Das Internet der Dinge (IdD) ist in aller Munde. Christoph Schneider hat sich Gedanken darüber gemacht, wie ein Arbeitstag in einem Büro aussehen könnte, in dem alle Dinge vernetzt sind und miteinander kommunizieren.
Ein kleines Szenario, das vielerorts bereits so oder ähnlich stattfindet: Der Tag des Office-Workers beginnt mit dem Klingeln seines Smartphones, welches daraufhin automatisch das Guten-Morgen-Licht seiner Philips Hue und seine Kaffeemaschine Mr. Coffee Smart Optimal Brew Coffeemaker with WeMo startet. Letztere sendet eine Benachrichtigung aufs Handy, sobald der Latte macchiato zubereitet ist, während die Oral-B PRO 7000 Smart Series schon einmal ihren Job erledigt. Dann geht es aufs COBI-Bike – das „weltweit smarteste Connected Biking System“. Angesichts verstopfter Straßen gehört – zumindest in Städten – den Radfahrern ohnehin die Zukunft. Denn mit integriertem Fitness-Tracker, Wettervorhersage und Streckenplaner war das Rad noch nie so vernetzt wie heute.
Auf dem COBI-Rad werden bereits per Sprachbefehl die ersten Termine klargemacht und E-Mails beantwortet. Im Büro angekommen, öffnet sich das Türschloss selbstverständlich automatisch via NOKI-App. Zudem hat das Smartphone, das mithilfe von COBI durch Pedalantrieb komplett aufgeladen wurde, schon den Firmenrechner, das Display sowie die Bürobeleuchtung und -klimatisierung eingeschaltet und den Espresso mit dem smarten Büro-Kaffeevollautomaten zubereitet. Die ersten Skizzen für das Meeting um zehn Uhr warten bereits darauf, dass sie via Smartwatch vom Drucker ausgegeben werden.
Bereits Realität
Wir befinden uns in einer Welt, in der zunehmend Dinge mit dem Internet verbunden werden und dadurch auch untereinander kommunizieren. Der Autor Jeremy Rifkin prognostiziert in „Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft“, dass das Internet der Dinge eines Tages alles und jeden verbinden wird. Ja, sogar Menschen würden mit Sensoren ausgestattet, welche die gewonnenen Informationen als Big Data in ein globales, neurales IdD-Netz einspeisen.
Ein Ziel des IdD ist, das Leben und damit auch die Arbeit zu erleichtern. Unter ergonomischen Gesichtspunkten ist das ein guter Ansatz, gegen den per se auch nichts spricht. Alles, was Arbeit einfacher und effizienter macht, ist eine Überlegung wert. Ein weiteres Ziel ist die Einsparung von Ressourcen und Energie, da diese nur noch dort eingesetzt werden, wo sie tatsächlich aktuell benötigt werden. Aber bereits hier stellt sich die Frage, ob, nur weil es technisch möglich ist, alle Dinge miteinander vernetzt werden müssen. Was sind die Konsequenzen, wenn Daten über alles, was wir den ganzen Tag über tun oder nicht tun, gesammelt und ausgewertet werden? Wenn der Arbeitsplatz genauestens registriert, woran, wie schnell und wie effektiv wir arbeiten?
Falls A, dann B
In Büros werden wohl in naher Zukunft individuelle Anwendungsszenarien nach dem „If This Than That“, also dem „Wenn dies, dann das“-Prinzip, Realität. Das hat zur Folge, dass ein Gerät einen Befehl ausführt, weil ein anderes einen bestimmten Status anzeigt. So ordert das Multifunktionsgerät Papier und Toner nach und setzt somit selbstständig einen Vorgang in Bewegung. Äußerst sinnvoll, kann man sagen – das erspart Arbeit und Aufmerksamkeit. Doch was passiert, wenn dieses Eigenleben außer (menschliche) Kontrolle gerät?
Die IdD-Chaostheorie
Stellt die Wetterstation netatmo beispielsweise einen sinkenden Sauerstoffgehalt in Ihrem Büro fest, was die Abnahme der Konzentrationsfähigkeit zur Folge hätte, könnte das Beleuchtungssystem ein helleres Licht einstellen, um Ihre Leistung zu steigern, was wiederum möglicherweise dazu führt, dass das Display die Raumhelligkeit dahingehend erfasst, als würde es viel zu hell im Büro sein, wodurch der Monitor hochdimmt, sodass Sie Augenschmerzen bekommen, sich vom Display abwenden, dieses sich automatisch in den Ruhezustand versetzt und ein Signal an Ihren vernetzten Bürostuhl sendet, sich in den Entspannungsmodus zu begeben, woraufhin Ihre Schreibtischleuchte endgültig Schlummerstimmung herbeiführt und Ihr Smartphone, das Tablet und der Rechner in den Stand-by-Modus wechseln. Man könnte solche Szenarien unendlich weiterspinnen. In Das Büro berichten wir immer häufiger über sensorgesteuerte Monitore, Apps zur Lichtsteuerung, zur Messung der Bewegung usw.
Big Boss is watching you
Man stelle sich nun einen Chef vor, der in seinem IdD-Kontrollzentrum von diversen vernetzten Informationsknotenpunkten laufend darüber informiert wird, woran seine Mitarbeiter arbeiten, was sie essen, wie und wo sie sich bewegen usw. Sie dachten nicht wirklich, dass all die Daten, die Sie durch Ihr vernetztes Leben permanent über die Datenhighways dieser Welt senden, verschlüsselt, privat und somit vertraulich bleiben, oder? Für Rifkin stellen sich hier „beunruhigende Fragen hinsichtlich Datensicherheit und Privatsphäre“.
Andere Szenarien sehen bereits vor, dass wir unsere Gesundheitsdaten in Echtzeit an unsere Krankenkasse senden – Boni und Rabatte als Anreiz (Smart Health). Oder dass Module in Autos eingebaut werden, die Fahrinformationen wie Bremsverhalten oder Geschwindigkeitsüberschreitungen erfassen und diese Daten an die Autoversicherungen weiterleiten. Warum also nicht auch die Arbeitsleistung eines jeden Einzelnen in Echtzeit an die HR-Abteilung übermitteln? Einige Unternehmen denken bestimmt schon darüber nach – ob dies dann auch Smart Working genannt wird?