Die Kritik an finanzieller Wirtschaftsförderung ist wahrscheinlich so alt wie diese selbst. Über ihren Sinn lässt sich oft gut streiten, vor allem aus der Nachher-Perspektive. Lohnt sich die Förderung von Coworking? Das fragt sich unser Experte Tobias Kremkau.
Zuletzt wurde mir gleich zweimal die Frage gestellt, ob denn Förderprogramme für Coworking Spaces überhaupt sinnvoll seien. Schließlich führe nicht jedes geförderte Projekt auch zu einem steten Coworking-Angebot. Das stimmt zwar, war meine erste Antwort, jedoch sehe ich bereits das als ein sinnvolles Ergebnis einer Förderung an: herauszufinden, wo ein Coworking-Angebot funktionieren kann und wo eben nicht.
Es gibt mehrere Gründe dafür, etwas mit öffentlichen Geldern zu fördern. Beispielsweise, wenn Projekte das Gemeinwohl unterstützen und den Bedürfnissen der Gesellschaft entsprechen. Immer mehr Menschen wollen nicht an fünf Tagen die Woche ins Büro fahren müssen, sondern lieber für ihre Arbeit statt ihre Anwesenheit bezahlt werden. Wohnortnahe Coworking-Angebote können dabei helfen, dass Menschen selbstbestimmter arbeiten.
Oder wenn dadurch die Wirtschaft gefördert wird. Auch der Betrieb eines Coworking Spaces schafft Arbeitsplätze. Er kann zum Beispiel dafür sorgen, dass Menschen nicht wegpendeln und dann im Zentrum einer Großstadt zu Mittag essen, Kaffee trinken und auf dem Rückweg dort ihren Einkauf erledigen. Dieses Geld bleibt sprichwörtlich am eigenen Marktplatz, wenn Menschen öfters wohnortnah arbeiten.
Gerade im ländlichen Raum schließen Förderprogramme für Coworking Spaces eine Marktlücke. Sie sorgen dafür, dass die Menschen Zugang zu einer bisher nicht angebotenen Dienstleistung erhalten. Das muss und soll sich auch langfristig selbst tragen, doch noch stehen wir erst am Anfang einer Entwicklung.
Gute Arbeit braucht guten Kaffee und da ich mehrfach in der Woche beruflich unterwegs bin, interessiere ich mich sehr dafür, wo es guten Kaffee gibt. Wann ein Kaffee gut ist und wann nicht, mag subjektiv sein, aber ich persönlich schätze von Baristas zubereiteten Kaffee in schick eingerichteten Cafés. Die App European Coffee Trip des gleichnamigen Online-Magazins hilft mir seit Kurzem, solche Kaffee zelebrierenden Orte zu finden, wofür ich sehr dankbar bin.
Tipp von Tobias Kremkau
Auch wenn sozialpolitische Ziele, wie beispielsweise gleichwertige Lebensbedingungen in der Stadt und auf dem Land, erreicht werden sollen oder es um Sekundäreffekte von dezentralen Arbeitsorten geht, wie weniger Pendelverkehr und damit auch weniger Verkehrsemissionen oder krankmachenden Stress, besteht ein Förderinteresse. Coworking ist mehr als die Möglichkeit einer Hälfte der arbeitenden Bevölkerung, nicht pendeln zu müssen.
Bisher gibt es kaum Förderprogramme, die die Gründung und den Betrieb eines Coworking Spaces gezielt fördern. Als Folge der Coronapandemie kamen jedoch Förderprogramme auf, die beispielsweise Machbarkeitsstudien und temporäre Coworking Spaces, sogenannte Pop-ups, förderten und so die Frage beantworten wollten, ob und wo ein Coworking-Angebot funktionieren kann.
Das erscheint mir persönlich sinnvoll. Aber wir haben es hier vermutlich mit einem Widerspruch zu tun. Ergibt eine geförderte Machbarkeitsanalyse oder ein Coworking-Pop-up, dass Coworking vor Ort nachgefragt werden würde und entsteht deshalb ein Coworking Space, war die Förderung sinnvoll. Entsteht im Nachgang aber kein Coworking Space, auch weil die Ergebnisse keine Gründung empfahlen, ist am Sinn des verwendeten Förderprogramms zu zweifeln und Kritik berechtigt.
Als Profiteur von derartigen Förderprogrammen vermag ich nicht, final zu beantworten, ob sie sinnvoll sind oder nicht. Das steht mir vermutlich in meiner Rolle als beratender Experte auch nicht zu. Nichtsdestotrotz gibt es den Bedarf an professioneller Expertise und einer fachlichen Einschätzung. Auch weil kommunale Verwaltungen selten in der Lage sind, sich selbst mit einer solchen Entwicklung gezielt und umfassend genug zu beschäftigen.
Diese Kolumne stellt nahezu immer eine Zusammenfassung meiner Gedanken dar. Bei diesem Thema interessiere ich mich aber sehr dafür, was Sie denken und würde mich freuen, wenn Sie mir eine E-Mail mit Ihren Sichtweisen an tobias@coworkland.de schreiben würden. Ist Coworking zu fördern sinnvoll? Wenn ja, wann ist das der Fall? Wenn nein, warum nicht?