Mit rund 16,5 Millionen Beschäftigten ist die Generation X laut Statistischem Bundesamt (2021) die größte Gruppe am Arbeitsmarkt. Doch gesprochen wird meist über andere. Wie die GenX die Arbeitswelt bewertet, das verrät die Generationen-Auswertung des Recruiting-Spezialisten Onlyfy by Xing.
Die GenX (geboren zwischen 1965 und 1980) gilt als die vergessene Generation der Arbeitswelt – zusammen mit den Millennials der Generation Y (geboren zwischen 1981 und 1996) im Sandwich zwischen den selbstbewussten Digital Natives der Generation Z (geboren zwischen 1997 und 2012) und den Babyboomern (geboren zwischen 1946 und 1964), die bald in Rente gehen oder dies bereits sind.
Keine Generation ist loyaler
Fast 70 Prozent der Beschäftigten der Generation X bezeichnen sich bei der Arbeit als motiviert – damit fällt die Motivation bei den älteren Generationen (GenX und Babyboomer: je 68 Prozent) deutlich höher aus als bei jüngeren Beschäftigten (Generation Y: 61 Prozent). Das spiegelt sich auch in der Wechselbereitschaft dieser Generation wider: 69 Prozent der Erwerbstätigen der GenX wollen langfristig bei ihrem jetzigen Arbeitgeber bleiben. Lediglich etwas mehr als ein Viertel (31 Prozent) der Generation X ist offen für einen Jobwechsel. Stattdessen kann sich rund jeder zweite Erwerbstätige dieser Generation (55 Prozent) vorstellen, bis zur Rente beim derzeitigen Arbeitgeber zu bleiben. Das macht die Generation X noch vor den Babyboomern (44 Prozent) zu den loyalsten Arbeitnehmern Deutschlands.
Gefragt nach dem Stellenwert, den die berufliche Tätigkeit im Leben einnimmt, zeigt sich für die Generation X allerdings ein differenzierteres Bild: Im Generationen-Vergleich fällt ihre Zustimmung zur Aussage, dass der Beruf eine Bereicherung für das eigene Leben darstelle, mit 61 Prozent am geringsten aus (Generation Z: 72 Prozent, Generation Y: 63 Prozent, Babyboomer: 69 Prozent). „Die Generation X setzt ihre Prioritäten klar, zwar sind sie leistungsfähig und wollen finanziell abgesichert sein, aber nicht um jeden Preis. Stattdessen folgen sie dem Credo ‚Wir leben nicht, um zu arbeiten; wir arbeiten, um zu leben‘“, erläutert Dr. Julian Stahl, Arbeitsmarktexperte bei der New Work SE, Mutterkonzern von Onlyfy by Xing.
Unternehmenskulturelle Faktoren treiben Wechselwunsch
Beschäftigte der GenX, die über einen Jobwechsel nachdenken, werden insbesondere vom Wunsch nach mehr Gehalt (44 Prozent) angetrieben, gefolgt von zu viel Stress (33 Prozent) oder fehlenden Aufstiegschancen (25 Prozent) im aktuellen Job. Darüber hinaus sind es aber vor allem unternehmenskulturelle Faktoren, die bei der sonst so loyalen Generation X einen Wechselwunsch auslösen. Hierzu zählen die Unzufriedenheit mit der direkten Führungskraft (33 Prozent) und der strategischen Ausrichtung des Unternehmens (32 Prozent).
Dass der Generation X unternehmenskulturelle Aspekte deutlich wichtiger sind als ihren jüngeren Kolleginnen und Kollegen, zeigt sich auch, wenn es um die Wahl eines potenziellen neuen Arbeitgebers geht. Denn 73 Prozent der Erwerbstätigen der GenX wünschen sich einen guten Kollegenzusammenhalt (GenZ: 58 Prozent), 69 Prozent ein gutes Führungsverhalten (GenZ: 44 Prozent) und 64 Prozent eine gute Unternehmenskultur (GenZ: 45 Prozent).
Zu einer vermehrten Frustration im beruflichen Alltag der Generation X hat insbesondere die Corona-Pandemie beigetragen. Über die Hälfte der Erwerbstätigen der Generation X (55 Prozent) prangert als Folge der Corona-Krise einen Personalmangel beim Arbeitgeber an und jeweils rund ein Drittel eine Verschlechterung interner Abstimmungsprozesse (36 Prozent) und der Teamverbundenheit (35 Prozent).
Eine Generation zwischen Stabilität und Doppelbelastungen
Die Generation X steht nicht nur im beruflichen Leben vor Herausforderungen, sie müssen zusätzlich den Spagat zwischen der Betreuung eigener Kinder sowie der Unterstützung und teils Pflege von Familienmitgliedern meistern. Durch die Doppelbelastung und den ausgeprägten Wunsch, sich parallel um Job und Familie angemessen zu kümmern, liegt der GenX das Thema mentale Gesundheit besonders am Herzen. Daher überrascht es nicht, dass sie mit 39 Prozent auf ein Engagement für psychisches Wohlergehen der Mitarbeitenden bei einem potenziellen neuen Arbeitgeber im Generationen-Vergleich am meisten Wert legen (Generation Y: 36 Prozent, Babyboomer: 38 Prozent).
Auch die Möglichkeit für eine längere Auszeit, zum Beispiel in Form eines Sabbaticals, begrüßt die GenX (29 Prozent). Ebenfalls die Möglichkeit einer Vier-Tage-Woche mit vollem Lohnausgleich (75 Prozent) und eine flexible Arbeitszeitgestaltung (72 Prozent) sind Benefits, die das Job-Leben der vergessenen Generation am Arbeitsmarkt erleichtern und daher einen potenziellen neuen Arbeitgeber für sie attraktiv machen.
Für die Auswertung wurden auf Basis einer Forsa-Studie unter 3.216 sozialversicherungspflichtigen Angestellten in Deutschland, im Auftrag von Onlyfy by Xing, verschiedene Altersgruppen separat ausgewertet – so auch die Altersgruppe der 43- bis 58-Jährigen, die sogenannte GenX.