Im Auftrag der Initiative „Bewegung im Büro“ haben wir Sie Anfang Mai erneut gefragt, wie bewegt Ihre Büroarbeit im Home- bzw. im Corporate Office ist. Ob sich das Bewegungsverhalten mittlerweile verbessert hat? Hier sind die Ergebnisse.
Die Ergebnisse der Leserumfragen „Bewegung im Büro“ im Mai 2021 und Mai 2022 waren alarmierend: Knapp zwei Drittel bewegten sich im Homeoffice noch weniger als im Büro, wo körperliche Aktivität ohnehin schon selten ist. Ob sich daran etwas geändert hat und vieles Weitere wollten wir von den OFFICE-ROXX-Lesern vom 3. bis 21. Mai 2023 wissen. Diesmal wurden von mehr als 1.600 Bürobeschäftigten jeweils 16 Fragen beantwortet. Die repräsentativen Ergebnisse liefern erneut interessante Einblicke.
Ein schlechtes Zeugnis für die Bewegung im Alltag
Die Ergebnisse der Umfrage zeigen, dass der Wunsch nach mehr körperlicher Bewegung weiterhin stark ausgeprägt ist. Die Befragten vergaben im Durchschnitt die Schulnote 3,4 auf die Frage, ob sie sich nach eigenem Empfinden generell ausreichend bewegen. Mit der gleichen Note bewerteten sie die Zufriedenheit mit dem Anteil der Bewegung in ihrem Leben. 2022 gab es hier die Schulnoten 3,4 und 3,5, 2021 3,5 und 3,5. Die Office-Worker bleiben also im Bereich von befriedigend bis mangelhaft – ein weiterhin schlechtes Zeugnis für die Bewegung der Bürobeschäftigten im Allgemeinen.
Ebenfalls rückläufig sind die Bewegungsauszeiten. Lediglich 38 Prozent der Befragten legen regelmäßig Arbeitspausen – Mittagspausen ausgenommen – von mindestens zehn Minuten ein, um sich zu bewegen. Das sind gut zwei Prozent weniger als 2022. Der Großteil (62 Prozent) vernachlässigt diese gesundheitsfördernde Praxis im Büroalltag.
Immer noch weniger Bewegung im Homeoffice?
Nach den Jahren der Coronabeschränkungen kommen wieder mehr Mitarbeitende ins Büro. Der Anteil der Heimarbeit ist im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent gesunken und liegt nun im Schnitt bei 42 Prozent der Arbeitszeit (2022: 44 Prozent, 2021: 62 Prozent).
Damit sind wir bei der Frage: Wird sich an einem Arbeitstag im Homeoffice mehr oder weniger bewegt als an einem Tag im Firmenbüro? Die Antwort bleibt dieselbe wie in den Vorjahren: Weniger! 61 Prozent bewegen sich in den heimischen vier Arbeitswänden weniger, 39 Prozent mehr als im Firmenbüro – jeweils genauso viel wie 2022.
Es bleibt also dabei: Zwei von drei Bürobeschäftigten bewegen sich im Homeoffice weiterhin weniger als im Corporate Office. Das ist bereits deshalb alarmierend, weil schon im Corporate Office fast nur noch Augen und Finger bewegt werden.
Der Haltungsmix: Das Homeoffice holt auf
Die Expertenempfehlungen für einen ausgewogenen Haltungsmix bei der Büroarbeit lauten: 60 Prozent Sitzen, 30 Prozent Stehen und zehn Prozent Gehen. Wie bereits im Vorjahr dominieren im Homeoffice die sitzenden Tätigkeiten: Im Schnitt werden 71 Prozent (2022: 75 Prozent, 2021: 73 Prozent) der Arbeitszeit gesessen. 21 Prozent (2022: zehn Prozent, 2021: elf Prozent) wird gestanden und acht Prozent (2022: fünf Prozent, 2021: sieben Prozent) mit Gehen verbracht.
Im Büro hingegen ist der Anteil von Sitzen, Stehen und Gehen etwas ausgewogener: 63 – 19 – 18 Prozent. 2022: 64 – 18 – 18 Prozent. 2021: 65 – 18 – 9 Prozent.
Sowohl im Büro als auch im Homeoffice wird also noch immer zu viel gesessen. Der Haltungsmix der Daheim-Arbeitenden hat sich zu 2022 verbessert. Es wird erfreulicherweise im Schnitt doppelt so lange gestanden wie im Vorjahr. Insgesamt fällt der Mix dort jedoch weiterhin deutlich schlechter aus als im Firmenbüro.
Firmenbüros bleiben bewegungsfördernder ausgestattet
Unsere Umfragen der vergangenen Jahre ließen den Schluss zu, dass der Bewegungsmangel auch auf die Ausstattung im Büro und daheim zurückzuführen ist. 2023 wird dies offenbar bestätigt. Die ergonomische und bewegungsfördernde Ausstattung der Arbeitsplätze wurde von den Umfrageteilnehmenden in diesem Jahr so bewertet:
- Der Homeoffice-Arbeitsplatz erhielt im Schnitt die Schulnote 3,7 (2022: 3,9, 2021: 3,7)
- Der Arbeitsplatz im Büro durchschnittlich 3,1 (2022: 2,9, 2021: 3,3).
Hier ist kaum eine Veränderung auszumachen. Vielleicht sind mit einer besseren Ausstattung aber auch die Ansprüche gestiegen. Die Ausstattung der Arbeitsplätze mit bewegungsfördernden Lösungen lässt in jedem Fall weiterhin viel Luft nach oben.
Im Homeoffice verfügen:
- 19,2 Prozent über eine Sitz-Steh-Lösung wie einen entsprechenden Tisch, Tischaufsatz oder Ähnliches (2022: 18,7 Prozent, 2021: 12,8 Prozent),
- 31,1 Prozent über einen ergonomischen bzw. bewegungsfördernden Stuhl (2022: 30,3 Prozent, 2021: 25,9 Prozent),
- 9,2 Prozent über beides (2022: 8,2 Prozent, 2021: 4,9 Prozent),
- 7,9 Prozent über eine weitere bewegungsfördernde Lösung wie etwa Stehhocker, Deskbike, Laufband, Balancebord, Fußwippe etc. (2022: 7,1 Prozent, 2021: 4,1 Prozent) und
- 3,7 Prozent über alle drei Möglichkeiten (2022: 3,3 Prozent, 2021: 1,7 Prozent).
Im Firmenbüro gibt es eine höhere Verbreitung. Hier verfügen:
- 24,8 Prozent über eine Sitz-Steh-Lösung (2022: 24,2 Prozent, 2021: 22,8 Prozent),
- 41,3 Prozent über einen ergonomischen bzw. bewegungsfördernden Stuhl (2022: 40,5 Prozent, 2021: 39,8 Prozent),
- 22,2 Prozent über beides (2022: 21,1 Prozent, 2021: 19,8 Prozent),
- 7,5 Prozent über eine weitere bewegungsfördernde Lösung (2022: 6,1 Prozent, 2021: 4,8 Prozent) und
- 5,1 Prozent über alle drei Möglichkeiten (2022: 4,2 Prozent, 2021: 1,4 Prozent)
Bei der Ausstattung der Arbeitsplätze in Bezug auf ergonomische bzw. bewegungsfördernde Lösungen besteht weiterhin Handlungsbedarf, auch wenn die Verbreitung weiter zunimmt.
Von „Rücken“ und weiteren Beschwerden
Eine beträchtliche Anzahl der Befragten gab an, bereits Beschwerden aufgrund zu langen Sitzens am Arbeitsplatz gehabt zu haben. Dies waren: Rückenschmerzen (74 Prozent), Kopfschmerzen (39 Prozent), Nackenschmerzen (34 Prozent) und Muskelverspannungen (29 Prozent). Zudem beklagten acht Prozent der Befragten „steife Gelenke“ oder andere Symptome (17 Prozent). Es waren Mehrfachnennungen möglich. Frei von Beschwerden arbeiten gerade einmal neun Prozent der befragten Bürobeschäftigten.
Durch bewegtes Arbeiten lassen sich die genannten Symptome reduzieren oder vermeiden. Daher war es interessant zu erfahren, ob digitale Assistenten – etwa Apps, die an Haltungswechsel erinnern – als sinnvolle Ergänzung betrachtet werden. 55 Prozent (2022: 57 Prozent) bejahten dies, 45 Prozent (2022: 43 Prozent) hingegen erachten solche digitalen Erinnerungshilfen als nicht nützlich.
Weitere Investitionen in die Gesundheit
Sind noch bewegungsfördernde Anschaffungen geplant oder wurde bereits investiert? Generell haben in den letzten zwölf Monaten Anschaffungen für ihr Homeoffice getätigt:
- 25,8 Prozent für bis zu 500 Euro (2022: 26,3 Prozent)
- 6,5 Prozent für bis zu 1.000 Euro (2022: 6,6 Prozent)
- 3,3 Prozent für über 1.000 Euro (2022: 3,5 Prozent)
Hier macht sich ein leichter Abwärtstrend bemerkbar, zu dem sicher auch beiträgt, dass sich viele bereits in den Vorjahren entsprechend ausgestattet haben. Dennoch haben in den letzten zwölf Monaten insgesamt beachtliche 35,6 Prozent in ihr Heimbüro investiert (2022: 36,4 Prozent, 2021: 41,7 Prozent).
Folgende Ausgaben sind für eine ergonomische bzw. bewegungsfördernde Ausstattung des Homeoffice-Arbeitsplatzes geplant:
- 18,9 Prozent für bis zu 500 Euro (2022: 18,4 Prozent)
- 8,5 Prozent für bis zu 1.000 Euro (2022: 8,0 Prozent)
- 2,8 Prozent über 1.000 Euro (2022: 2,3 Prozent)
Demnach haben 30,2 Prozent vor, in ihr Heimbüro zu investieren. Dieser Wert nimmt zum zweiten Mal in Folge zu (2022: 28,7 Prozent, 2021: 25,5 Prozent). Bewusstsein und Bereitschaft sind in diesem Zusammenhang also ausreichend vorhanden.
Investitionen in die ergonomische bzw. bewegungsfördernde Ausstattung ihres Büroarbeitsplatzes sind im Vergleich dazu in dieser Höhe geplant:
- 7,3 Prozent für bis zu 500 Euro (2022: 3,3 Prozent)
- 2,7 Prozent für bis zu 1.000 Euro (2022: 3,3 Prozent)
- 3,3 Prozent für über 1.000 Euro (2022: 2,4 Prozent)
Mit insgesamt 13,3 Prozent wollen demnach deutlich weniger ins Corporate Office als ins Homeoffice investieren (2022: 9,0 Prozent, 2021: 12,7 Prozent). Allerdings gibt es hier wie gesehen oft auch bereits eine bessere Ausstattung.
Fazit: Trotz Lichtblicken bleibt hoher Handlungsbedarf
Unsere diesjährige Umfrage hat gezeigt, dass sich bei der Büroarbeit hierzulande noch immer zu wenig bewegt wird, sowohl im Corporate Office als auch im Homeoffice. Weiterhin bewegen sich zwei von drei Bürobeschäftigten bei der Arbeit in den eigenen vier Wänden weniger als im Firmenbüro. Hier herrscht also noch größerer Bewegungsmangel. Da bei den Home-Workern auch der Weg zur Arbeit entfällt, sollten sie dringend für Ausgleich sorgen, etwa durch mehr Haltungswechsel, Spaziergänge, Sport. Erfreulich ist, dass sich der Anteil der im Stehen verbrachten Arbeitszeit zu Hause verdoppelt hat. Offenbar setzt sich der Sitz-Steh-Tisch auch zunehmend im Homeoffice durch.
Wie hoch der Handlungsbedarf in Bezug auf den Bewegungsmangel bleibt, zeigt, dass nur neun Prozent der befragten Bürobeschäftigten frei von körperlichen Beschwerden durch ihre überwiegend sitzende Tätigkeit sind. Drei Viertel der Befragten hatten aufgrund dieser bereits „Rücken“. In der Pflicht bleiben hier die Arbeitgeber. Aber auch die Arbeitnehmer, denn letztlich ist es ihr Rücken, der schmerzt.
Über die Studie
Die OFFICE-ROXX-Leserumfrage im Auftrag der Aktion „Bewegung im Büro“ wurde vom 3. bis 21. Mai 2023 durchgeführt. Es haben 1.643 Bürobeschäftigte aus Deutschland teilgenommen. 73,8 Prozent der Teilnehmenden sind Angestellte, 6,8 Prozent Selbstständige und ebenfalls 6,8 Prozent gehören einer Geschäftsführung an. 12,9 Prozent arbeiten als gewerbliche Einkäufer. Hierbei waren Mehrfachnennungen möglich. Das Durchschnittsalter der Befragten betrug 41,4 Jahre. 53 Prozent sind männlich, 46 Prozent weiblich und rund ein Prozent divers.
Entscheidungen in Bezug auf die Büroausstattung im Firmenoffice treffen 36,1 Prozent der Befragten, Entscheidungen in Bezug auf die Ausstattung des Homeoffice 82,3 Prozent. Die Größe der Unternehmen, in denen die Umfrageteilnehmenden arbeiten, wurde wie folgt angegeben: 25,1 Prozent 1–10 Beschäftigte, 23,5 Prozent 11–100, 19,2 Prozent 101–500 und 32,2 Prozent mehr als 500 Beschäftigte.
Wir danken allen, die teilgenommen haben, herzlich: Aufgrund ihrer Daten konnten wir erneut ein realistisches und repräsentatives Bild der Situation in Deutschland zeichnen! Die Gewinner der Preise wurden benachrichtigt.
Weitere Anregungen und Lösungen, die zu bewegter Büroarbeit beitragen können, finden sich auf der Website der Initiative Bewegung im Büro.