Das Management Forum Starnberg organisiert seit über zehn Jahren das Seminar „Arbeitswelten der Zukunft“ mit Bernd Fels und Kenny Engel von if5 anders arbeiten. Die Organisatoren des Events sprachen mit den beiden unter anderem über den Wandel von Arbeitswelten und die Zukunft des Büros.
Herr Fels, Sie leiten das Seminar ‚Arbeitswelten der Zukunft‘ schon seit elf Jahren. Wie definieren Sie Arbeitswelten der Zukunft?
Bernd Fels: Lassen Sie mich dazu ein Zitat von Tom Peters aufgreifen, der in seinem Buch ‚Jenseits der Hierarchien‘ sagt, dass das Management von Raum vielleicht das am wenigsten beachtete und trotzdem wirksamste Werkzeug ist, um einen kulturellen Wandel herbeizuführen, Innovationsprojekte zu beschleunigen und den Lernprozess in weit verstreuten Organisationen zu fördern. Dem stimme ich (vielleicht bis auf den Punkt ‚wenig beachtet‘) gern zu. Auf die Zukunft ausgerichtete Arbeitswelten unterstützen Organisationen in ihrer strategischen Ausrichtung vor allem in Bezug auf ihre Identifikation, Innovationsfähigkeit und Ablauforganisation maßgeblich. Dessen werden sich mehr und mehr Organisationen bewusst.
Nach so vielen Jahren in der Branche – was reizt Sie immer noch an dem Thema?
Das Thema Arbeitswelten nutzt sich aus meiner Sicht nie ab, wird dadurch nie langweilig. Unser Zeitgeist ist durch Wandel geprägt. Corona, demografische Herausforderungen, Mobilitätswende und das erneute Bewusstsein um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen – um nur einige Themen in Zusammenhang mit übergeordneten Megatrends zu nennen – beeinflussen direkt und indirekt unsere Arbeitswelt. Hier Hilfestellung und Orientierung zu geben und damit Zukunft aktiv zu gestalten, zahlt auf meinen eigenen Purpose ein und auch wofür wir gesamtheitlich als if5 stehen. Bitte nicht falsch verstehen: Als Geschäftsführer stehe ich natürlich auch in einer wirtschaftlichen Verantwortung für mehr als 25 Mitarbeitende. Dennoch können wir dieser und einer ideellen Verantwortung gleichermaßen gerecht werden. Das finde ich erstrebenswert.
Sie sagen, dass unser Zeitgeist von Wandel geprägt ist. Wie spiegelt sich das in den Seminarinhalten wieder? Haben sich die Fragen im Laufe der Zeit geändert?
Ja und nein. Die Sorgen, beispielsweise bei der Offenheit von Bürostrukturen in puncto Akustik und Vertraulichkeit, sind immer noch ein Renner, genauso wie: Was passiert, wenn ein Mitarbeitender keinen Arbeitsplatz vorfindet oder wie finde ich meine Kollegen? Aber Zeiten ändern sich. Waren vor zehn Jahren büroorganisationsbezogene Themen stark im Fokus, sind es heute verstärkt kulturell und prozessbezogene Fragen, die in den Vordergrund rücken: Warum, wie und wer? Mit Corona und der Frage nach dem ‚Wo arbeiten wir?‘ steigen wir nun auch wieder tiefer in Themen der Büroorganisation ein, mit einem Unterschied: Waren früher eher möglichst präzise Handlungsanweisungen zur Büroorganisation gefragt, ist es heute mehr ein Manifest der Zusammenarbeit, was zählt. Klar ist aus meiner Sicht, dass VUKA keinen Paragrafendschungel braucht, sondern einen Rahmen zur Orientierung. Anders gesagt: Wir irren uns empor in volatilen Zeiten.
Herr Engel, an welchem Punkt stehen wir aus Ihrer Sicht gerade, wenn wir über Arbeitswelten der Zukunft sprechen? Was hat Sie in den vergangenen zwei Jahren vielleicht sogar überrascht?
Kenny Engel: Ich denke, die vergangenen zwei Jahre waren vor allem eines: lehrreich. Erste Organisationen haben eine durch Corona initiierte Interimsphase durchlaufen, in der sie schnell reagieren mussten. Aus dieser Erfahrung sind dann Projekte erwachsen, um die eigene Flächenstrategie und Prozesse auf den Prüfstand zu stellen. Daraus entwickeln sich aktuell konkrete Zukunftsszenarios, die Orientierung geben. Ich glaube, es ist eine Art Innovationsdruck entstanden, den viele Unternehmen verspüren. Im Kern ist das erst mal eine gute Entwicklung, dennoch mahne ich vor übereifertem Aktionismus. Die ganz unterschiedlichen Blickwinkel und Haltungen aus der neu entstandenen Arbeitsnormalität, die unsere Seminarteilnehmer uns als Referenten gegenüber mitbringen, überraschen mich dabei in der Tat. Davon zehre ich sehr für meinen Projektalltag.
Herr Fels, wer besucht das Seminar ‚Arbeitswelten der Zukunft‘? Zeichnen sich Branchenschwerpunkte ab?
Bernd Fels: Je nachdem, was die Unternehmen so umtreibt, ist das unterschiedlich: Von HR-lern über Projekt- und Facility-Verantwortliche bis zum Geschäftsführer sind die Gruppen bunt gemischt – und das branchenübergreifend. Gerade diese Mischung ist sehr spannend für alle Teilnehmenden. Manche Gesichter sehen wir über die Jahre auch mehrfach. Ich denke, wir geben eine gute 360-Grad-Perspektive mit aktuellen Impulsen. Da lohnt sich von Zeit zu Zeit ein Update.
Welche Learnings nehmen Ihre Seminarteilnehmer mit nach Hause? Und wann, würden Sie sagen, war das Seminar besonders erfolgreich?
Zum einen wissen unsere Teilnehmenden um die großen Treiber, die hinter den aktuellen Entwicklungen stehen. Das ist wichtig für ein Grundverständnis. Zum anderen brechen wir das dann aber auch konkret auf die Fläche runter und zeigen, wie man ein Projekt idealtypisch aufsetzen kann. Werden aus unseren Ideen und Impulsen konkrete Projekte umgesetzt, ist das natürlich ein besonderer Erfolg für beide Seiten – Referenten und Teilnehmende.
Grundsätzlich freuen wir uns immer über zufriedene Teilnehmende. Das ist nicht allein unser Verdienst. Mit dem Management Forum Starnberg haben wir seit Jahrzehnten einen tollen Partner, der super Workshop-Locations und spannende Besichtigungen organisiert und nicht zuletzt die Teilnehmenden zusammenbringt.
Zum Abschluss: Gibt es das Büro in 20 Jahren überhaupt noch und wenn ja, wie sieht es aus?
Ich lege mich fest. Das Büro wird es auch noch in 50 Jahren geben. Denn es ist erstens ein wesentlicher Teil der Unternehmensidentität, zweitens haben digitale Formate Grenzen und drittens ist das berufliche Miteinander nirgendwo reichhaltiger. Ob ich dann noch aktiv dabei bin oder die Geschehnisse eher passiv aus dem Ruhestand verfolge, lasse ich mir dabei noch offen.
Termine: Arbeitswelten der Zukunft
11. bis 12. Oktober 2022 in München
9. bis 10. November 2022 in Berlin
Hier geht’s zur Anmeldung und weiteren Informationen.