Christoph Magnussen, CEO des New-Work-Beratungsunternehmen Blackboat, hat auf LinkedIn die Frage gestellt: „Wofür sind Büros eigentlich gut?“ Über 100 Personen kommentierten diesen Beitrag. Der Industrieverband Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA) hat versucht, die Diskussion anhand beispielhafter Zitate zusammenzufassen.
Natürlich gibt es Stimmen, die behaupten, dass wir alle über kurz oder lang ganz auf das Büro verzichten können. Die Kommentare in dem LinkedIn-Posting von Christoph Magnussen reichen von ernsthaft bis zu dem leicht ironischen Hinweis, dass wir uns irgendwann alle „per WLAN-Chip im Kopf mit der Leitstelle im Metaverse verbinden und von dort aus arbeiten“ werden. Dennoch war sich die Mehrzahl der Kommentatoren einig – und dem stimmt der IBA ebenfalls zu: Das Büro wird noch gebraucht, aber ganz anders als bisher und es muss sich grundlegend verändern.
Das Büro als Ort der Beziehungspflege
Ein Statement kann hier für viele andere Aussagen stehen: „Das Büro ist das Basecamp/der Hub. Hier können wir uns treffen zu gemeinsamen Brainstormings, um unsere Entwürfe mal ausgedruckt an die Wand zu hängen und gemeinsam zu optimieren, für Austausch und Workshops in kleineren oder größeren Teams zu konkreten Fragestellungen – oder einfach mal zum gemeinsamen Frühstücken. Kund:innen-Meetings finden bei uns zunehmend auch wieder live statt.“ Bemerkenswert oft angesprochen wird der Nutzen der physischen Anwesenheit in emotional schwierigen Situationen und für den Aufbau guter Beziehungen. Auch dass die Beziehungspflege prinzipiell genauso gut außerhalb des Büros stattfinden könnte, ist Thema in den Kommentaren. Allerdings nur vereinzelt, denn letztendlich hat das Büro als gemeinsamer Ort weitere Vorteile.
Onboarding und Zusammenhalt
Große Vorteile einer gemeinsamen Arbeit im Büro sehen die Diskussionsteilnehmer bei der Integration neuer Mitarbeitendenden/Kollegen. Zwar belegen gleich mehrere Kommentare, dass es möglich ist, neue Teammitglieder rein digital in bestehende Teams zu integrieren, aber so ganz reibungslos funktioniert dieser Prozess wohl nie: „Das Onboarding neuer Mitarbeitender ohne physische Präsenz dauert ungleich länger und ein gesundes Maß psychologischer Sicherheit in der Kommunikation wird später erreicht.“ Was für neue Mitarbeitende unmittelbar von hoher Bedeutung ist, spüren auch längst eingeführte Teammitglieder. Ein Diskussionsteilnehmer berichtet, dass man sich in seinem Unternehmen auf einen Tag geeinigt habe, an dem jeder ins Büro kommt. Was er an diesen Bürotagen besonders schätzt, sind die zufälligen Begegnungen auf dem Flur. Und es geht um erlebbare Unternehmenskultur, denn „Unternehmen, deren Mitarbeiter nicht mehr im Büro arbeiten, benötigen … identity und purpose, um diese [die Beschäftigten] weiterhin an sich zu binden.“
Mehr Agilität und ein besseres Image
Aber so wie das Büro jetzt ist, kann es in den seltensten Fällen bleiben. Schon der Begriff „Büro“ ist unbeliebt. Warum? Ganz offensichtlich wird das Büro – und auch das Office – mit Kontrolle und Pflicht assoziiert. Dabei sollte „das moderne Büro ein Ort der Freude, Zusammenkunft und Inspiration sein“. Und wie soll das gehen? Indem man das Büro zu einem Ort macht, „an dem man sich wohlfühlt und eventuell eben auch gewisse Benefits hat, die es zu Hause nicht gibt“. Von der Einrichtung wird erwartet, dass sie Activity Based Working unterstützt, „mit einem Mix aus lauten/leisen Bereichen, Telefon/Meetingboxen, Loungezonen und einigem anderen mehr“. Im Idealfall stellt das Büro dann „den Rahmen eines ganzen Habitats dar“. Klingt nach viel Fläche? Auch der Raumbedarf wird in den Kommentaren angesprochen, wobei die Gedanken einheitlich in eine Richtung laufen: „Es wird zunehmend High-End-Headquarter geben, kleiner und feiner und zu weiterhin hohen Mieten.“
Was noch?
Auch der Gesundheit zuliebe kann man ins Büro gehen. Dabei geht es nicht nur um den guten Bürostuhl, den viele im Homeoffice nach wie vor vermissen. Die Kommentare befassen sich ganz allgemein mit Bewegung: „Ganz entscheidend: Wir waren dadurch [die Anwesenheit im Büro] körperlich in Bewegung! Jeder hat seinen Platz verlassen, wir haben uns zusammengestellt, uns gesehen, uns ausgetauscht, sind dann gemeinsam in die Kantine.“ Und die Radfahrer unter den Diskussionsteilnehmern würden bei ausschließlicher Arbeit im Homeoffice schlicht den Weg zum Büro vermissen.
Unbedingt soll hier noch von den Erfahrungen eines Skeptikers die Rede sein. Ein Diskussionsteilnehmer berichtete, dass er bei Gründung seines Start-ups überlegt habe, ganz auf das Büro zu verzichten, später aber gelernt habe, dass er dieses zumindest in zwei Situationen braucht: „1) Kunden wollten sehen, ob es uns wirklich gibt. Meistens nur einmal – aber das scheint ein wichtiger Punkt zu sein. 2) Im Recruiting scheint ein Büro einen ähnlichen Effekt zu haben – auch wenn dann direkt nach dem Homeoffice gefragt wird ;-).“
Grundlage für das LinkedIn-Posting von Christoph Magnussen war ein Interview, das der IBA mit ihm geführt hat.