Die Büroarbeitswelt hat in den letzten Jahren eine sehr tiefgreifende Disruption erlebt. Wohin die Reise gehen wird, ist nicht abschließend geklärt. Eine Studie des Schweizerischen Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) legt dar, welche Faktoren zukünftige Offices beeinflussen werden.
Kaum jemand hat während der Covid-19-Pandemie der Jahre 2020 und 2021 so gearbeitet wie in der Zeit davor. Die beiden Autoren Karin Frick und Detlef Gürtler der vom Gottlieb Duttweiler Institute (GDI) im Auftrag des Schweizer Büromöbelverbands veröffentlichten Studie „OH! FFICE. Die Zukunft des Arbeitsortes zwischen Ausnahmezustand und New Normal“ gehen deshalb davon aus, dass sich mit dem Ende der Pandemie die Office-Landschaft noch einmal drastisch verändern wird: Sie wird weder zu dem Zustand vor 2020 zurückkehren, noch den Ausnahmezustand einfach fortsetzen.
Neue Office-Strukturen
Die sich herausbildenden Strukturen sind von der ökologischen Transformation beeinflusst. Forderungen nach Nachhaltigkeit, Klimafreundlichkeit und Ressourceneffizienz lassen sich durch eine intensivere Nutzung bereits vorhandener Flächen sowie die Einsparung unnötiger Mobilität erfüllen. Die Autoren der Studie erklären, dass die Kombination aus ökologischen und ökonomischen Triebkräften die Bindung der Erwerbstätigkeit an einen einzigen Ort auflösen werde: Für unterschiedliche Funktionen stehen unterschiedliche Arbeitsorte zur Verfügung – Workplace follows Function.
Das traditionelle Büro verliert hierdurch nicht seine Existenzberechtigung, sondern verändert seine Funktion. Es soll sich weniger als bisher auf Konzentration und Kommunikation fokussieren, sondern vor allem Interaktion ermöglichen. Für Brainstorming, Teamwork und kreative Prozesse ist ein physisches Zusammentreffen in einem zentralen Büro weiterhin erste Wahl. Als „Purposefocused Space“ sollen Büros zudem sicherstellen, dass die Mitarbeitenden sich mit dem Zweck eines Unternehmens identifizieren.
Arbeits- und Meetingflächen
Wenn Büroarbeit einerseits qualitativ aufgewertet wird, aber andererseits quantitativ einen geringeren Anteil an der gesamten Arbeitszeit einnimmt, dürften Büroflächen in Zukunft in deutlich größerem Ausmaß mit anderen Unternehmen geteilt werden, schlussfolgern die Autoren. Das gilt gerade für Sonderflächen wie Meeting- und Veranstaltungsräume. Hier können auch andere zentral gelegene Orte eine Rolle spielen, etwa Business-Hotels oder Einkaufszentren.
Vom Tisch zum Stuhl
Bei der Ausstattung der nächsten Arbeitsplatzgeneration ist eine Bedeutungsverlagerung zu erwarten: Der Stuhl wird der neue Tisch. Sowohl Schreibtisch als auch Regal waren wichtig, solange es im Büro um die Verbindung von Kopf- und Handarbeit ging. Wenn Wissensarbeit jedoch nur noch am Bildschirm stattfindet, geht es vor allem darum, eine ausdauernde, konzentrierte und effiziente Bildschirmarbeit zu ermöglichen. Daraus ergibt sich für die Autoren, dass ein Möbelstück in die Office-Welt Einzug halten wird, das diese Voraussetzungen erfüllt – der Gaming-Chair.