Ordnung ist das halbe Leben. Und was man nicht plant, passiert nicht. Diese Weisheiten bewahrheiten sich vor allem im Büro immer wieder. Mit unseren Tipps kommen Sie entspannter durch den Arbeitsalltag. Von Gerrit Krämer.
Die physische Organisation des Büroarbeitsplatzes tritt durch die Digitalisierung mehr und mehr in den Hintergrund. Dies führt allerdings nicht zu größerer Übersichtlichkeit und weniger Stress, ganz im Gegenteil. Der Vormarsch der digitalen Kommunikation hat für eine Informationsflut gesorgt, die viele nicht mehr beherrschen. In ihrer Gefährdungsbarometer-Studie 2017 haben die Organisationspsychologen des EO-Instituts festgestellt, dass 61 Prozent der deutschen Beschäftigten von der Informationsflut überfordert sind. Außerdem verfügen 47 Prozent oft nicht über die Informationen, die für ihre Tätigkeit wichtig wären.
Organisationstipp #1: Rituale vor der Arbeit
Nehmen Sie sich genügend Zeit vor der Arbeit. Es gibt nichts Schlimmeres, als morgens gehetzt oder verschwitzt zu sein, weil Sie zu spät aufgestanden sind. Eine wiederkehrende Reihenfolge von Tätigkeiten am Morgen schafft Routine und gibt Kraft und Sicherheit für den Tag: Nach dem Duschen einen Kaffee, dann das Frühstück mit Zeitung, den Tag planen usw. Nach einer Weile wissen Sie, wie viel Zeit Sie sich für die einzelnen Punkte gönnen wollen und können die Weckzeit optimal darauf abstimmen.
Organisationstipp #2: Morgendliche Rituale am Arbeitsplatz
Was für zu Hause gilt, lässt sich auch auf den Arbeitsplatz übertragen. Begrüßen Sie zuerst den Chef, dann alle Kollegen, legen Sie die Jacke ab, verstauen Sie Ihre Tasche, trinken einen Kaffee, lesen E-Mails usw. Die Reihenfolge ist beliebig. Jeden Morgen dieselben Rituale im Büro durchzuführen, strukturiert den Arbeitstag. Am besten schaffen Sie sich gleichbleibende Abläufe für den gesamten Tag.
Organisationstipp #3: Ziele setzen
Um sich Rituale, wie morgens kalt zu duschen oder vor der Arbeit Sport zu treiben, anzugewöhnen, ist ein starker Wille nötig. Setzen Sie sich Ziele oder Challenges. Wenn Sie eine solche Aufgabe 30 Tage durchhalten, pushen Sie nicht nur Ihr Ego und das Wohlbefinden. Nach 30 Tagen sollten Ihnen die Rituale in Fleisch und Blut übergegangen sein. Vorschläge für mögliche persönliche Herausforderungen finden Sie hier.
Organisationstipp #4: Zentrale Terminverwaltung
Es ist sinnvoll, geschäftliche (und private) Termine, wichtige Notizen, Nachrichten und Vorgänge nicht auf verschiedenen Anwendungen (Outlook, Browserlesezeichen, Word-Dokument, Schmierzettel) zu sichern. Nutzen Sie stattdessen eine Software, die alle Funktionen vereint. Es existieren mehrere Tools, die dafür prädestiniert sind.
Organisationstipp #5: Die richtigen Prioritäten setzen
Zu viele Aufgaben und keine Prioritätenstruktur bei der Bewältigung führen ins Chaos, egal ob bei Teamarbeit oder bei Einzelkämpfern. Wo anfangen und womit weitermachen? Abhilfe können Organisationsmethoden wie das Eisenhower-Prinzip und die ABC-Analyse schaffen.
Das Eisenhower-Prinzip: Diese Methode teilt alle Aufgaben in (vier) Felder ein, deren einzige Kriterien Wichtigkeit (wichtig und unwichtig) und Dringlichkeit (eilig und nicht eilig) sind. Jede Aufgabe des Arbeitstages lässt sich in eines von vier möglichen Feldern (eilig und wichtig, eilig aber unwichtig, nicht eilig aber wichtig sowie nicht eilig und unwichtig) einordnen, wodurch die Prioritäten der entsprechenden Aufgabe sofort zugeordnet und effizienter abgearbeitet werden können.
Die ABC-Analyse: Diese Methode teilt jede Aufgabe in die drei Bereiche A = sehr wichtig oder dringlich, B = wichtig oder dringlich sowie C = weniger wichtig oder dringlich ein. Es zeigt sich, dass auf den Bereich A nur circa zehn bis zwölf Prozent aller Aufgaben entfallen, diese aber fast 75 Prozent der gesamten Arbeitszeit verbrauchen. In Bereich B fallen 15 Prozent der Aufgaben, die circa 20 Prozent der Zeit beanspruchen. Bereich C deckt 75 Prozent der Aufgaben ab, die knapp zehn Prozent der Arbeitszeit veranschlagen. Es lohnt sich, besonders den Bereich A zu analysieren, da hier das größte Optimierungs- bzw. Zeiteinsparungspotenzial schlummert.
Getting Things Done (GTD): Diese Methode lässt Ihnen einige Freiheiten: Es gibt keinen festen Ablaufplan beim Bewältigen der Aufgaben. Das Prinzip ist, dass alle anstehenden Aufgaben in einem System (analog oder digital) notiert werden. Durch das Niederschreiben der einzelnen Aufgaben ist der Kopf frei für die aktuell zu erledigenden Projekte. Die Produktivität wird gesteigert, der Stress reduziert. Außerdem werden einzelne Aufgaben nicht mehr vergessen, da sie notiert wurden. Es empfiehlt sich eine Gliederung aller Aufgaben in fünf Phasen:
- Sammeln: Alle Gedanken, Daten, E-Mails, Notizen usw. werden aufgeschrieben.
- Verarbeiten: Anschließend wird jede Notiz nach folgendem Prozess verarbeitet: Um was handelt es sich (Aufgabe, Termin)? Welche Aktion ist erforderlich (Wenn keine Erfordernis: Wegwerfen oder Wiedervorlage)? Was ist der nächste, konkrete Schritt?
- Organisieren: Ordnen Sie die zu erledigenden Aufgaben und Schritte einer bestimmten Liste zu. Ein Beispiel: „Kollege x wegen Meeting anrufen“ gehört auf die Liste „Anrufe“.
- Kontrolle: Alle Listen sollten einmal pro Tag mit dem Kalender abgeglichen werden. Aussortieren und Planen sind Pflichtaufgaben.
- Erledigen: Der Name ist Programm. Anfangen und abarbeiten.
Die Not-to-do-Liste: Nicht ganz so bekannt wie ihr Pendant, die To-do-Liste, aber dennoch wirkungsvoll. Der Grundgedanke: Alles, was heute nicht erledigt werden muss, weil es unwichtig ist, gehört auf die Liste. Die Vorteile: Sie können Wichtiges von Unwichtigem besser unterscheiden, optimieren die Abstimmung mit den Kollegen und lernen zu delegieren. Ein Beispiel: Alle delegierbaren Aufgaben gehören auf Ihre Not-to-do-Liste. Das spart Zeit und macht produktiver. Bedenken Sie aber, dass diese Aufgaben bei Ihren Kollegen die To-do-Liste anschwellen lasssen.
Organisationstipp #6: Ordnung im Büro
Strukturieren Sie Ihre Büroeinrichtung übersichtlich: Vermeiden Sie Stolperfallen auf dem Weg zum Kopierer, ordnen Sie den Aktenschrank alphabetisch, beschriften Sie Regale. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Ablagen nicht überquellen. Verwenden Sie statt vielen nur einen übersichtlichen Kalender.
Als besonders effektives Konzept zur Ordnung in Büroräumen hat sich die 5S-Kaizen-Methode etabliert. Die fünf S stehen für Sortieren, Systematisieren, Säubern, Standardisieren und ständig verbessern.
Längst gibt es auch die Möglichkeit, die Büroeinrichtung nach eigenen Bedürfnissen produzieren zu lassen. So können Sie Ihre Arbeit noch besser organisieren.
Organisationstipp #7: Ordnung im Stauraum
Für viele Dokumente im Büro gibt es Aufbewahrungsfristen (Verträge, Rechnungen, Lohnbelege usw.), und auch die Korrespondenz mit wichtigen Geschäftspartnern sollte nicht sofort beseitigt werden. Eine übersichtliche Sortierung in entsprechenden Ordnern ist unabdingbar. Die Beschriftung der Ordner muss präzise sein, am besten gleich mit der entsprechenden Verjährungsfrist auf dem Etikett. Auch hier gilt aber: Was nicht unbedingt aufgehoben werden muss, kann getrost in den Aktenvernichter. Eine solche Organisation der Ordner sollte abteilungsübergreifend stattfinden und nicht nur von einzelnen Kollegen durchgeführt werden.
#8: Ordnung auf dem Schreibtisch
Kreatives Chaos ist eine Ausrede! Ein unaufgeräumter Schreibtisch lenkt nur ab und große Papierstapel sorgen schlicht für längere Suchzeiten. Schon wenige Ablagekörbe reichen, zum Beispiel Posteingang, To-do und Postausgang. Der Posteingangskorb sollte regelmäßig geleert werden. Sonst wissen Sie nie genau, was gerade Neues dazugekommen ist. Machen Sie keinen übermäßigen Gebrauch von Haftnotizen. Ein Schreibtisch voller Post-its sorgt immer für optische Unruhe. Und packen Sie das Smartphone weg, wenn es nicht zu Ihren Arbeitsmitteln gehört. Es lenkt Sie ab und hindert nur Ihren Arbeitsfluss.
Ablage- und Organisationssysteme verschiedener Hersteller können den Umgang mit Akten, Verträgen und Dokumenten erheblich erleichtern.
Schreibtischablagen für Stifte, Klammern, Scheren, USB-Sticks usw., sogenannte Tisch-Organizer, bringen Ordnung in den Kleinkram des Büroarbeitsplatzes und sollten, wo noch mit Stift und Papier gearbeitet wird, unbedingt vorhanden sein. Alles lose auf dem Tisch liegen zu lassen, ist ein No-Go.
Jeden Abend den Schreibtisch aufzuräumen, garantiert einen unbelasteten Start in den nächsten Arbeitstag. In vielen Unternehmen, besonders in denen mit wechselnder Benutzung der Arbeitsplätze, herrscht eine Clean-Desk-Policy. Der aufgeräumte Schreibtisch zum Feierabend ist dort Pflicht. Gewöhnen Sie sich diese Technik an. Trennen Sie abends das Wichtige vom Unwichtigen. Das wird Ihre Effizienz erheblich steigern.
Organisationstipp #9: Ordnung auf dem Desktop
Ein ordentlicher, aufgeräumter Desktop erleichtert auch die digitale Arbeit erheblich. Generell gilt: je weniger auf dem Startbildschirm, desto besser. Alles Unwichtige sollte gelöscht werden oder in Unterordnern verschwinden, und alles, was bereits abgearbeitet wurde, in entsprechenden Verzeichnissen abgelegt werden. Es gibt viele hilfreiche Tools zum Aufräumen des Desktops. Diese Übersicht hilft bei der Auswahl.
Strukturieren Sie Ihre Dateien in den Unterordnern mit einem übersichtlichen System. Dieses sollte auch für Dritte gut nachvollziehbar sein, falls Sie krank oder im Urlaub sind. Ein gutes ECM (Enterprise-Content-Management) kann hierbei helfen und den Workflow erhöhen. Mit ihm haben Sie alle entscheidenden Daten und Prozesse Ihres Unternehmens im Blick.
Organisationstipp #10: Ordnung in der Cloud
Cloudcomputing, das Speichern von Daten auf externen Servern, ist weiter auf dem Vormarsch. Laut einer aktuellen Studie des Digitalverbands Bitkom verwendeten 2016 bereits circa 65 Prozent der befragten Unternehmen ein Software-as-a-Service-Produkt (SaaS). Die Organisation der Cloud sollte von oben durch die Geschäftsführung/Abteilungsleiter strukturiert werden (im Idealfall nach Rücksprache mit den Mitarbeitern): Welcher Mitarbeiter bekommt welche Zugriffsrechte, wo werden entsprechende Dokumente abgelegt, mit welchen und wie vielen Unterordnern usw.
Organisationstipp #11: Die E-Mail-Flut beherrschen
Lassen Sie eingehende E-Mails nicht Ihren Arbeitstag regieren. Eine gemeinsame Studie der AKAD-Hochschule in Leipzig und vom Büro-Kaizen hat herausgefunden, dass durch E-Mails und Ablenkungen nur an drei von fünf Tagen die Woche effektiv gearbeitet werden kann. Zur Beseitigung dieses Problems lässt sich wieder die Büro-Kaizen-Methode anwenden. Auf den Umgang mit E-Mails bezogen, sollten Sie Folgendes beherzigen:
- Löschen: Alles, was für Sie nicht relevant ist, löschen Sie sofort!
- Weiterleiten/delegieren: Was von jemand anderem zu bearbeiten ist, leiten Sie direkt weiter.
- Ablegen: Muss etwas nur zur Kenntnis genommen werden, tun Sie es und legen die E-Mail im Erledigt-Ordner ab.
- Bearbeiten: Nutzen Sie die Fünf-Minuten-Regel: Wenn die Aufgabe innerhalb von fünf Minuten zu erledigen ist, tun Sie es sofort!
- Terminieren: Wenn die Bearbeitung der E-Mail länger als fünf Minuten dauert, legen Sie sie auf Termin.
Das sollte Ihr Postfach merklich entschlacken.
Außerdem: Kontrollieren Sie nicht ständig Ihr Postfach. Schalten Sie automatische Benachrichtigungen aus. Das E-Mail-Eingangs-Pling nervt auch andere. Setzen Sie sich stattdessen feste Zeiten, zu denen Sie Ihre Nachrichten checken. Bearbeiten Sie dann mit Hilfe der obigen fünf Punkte.
Organisationstipp #12: Organisation vor dem Urlaub
Um entspannt in den Urlaub gehen und diesen auch genießen zu können, sollten einige Punkte beachtet werden. Wichtige Vorgänge sollten vor dem Urlaub abgeschlossen werden. Achten Sie dabei trotzdem auf möglichst stressfreie letzte Arbeitstage. Erstellen Sie ein Übergabeprotokoll: Wer soll was tun? Wo sind Ihre Passwörter, Daten usw.? Eine E-Mail-Abwesenheitsnotiz mit den wichtigsten Daten ist sinnvoll, also: Wann stehen Sie wieder zur Verfügung und wer (Name, E-Mail-Adresse und Telefonnummer) ist Ihre Vertretung? Räumen Sie Ihre physische und digitale Ablage auf, das erleichtert Ihnen den Einstieg nach dem Urlaub.
Organisationstipp #13: Der Notfall-Ordner
Fällt der Geschäftsführer oder ein leitender Angestellter kurzfristig für längere Zeit aus, kann schnell blankes Chaos herrschen. Denn es gibt häufig keine Vertretungen, die in alle Prozesse involviert sind. Für diese Fälle sollte ein Notfall-Ordner angelegt werden, über dessen Standort und Inhalt ein oder zwei Personen informiert sind. Der Ordner sollte mindestens Folgendes enthalten: Verträge, Vollmachten, Passwörter, Nachweise über Zweitschlüssel, Notfallanweisungen und Vertretungsregelungen, Arbeitsplatzbeschreibungen der Mitarbeiter, Versicherungen und wichtige Adressen.
Organisationstipp #14: Projekte und Teamarbeit planen
Agiles Arbeiten in kleinen und mittleren Teams erfordert flexible Strukturen bei Mitarbeitereinteilung und Arbeitsabläufen. Damit diese reibungslos funktionieren, sind neue Organisationsmethoden notwendig. Zwei Ansätze haben sich bewährt, um Projekte besonders effizient abzuschließen: Scrum und Kanban.
Die Scrum-Methode zerlegt komplexe Projekte in einzelne und übersichtliche Schritte, um Unklarheiten durch Zwischenergebnisse zu minimieren. Es kann flexibler auf eventuelle Probleme eingegangen werden. Langfristige und komplexe Projekte lassen sich effizienter organisieren.
Kanban ist in der Grundform ein Visualisierungstool, das Projekte in die drei Teile „Noch zu tun“, „In Arbeit“ und „Abgeschlossen“ gliedert. Die Idee dahinter ist die Visualisierung der einzelnen Projektbestandteile von Anfang bis Ende. Die Methode bietet eine hohe Übersichtlichkeit der Arbeitsschritte.
Organisationstipp #15: Tools für ortsunabhängiges Arbeiten
Remote-Arbeit klingt nach Freiheit und Unabhängigkeit. Aber auch die will organisiert sein. Damit die Arbeit reibungslos abläuft, müssen Tools wie Sicherheitssoftware, Programme für die Einteilung und Kontrolle von Projektaufgaben und Prozessen etc. allen Beteiligten zur Verfügung stehen und synchronisiert werden. Ein Starter-Kit für alle, die sich in ihrem Remote-Job umfassend und effizient organisieren wollen, findet sich hier.