Die Schreibtrainerin Astrid Rust verrät an dieser Stelle Kniffe zu Rechtschreibung und Korrespondenz. Der achte Teil der Serie beschäftigt sich mit den beiden Zeichen Apostroph und Bindestrich.
… und Samstag’s gibt’s in Rosi’s Bar immer Hend’l mit Brez‘n und zum Nachtisch frische Papaya’s. Seit Februar ‘17 hören wir hier auch CD’s. Das find ich klasse!
Stellen sich auch bei Ihnen bei diesem Satz die Haare zu Berge? Was stimmt da alles nicht? Es geht hier um ein kleines Zeichen, das wir sehr oft auf Plakaten & Co. sehen, das aber meistens falsch verwendet wird: der Apostroph. Den Apostroph setze ich nur, wenn ich einen Buchstaben auslasse und der Sinn des Wortes dann nicht mehr klar erkennbar ist. Schauen wir uns das Beispiel von oben einmal genauer an:
Samstag’s oder samstags?
Hier lasse ich keinen Buchstaben aus, daher schreibe ich ganz einfach samstags.
Rosi’s Bar oder Rosis Bar?
Der Apostroph beim Genitiv-s ist im Deutschen falsch, den gibt es nur im Englischen: Tom’s Bar heißt in Deutschland Toms Bar.
Einen Apostroph beim Genitiv gibt es nur, wenn der Name auf -s, -ss, -ß, -tz, -z, -x endet und das Genitiv-s nicht mehr hörbar ist, also z. B. Niklas‘ Bar oder Liz’ Bar.
Sonst gibt es nur ganz wenige Fälle, in denen ich auch beim Genitiv den Apostroph setzen kann, und zwar dann, wenn es zu Missverständnissen kommen kann:
Bei Andreas Bar kann ich mich auf den ersten Blick fragen: Wem gehört die Bar? Sie sagen, ganz klar, die Besitzerin heißt Andrea. Wenn es ein Andreas wäre, müsste Andreas‘ Bar dastehen. Das stimmt natürlich, aber um sofort klarzumachen, dass es die Bar von Andrea und nicht Andreas ist, kann ich hier einen Apostroph setzen – ich muss aber nicht!
Bei Rosi gibt es kein Missverständnis – es heißt also Rosis Bar.
Hend’l oder Hendl?
Bei Wörtern, die aus bestimmten Dialekten ins Hochdeutsche wandern, brauche ich normalerweise keinen Apostroph, wir essen einfach Hendl mit Brezn.
Papayas’s oder Papayas?
Es scheint sich langsam eine neue Regel für den Apostroph durchzusetzen: Wen ein Wort auf -s endet, wird es mit einem Apostroph abgetrennt, egal, ob Genitiv, Plural oder andere Formen. Das stimmt natürlich nicht!
Es hieß, heißt und wird immer heißen: Papayas.
CD’s oder CDs?
Bei Abkürzungen im Plural oder Genitiv gibt es auch keinen Apostroph, auch wenn er häufig gesetzt wird:
- des Jh.s
- des Pkws
- die Lkws
- die GmbHs usw.
Ebenso wenig gibt es einen Apostroph bei der verkürzten Jahreszahl – das ist nur im Englischen so. Abgesehen davon ist es empfehlenswert, die Jahreszahl auszuschreiben: Seit Februar 2017 hören wir hier auch CDs.
Das find‘ ich klasse! oder Das find ich klasse!
Wann muss ich nun eigentlich einen Apostroph setzen? Das kommt in unseren Business-Texten relativ selten vor. Diese Auslassungen sind eher literarischen Texten wie Gedichten vorbehalten, auf die wir hier nicht eingehen.
In der Umgangssprache lasse ich oft Buchstaben aus. Manchmal verwende ich diese umgangssprachliche Form in E-Mails, wenn ich mit dem Empfänger schon ein bisschen vertrauter bin. Aber auch hier gilt: Solange es verständlich ist, brauche ich keinen Apostroph:
- Ich bin durchs ganze Büro gelaufen …
- Ich hab mal eine Frage. Kannst du dazu was sagen?
In einigen Fällen kann, muss ich aber keinen setzen:
- Was gibt’s/gibts denn heute in der Kantine?
- Wie geht’s/gehts dir?
All diese Formulierungen sind klar verständlich, also auch ohne Apostroph richtig. Das find ich klasse!
Unser Satz heißt also richtig:
… und samstags gibt’s in Rosis Bar immer Hendl mit Brezn und zum Nachtisch frische Papayas. Seit Februar 2017 hören wir hier auch CDs. Das find ich klasse!
Schauen wir mal, was es in Rosis Bar sonst zu essen gibt:
… am Mittwoch-Abend gibt’s Tomaten oder Kartoffel-Suppe, T Bone Steak und zum Nach-Tisch bringt uns die 16jährige Bedienung Apfel-Kuchen mit Vanilleeis.
Auch bei unserem zweiten Zeichen, dem Bindestrich, sieht man sehr oft Schreibweisen, die falsch sind. Grundsätzlich brauche ich einen Bindestrich, wenn ich ein Wort mit etwas anderem verbinde:
Das kann eine Ziffer oder ein einzelner Buchstabe sein:
- 16-jährig
- T-Bone-Steak
Wenn Teile zusammengehören, schreibe ich sie entweder in einem Wort oder mit Bindestrich, wobei der Bindestrich meistens etwas eigenwillig wirkt:
- Tomatensuppe
- Kartoffelsuppe
- Mittwochabend
- Nachtisch
- Apfelkuchen
Nur wenn die Verbindung etwas unübersichtlich wird oder zu Missverständnissen führen kann, ist der Bindestrich sinnvoll:
- Vanille-Eis
Außerhalb des Restaurants oder Supermarkts gibt’s noch weitere Fälle. Ich brauche den Bindestrich als Ergänzungsstrich:
- Alles zur Groß- und Kleinschreibung
Wenn Sie bestimmte Aspekte hervorheben wollen, können Sie zur Verstärkung einen Bindestrich setzen, müssen aber nicht:
- Die Hoch-Zeit der Klassik (nicht die Hochzeit der Klassik mit dem Barock)
Unübersichtliche Wortgruppen werden mit einem Bindestrich klarer:
- Moselwinzergenossenschaft > Mosel-Winzer-Genossenschaft > Moselwinzer-Genossenschaft > Mosel-Winzergenossenschaft
- die schwarzrotgoldene Fahne > die schwarz-rot-goldene Fahne
Bei Doppeldeutigkeiten hilft der Bindestrich auch oft weiter:
- Druckerzeugnis: Handelt es sich um das Zeugnis für den Drucker oder ist es ein Erzeugnis aus Druck?
Bei der berühmten Blumentopferde handelt es sich nicht um eine besondere Pferderasse, sondern um die Erde für den Blumentopf.
Englisch-deutsche Verbindungen werden mit einem Bindestrich übersichtlicher:
- Job-Vermittlung
- Playback-Verfahren
Wenn Sie dieses Thema weiter interessiert, empfehle ich Ihnen, einmal die Begriffe Deppen-Leerzeichen oder Deppen-Bindestrich zu googeln. Dort gibt es viel zu Schmunzeln!
Beim nächsten Mal geht es um die Empfehlungen der DIN 5008.