Sitz-Steh-Schreibtische helfen dabei, dem dauersitzenden Arbeitsstil von Office-Workern entgegenzuwirken. Gleichzeitig steigern sie die kognitive Leistungsfähigkeit. Der TÜV-Verband gibt Tipps rund um Kauf und Nutzung von mechanischen und elektronischen Modellen.
Tägliches langes Sitzen belastet Rücken, Nacken und Schultern und kann auf Dauer zum Gesundheitsrisiko werden. Lange Sitzzeiten und Bewegungsmangel können Krankheiten wie Diabetes, Adipositas oder Bluthochdruck fördern. Im Schnitt sitzen die Deutschen laut DKV-Report 2021 werktags 8,5 Stunden. Das ist eine ganze Stunde mehr als drei Jahre zuvor. Das sich Büroangestellte weiterhin zu wenig bewegen, zeigen auch die Ergebnisse der Leserumfrage von OFFICE ROXX im Auftrag der Initiative „Bewegung im Büro“.
Für den Experten André Siegl, Referent für Arbeits- und Gesundheitsschutz beim TÜV-Verband, hat sich der Bewegungsmangel durch das Homeoffice weiterhin verstärkt. Er empfiehlt regelmäßiges Aufstehen, Bewegen und Dehnen, um den negativen Auswirkungen des langen Sitzens im Arbeitsalltag vorzubeugen. Wichtig für die Gesundheit sei zudem ein ergonomisch eingerichteter Arbeitsplatz.
Im Wechsel sitzen und stehen
Ergonomische Schreibtische lassen sich in ihrer Arbeitshöhe so anpassen, dass in verschiedenen Sitzpositionen und im Stehen gearbeitet werden kann. Solche verstellbaren Tischgestelle bieten mehr Bewegungsraum als konventionelle Schreibtische und schützen vor einseitiger Belastung. „Es ist empfehlenswert, die Position und Haltung bei der Schreibtischarbeit regelmäßig zu verändern. Dauerhaftes Stehen oder Sitzen ist schädlich, sowohl für den Bewegungsapparat als auch für die Konzentrationsfähigkeit. Die Blutzirkulation ist eingeschränkt und die Muskulatur wird wenig angeregt“, sagt der Experte vom TÜV-Verband. „Es gilt folgende Regel: 60 Prozent sitzen, 30 Prozent stehen und 10 Prozent bewegen.“
Vor allem der Rückenbereich sowie Nacken und Schultern werden beim dauerhaften Sitzen einseitig belastet. Das kann Verspannungen und Fehlhaltungen hervorrufen, die wiederum zu Schmerzen führen. Regelmäßiges Bewegen und Stehen beanspruchen die Rückenmuskulatur und fördern die Durchblutung. Beim Aufstehen wird die Beinmuskulatur aktiviert, die sonst im Sitzen kaum bis gar nicht beansprucht wird. Dies schlägt sich auch im Kalorienverbrauch des Körpers nieder. Denn der verbrennt 0,15 Kalorien pro Minute mehr im Stehen als im Sitzen. Die veränderte Haltung bringt auch kognitive Vorteile. Siegl: „Eine erhöhte körperliche Aktivität kann Motivation, Konzentrationsfähigkeit und Leistung um bis zu 20 Prozent steigern, da der Körper aus seiner ermüdenden Sitzposition gebracht wird.“
Elektrische Modelle sind komfortabler
Der Markt für höhenverstellbare Schreibtische ist riesig. Grundsätzlich lassen sie sich in mechanische und elektrische Gestelle unterscheiden. Im Durchschnitt sind die mechanischen Gestelle günstiger, leichter und verursachen keine laufenden Kosten. Stromer mit Motor hingegen bieten deutlich mehr Komfort, Einstellmöglichkeiten und Zeitersparnisse. Für beide Varianten gilt: Das Gestell des Schreibtischs sollte auch im ausgefahrenen Zustand stabil und sicher stehen. Zudem sollte es über eine angemessene Traglast verfügen und an die Tischplatte sowie den Verwendungszweck angepasst sein, zum Beispiel durch flexible Breiten- und Tiefeneinstellungen des Gestells.
Wichtig bei elektrischen Modellen. Pro Bein sollte ein Motor verbaut sein, der mit weniger als 40 dB Lautstärke arbeitet. Zudem sollte ein Kollisionsschutz vorhanden sein, der den Anhebe- oder Absenkvorgang abbricht, sobald der Tisch mit einem Gegenstand in Berührung kommt. Außerdem empfiehlt der Experte, auf eine „Memory-Funktion“ zu achten. Diese ermöglicht es Nutzern, durch die programmierbaren Voreinstellungen verschiedener Höhen die individuelle Position schnell wieder zu erreichen.
Auf die richtige Höhe kommt es an
Welche Höhe ist die richtige? Das entscheidet sich je nach Steh- oder Sitzposition sowie Körpergröße. Befindet sich das Gesäß auf Höhe der Knie und bilden Ober- und Unterschenkel mindestens einen 90-Grad-Winkel, sodass die Beine nicht den Schreibtisch berühren? Dann ist die Sitzhöhe optimal eingestellt. „Die richtige Position des Oberkörpers haben Sie, wenn Sie die Oberarme locker hängen lassen, mit dem Rücken an der Lehne sind und die Unterarme waagerecht auf den Armlehnen zur Tischplatte liegen können. Auch Unter- und Oberarme sollten ungefähr einen rechten Winkel bilden. Gleiches gilt für das Stehen. Gerade hinstellen, Oberarme lockerlassen und mit den Unterarmen einen möglichst rechten Winkel bilden, sodass diese sich auf Höhe der Tischplatte befinden“, sagt Siegl.
Beim Kauf auf geprüfte Sicherheit achten
Sitz-Steh-Schreibtische mit Elektromotor sind im Handel schon ab rund 150 Euro zu haben. „Orientierung beim Kauf bieten das GS-Zeichen und das TÜV-Siegel“, sagt Siegl. „Produkte mit diesen Prüfzeichen werden von unabhängigen Stellen geprüft und garantieren die Einhaltung von Richtlinien wie der Schreibtischnorm DIN EN 527 und die Sicherheit der Elektronik.“
Weitere Anregungen und Lösungen, die zu bewegter Büroarbeit beitragen können, finden sich auf der Website der Initiative Bewegung im Büro.