Einst unverzichtbares Werkzeug auf jedem Schreibtisch, wurden Taschenrechner zunächst von den PCs an den Rand und dann durch Smartphones endgültig von der Tischkante gedrängt. In den meisten Büros fristen sie nur noch ein Nischendasein.
Angefangen hat alles mit dem Abakus: Das älteste bekannte Rechenhilfsmittel existiert seit mehr als 3.000 Jahren in vielen Kulturen und wird teilweise auch heute noch verwendet. Mit seiner Hilfe lassen sich die vier Grundrechenarten sowie das Ziehen von Quadrat- und Kubikwurzeln durchführen.
Rechenmaschinen
Ab Mitte des 17. Jahrhunderts verbreitete sich die mechanische Rechenmaschine in Europa. Ihre erste urkundliche Erwähnung findet sich 1623 in einem Brief von Wilhelm Schickard an Johannes Kepler. Nachdem ab 1830 die Gesetzmäßigkeiten der Elektrizität bekannt waren und ihre breite Anwendung begann, kamen elektromechanische Rechenmaschinen auf. Bei diesen wurden die Kurbeln und Hebel durch einen Elektromotor ersetzt, was mit einer deutlichen Zeitersparnis bei der Bedienung einherging.
Elektronische Anfänge
Als echte Vorläufer der Taschenrechner gelten elektronische Tischrechner. Die niederländische Firma Philips in Eindhoven entwickelte und baute Anfang der 1960er Jahre drei elektronische Tischrechner, die allerdings nie in Serie gingen. 1962 kam mit der ANITA von Norman Kitz die erste elektronische Tischrechenmaschine auf den Markt. Sie beherrschte die vier Grundrechenarten und kostete so viel wie ein VW Käfer. Beinahe zeitgleich wurden 1970 von den japanischen Firmen Sharp, Sanyo und Canon erstmals elektronische Rechner mit Batteriebetrieb verkauft. Als erster Taschenrechner wird dabei das Modell von Sharp (Sharp EL-8) angesehen, das zwar schon als kompakt galt, aber 6,7 cm dick war. Die Weiterentwicklung verlief so schnell, dass schon ein Jahr später Geräte zu kaufen waren, die tatsächlich als „Taschen“-Rechner bezeichnet werden konnten.
Evolution der Taschenrechner
1971 entwickelte Intel mit dem Intel 4004 den ersten in Serienfertigung hergestellten Mikroprozessor für den Einsatz im Taschenrechner der japanischen Firma Busicom (Busicom 141-PF). 1972 erschien mit dem HP-35 von Hewlett-Packard ein wissenschaftlicher Taschenrechner mit trigonometrischen, logarithmischen und Exponentialrechnungsfunktionen. Programmierbare Taschenrechner wurden ab 1974 vor allem von Hewlett Packard und Texas Instruments entwickelt. In dieser Zeit begannen die Preise für Mikroelektronik und damit auch für Taschenrechner rapide zu fallen. Ab Mitte der 1980er Jahre war ihre Entwicklung so weit fortgeschritten, dass sie sich jeder leisten konnte. Ende jenes Jahrzehnts waren dann auch grafikfähige Taschenrechner erhältlich.
Bald wurden Taschenrechner im täglichen Leben zu häufig gebrauchten Hilfsmitteln. Bis ihre Funktionen erst von den PCs, dann von Webanwendungen und den Smartphones – meist gratis – bereitgestellt wurden. Insbesondere aufgrund der Mobilität und ständigen Verfügbarkeit letzterer ist der Taschenrechner heute zumindest in den Büros weitestgehend verdrängt worden.