Lieber Cay von Fournier,
obwohl die Wirtschaft der DDR mit Fünf-Jahres-Plänen arbeitete, ist sie grandios gescheitert. Heute wird dagegen angesichts von drohenden Krisen und sich schnell verändernden Rahmenbedingungen gern „auf Sicht gefahren“. Was macht eine vernünftige Unternehmensplanung in Bezug auf Zeithorizonte aus?
Ihr Robert Nehring
Nun, auch wenn die DDR gescheitert ist, lag das nicht unbedingt an dem Ansatz der Fünf-Jahres-Pläne. Die Idee einer mittelfristigen Planung war damals gut und wäre es auch heute noch. Man denke an das aktuelle Thema der Flüchtlinge. Wenn die Bevölkerung das Gefühl hätte, dass die Regierung einen Plan hat, wäre wesentlich mehr Ruhe in dieser Diskussion. Alles spricht für eine klare, ehrliche und vor allem realistische mittelfristige Planung.
Planung ist eigentlich ein einfaches Thema und hat ihren Nutzen vielfach bewiesen. Ebenso wie ein Unternehmen eine statische Dimension (Aufbau) und eine dynamische Dimension (Abläufe) hat, setzt sich die Planung aus einem statischen und einem dynamischen Aspekt zusammen. Beide Dimensionen wirken aufeinander: Je besser das „UND“ (also die Kombination der beiden Aspekte) gelebt wird, desto erfolgreicher wird das System sein. Das Wort „UND“ spielt in unserem Führungssystem UnternehmerEnergie eine besonders große Rolle.
Besonders die Fünf- bis Sieben-Jahres-Planung ist in einem Unternehmen trotz aller Veränderungen extrem wichtig. Denken wir doch mal sieben Jahre zurück: War damals alles anders? Wohl kaum. Waren Trends bereits absehbar (Online, Mobile Computing, Roboting, Demografischer Wandel, ...)? Natürlich, denn diese Megatrends verändern Wirtschaft und Gesellschaft über einen Zeitraum von Jahrzehnten. Gibt es schnelle und bahnbrechende Veränderungen? Na klar. Um diese Einflussfaktoren abbilden zu können, muss eine Planung beide Dimensionen beinhalten – sie muss dynamisch-stabil, oder stabil-dynamisch sein. Planung sollte als Steuerungsprozess und dadurch wie ein Kernprozess im Unternehmen behandelt werden.
Wie können nun Stabilität und Dynamik in einem Unternehmen verbunden werden? Als Metapher kann hier die Bambus-Pflanze dienen, die flexibel und stabil zugleich ist, schnelles Wachstum und Standfestigkeit miteinander verbindet. So sollte es ein Unternehmen praktizieren. Dafür gibt es in einem Unternehmen zwei Rituale, die miteinander verbunden werden: die Periodenzielplanung (PZP) und die Jahreszielplanung (JZP). Leider werden diese sinnvollen Werkzeuge erst von wenigen mittelständischen Unternehmen genutzt.
Die Periodenzielplanung beschreibt einen Zeitraum von fünf bis sieben Jahren und symbolisiert die Stabilität. Auf der Agenda einer solchen Planung stehen neben einer soliden Analyse auch immer die Beschreibung von strategischen Szenarien und entsprechenden Thesen sowie eine verbindliche Entscheidung für große Ziele, die es umzusetzen gilt. Dabei ist die Beantwortung der Frage „Was wird das Unternehmen nicht mehr tun?“ eine zentrale Aufgabe. Es geht stets um Strategie und um das Arbeiten „am“ Unternehmen. Wichtig dafür sind die Werte Klarheit, Konzentration, Kontinuität und Konsequenz: die 4K der Periodenzielplanung. Im Modell der „Sieben Horizonte“ nach UnternehmerEnergie ist die Periodenzielplanung der 5. Horizont eines Unternehmens (7. Horizont: Vision, 6. Horizont: langfristige Planung, 4. Horizont: Jahreszielplanung, 3. Horizont: Monatsplanung, 2. Horizont: Wochenplanung, 1. Horizont: Tages-planung).
Das zweite Werkzeug ist die Jahreszielplanung, in der es um die operative Unternehmensführung geht. Hier beschäftigen sich Unternehmer und Führungskräfte aber möglichst wenig mit Strategie, sondern viel mehr mit Gedanken zur Umsetzung, denn an dieser mangelt es meistens. Wichtigster Punkt der Jahreszielplanung ist also das eine „U“ der Jahreszielplanung: die Umsetzung.
Bei dieser, für das Unternehmen sehr wichtigen, mittelfristigen Planung sollten die zentralen Führungskräfte involviert werden. Außerdem muss festgelegt werden, welche Informationen wann und an wen im Unternehmen kommuniziert werden sollen. Die Mitarbeiter haben nicht nur ein Anrecht (im Sinne ihrer Motivation), solche Informationen zu erfahren, sondern es ist ihnen in der Regel auch ein großes Bedürfnis. Dies zeigen zahlreiche Befragungen von Mitarbeitern im Mittelstand. Viele fühlen sich zu wenig informiert. Eine PZP ist eine gute Möglichkeit, dies positiv zu beeinflussen.