäßigen Einsatz geht. Und Wagen 14 ist ein rollender, 250 km/h schneller Veranstaltungsraum, in dem sich Experten zu den Themen New Work und neue Mobilität befinden. Zwei Stunden lang tauschen sie sich dazu aus, wie und wo Wissensarbeit heute stattfindet.
New Work muss gelernt werden
New Work klingt erst einmal gut, nach selbstbestimmtem Arbeiten, nach Arbeit, die man wirklich will, und nach der Freiheit, dort zu arbeiten, wo es gerade am geeignetsten ist. Der Autor und Berater Markus Albers zeigt in seinem Vortrag, dass das neue Arbeiten jedoch auch seine Risiken hat – und dass wir uns vor allem noch in einem Stadium befinden, in dem wir das neue Arbeiten lernen müssen. Häufig sei es in Unternehmen unklar, wer wann erreichbar sein soll. Außerdem gehe bei der Zusammenarbeit derzeit noch vieles schief, drohe der „Collaboration Overload“. Auf der Strecke bleibe dabei das konzentrierte Nachdenken. Deshalb sei es wichtig, dass klare Regeln zur Erreichbarkeit ausgehandelt würden und dass es Orte für Konzentration gebe. Für Albers sind Züge solche Orte der Beschränkung und der Konzentration.
Coworking-Spaces als neue Arbeitsorte
Tobias Kremkau, Coworking-Manager im Berliner Coworking-Space St. Oberholz, zeigt in seinem Vortrag die Vorteile unterschiedlicher Arbeitsorte auf. Das Zuhause gebe Freiheit, das Büro die nötige Struktur, Cafés böten guten Kaffee und coole Leute zum Austauschen. Coworking-Spaces bündeln aus seiner Sicht all diese Vorteile. Unter anderem beeinflusse uns dort die Anwesenheit der anderen (Co-Präsenz) und es entstehe ein Zugehörigkeitsgefühl. Mit Coworking-Spaces jenseits der Metropolen in Mittelzentren könnten außerdem die Pendlerströme reduziert werden, findet Kremkau. Statt jeden Tag weite Strecken zum Arbeitgeber in der Großstadt zurückzulegen, könnten Arbeitnehmer dort, zumindest Tageweise, arbeiten.
Züge empfindet Kremkau wegen ihres Hintergrundrauschens als angenehme Orte, um zu arbeiten. Nicht zuletzt seien sie für ihn aber auch ein Ort der Pause. „Erholung ist auch Teil der Arbeit“, betont er. Oft sitze er daher im Zug und streame zur Entspannung einfach etwas.
Besseres WLAN im ICE
Das Streamen im Zug klappt im neuen ICE 4 und nach und nach auch in den älteren ICE-Generationen inzwischen deutlich besser als früher. Möglich macht es die Ausrüstung mit neuer WLAN-Technik, die jeweils auf die schnellsten Datennetze der Mobilfunkanbieter zurückgreift. Neben dem WLAN wurde und wird in den ICEs auch der Handyempfang verbessert. Damit könnte die für die Konzentration so wichtige Ruhe allerdings wieder abnehmen – wenn sich die Mitreisenden nicht an die Ruhebereiche halten.
Nach knapp zweieinhalb Stunden Fahrt ist Kassel-Wilhelmshöhe erreicht, die Vorträge sind vorgetragen und die Diskussion ist beendet. Alles pünktlich. Beim Aussteigen beschleicht mich der Gedanke, ob vielleicht mehr Präsentationen und Meetings in Zügen stattfinden sollten, auf klar definierten Streckenabschnitten. Ausufernde Diskussionen und endloses Überziehen des Zeitplans könnten damit der Vergangenheit angehören.