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Quo vadis, Office? Büroarbeitswelten in der Post-Covid-Zeit

Die Coro­na-Pan­de­mie hat die Ent­wick­lung der Büro­ar­beits­for­men enorm beschleu­nigt und gleich­zei­tig schwer vor­her­seh­bar gemacht. Burk­hard Rem­mers von Wilkhahn wagt den­noch einen Aus­blick auf mög­li­che Arbeits­wel­ten nach Covid-19. Er beleuch­tet auch die zu meis­tern­den Herausforderungen.

Human Centered Workplace: Vier Perspektiven für die Bewertung relevanter Entscheidungen zur Arbeitsweltgestaltung, um das Ganze im Blick zu behalten und ungewollte Kollateralschäden zu vermeiden. Abbildung: Wilkhahn

Human Cen­te­red Work­place: Vier Per­spek­ti­ven für die Bewer­tung rele­van­ter Ent­schei­dun­gen zur Arbeits­welt­ge­stal­tung, um das Gan­ze im Blick zu behal­ten und unge­woll­te Kol­la­te­ral­schä­den zu ver­mei­den. Abbil­dung: Wilkhahn

Die Arbeit im Home­of­fice hat­te zunächst viel bes­ser funk­tio­niert als erwar­tet, doch inzwi­schen zei­gen vie­le Stu­di­en, dass die anfäng­li­che Eupho­rie zumin­dest in Tei­len zuneh­men­der Ernüch­te­rung weicht. Man­che for­dern im Zei­chen des Infek­ti­ons­schut­zes eine Rück­kehr zum Zel­len­bü­ro. Ande­re hal­ten in der glei­chen Logik ein gemein­sa­mes Büro schlicht für über­flüs­sig. Drit­te schließ­lich den­ken an dezen­tra­le Satel­li­ten­lö­sun­gen. Der Dis­kus­si­ons­stand zum Acti­vi­ty-Based-Workspace, der den Raum neben Mensch und Soft­ware als „drit­te Intel­li­genz“ der Wert­schöp­fung begreift, wird völ­lig über­la­gert von der Fra­ge­stel­lung, in wel­chem Ver­hält­nis zukünf­tig wohl im Büro oder zu Hau­se gear­bei­tet wird. Da ist es höchs­te Zeit, inne­zu­hal­ten, um die wesent­li­chen Grund­la­gen zu beleuch­ten, vor denen zukunfts­fä­hi­ge Arbeits­welt­kon­zep­te bestehen müssen.

Wesentliche Trends

Schon lan­ge vor der Pan­de­mie waren die Ent­wick­lun­gen in der Arbeits­welt von drei Mega­trends geprägt, die durch Covid-19 enorm beschleu­nigt wur­den: Glo­ba­li­sie­rung und damit ver­bun­den die dyna­mi­sche Digi­ta­li­sie­rung, Gesund­heit als Grund­la­ge für wirt­schaft­li­chen Wohl­stand und Wachs­tum sowie die Her­aus­for­de­run­gen, die durch Kli­ma­wan­del und Umwelt­schä­den wie bei­spiels­wei­se kran­ke Wäl­der, Arten­ster­ben und Plas­tik­müll spür­bar wer­den. Der hohe Trans­for­ma­ti­ons­druck hat des­halb die Fra­ge­stel­lun­gen an die Arbeits­welt­ge­stal­tung nicht ver­än­dert, son­dern geschärft: Wie gelingt es, durch ein attrak­ti­ves und gesun­des Ambi­en­te die gesuch­ten Talen­te zu gewin­nen und zu bin­den? Wie kann die Arbeits­um­ge­bung Inno­va­tions- und Ver­än­de­rungs­pro­zes­se för­dern? Wie lässt sich die für Ver­än­de­rungs­pro­zes­se so wich­ti­ge Unter­neh­mens­iden­ti­tät stüt­zen? Und wel­chen Bei­trag leis­tet die Arbeits­welt­ge­stal­tung zum Drei­klang von Pro­fit, Pla­net und People?

Leichte faltbare Tischaufsätze wie der Fold-Up-Workspace lassen sich kompakt im Kleidersack verstauen und verwandeln im Handumdrehen jeden Tisch in einen abgeschirmten Arbeitsplatz, ob bei der mobilen Arbeit zu Hause oder innerhalb der Bürogebäude. Abbildung: Wilkhahn

Leich­te, falt­ba­re Tisch­auf­sät­ze wie der Fold-Up-Workspace las­sen sich kom­pakt im Klei­der­sack ver­stau­en und ver­wan­deln im Hand­um­dre­hen jeden Tisch in einen abge­schirm­ten Arbeits­platz, ob bei der mobi­len Arbeit zu Hau­se oder inner­halb der Büro­ge­bäu­de. Abbil­dung: Wilkhahn

Vier Dimensionen, die im Blick zu behalten sind

Bei genaue­rem Hin­se­hen wird deut­lich, dass die­se Fra­ge­stel­lun­gen eng zusam­men­hän­gen. Ohne die erfor­der­li­chen Fach­kräf­te wird es kaum mög­lich sein, die Digi­ta­li­sie­rung vor­an­zu­trei­ben und neue Geschäfts­pro­zes­se umzu­set­zen. Ohne eine star­ke Unter­neh­mens­kul­tur las­sen sich die Ängs­te und Blo­cka­den vor Ver­än­de­run­gen nur schwer über­win­den. Gesund­heit und Wohl­be­fin­den machen das Unter­neh­men nicht nur attrak­ti­ver, son­dern stei­gern nach­weis­lich die Per­for­mance und sen­ken die Krank­heits­kos­ten. Und last, but not least ist der Bei­trag zu einer posi­ti­ven Zukunfts­vi­si­on der aller­größ­te Hebel, um die Poten­zia­le der Men­schen im Unter­neh­men pro­duk­tiv zu mobilisieren.

Des­halb soll­ten vor jeder grund­le­gen­den Ent­schei­dung zur Arbeits­welt­ge­stal­tung und mög­li­chen Arbeits­or­ten deren Aus­wir­kun­gen auf die Dimen­sio­nen Gesund­heit, Kol­la­bo­ra­ti­on, Iden­ti­tät und Sinn­stif­tung über­prüft und im Zwei­fels­fall ange­passt wer­den. So las­sen sich Syn­er­gien heben und unge­woll­te Kol­la­te­ral­schä­den früh­zei­tig erken­nen und vermeiden.

3D-beweglicher Bürostuhl AT: Weil zu Hause der Bewegungsraum ausschließlich auf die Bedienung von Tastatur und Maus reduziert ist, spielt hier das gesunde, dynamische Sitzen eine noch wichtigere Rolle als im Büro. Abbildung: Wilkhahn

3-D-beweg­li­cher Büro­stuhl AT: Weil zu Hau­se der Bewe­gungs­raum aus­schließ­lich auf die Bedie­nung von Tas­ta­tur und Maus redu­ziert ist, spielt hier das gesun­de, dyna­mi­sche Sit­zen eine noch wich­ti­ge­re Rol­le als im Büro. Abbil­dung: Wilkhahn

Beispiel Homeoffice

Bei Fra­ge­stel­lun­gen zur mobi­len Büro­ar­beit las­sen sich anhand der vier Dimen­sio­nen die Chan­cen, Risi­ken und mög­li­chen oder not­wen­di­gen Hand­lungs­fel­der für das Faci­li­ty-Manage­ment ganz­heit­lich bewerten.

  • So hän­gen Gesund­heit und Wohl­be­fin­den der mobi­len Büro­ar­beit vor allem von indi­vi­du­el­len Lebens­um­stän­den ab. Hier ist im Unter­schied zur Tele­ar­beit eine Ein­fluss­nah­me zur Ver­hält­nis­prä­ven­ti­on unge­heu­er schwie­rig. Aber wer die lang­fris­ti­ge Leis­tungs­fä­hig­keit der Mit­ar­bei­ten­den ernst nimmt, soll­te zumin­dest Ange­bo­te machen, mit denen sich dyna­mi­sches Sit­zen, kon­zen­trier­tes Arbei­ten und die Reduk­ti­on von Stör­fak­to­ren för­dern lässt – auch dann, wenn ein Küchen­tisch als tem­po­rä­rer Arbeits­platz her­hal­ten muss.
  • Bei den Aus­wir­kun­gen auf unter­schied­li­che For­men der Zusam­men­ar­beit soll­te geprüft wer­den, was sich digi­tal gut abbil­den lässt und wel­che Pro­zes­se ana­lo­ge Begeg­nun­gen erfor­der­lich machen. Gera­de die aktu­ell drän­gen­den Inno­va­tions- und Ver­än­de­rungs­pro­zes­se sind in wesent­li­chen Pha­sen auf Inter­dis­zi­pli­na­ri­tät, sozia­le Gemein­schafts­bil­dung und auf infor­mel­len Aus­tausch in unge­plan­ten Begeg­nun­gen ange­wie­sen – auf genau das also, was im Home­of­fice fehlt.
  • Unter­neh­mens­kul­tur und Iden­ti­tät sind der sozia­le Kitt, der von gemein­schaft­li­chen Erleb­nis­sen genährt wird. Gleich­zei­tig sind Zuge­hö­rig­keit, Ori­en­tie­rung und inne­re Ord­nung über das Unter­be­wusst­sein ganz eng mit den Unter­neh­mens­räu­men ver­bun­den. Der Begriff „Arbeits­platz“ meint nicht umsonst auch den Job. Auf Dau­er birgt das Home­of­fice das Risi­ko, Iden­ti­fi­ka­ti­on und Bin­dung zum Unter­neh­men zu schwä­chen und die Ver­lust­ängs­te zu steigern.
  • Auch der Bei­trag zu einer pro­fi­ta­blen und sinn­stif­ten­den Zukunfts­fä­hig­keit ist viel­schich­tig: Eine Eta­blie­rung mobi­ler Büro­ar­beit führt zwei­fel­los zu einer höhe­ren Akzep­tanz von Desk-Sha­ring und damit ver­bun­den zu Ein­spar­po­ten­zia­len bei den klas­si­schen Schreib­tisch­ar­beits­plät­zen. Weni­ger Pend­ler­ver­kehr redu­ziert zudem nach­weis­lich Ver­kehrs­emis­sio­nen und der Ent­fall von Wege­zei­ten kann sich posi­tiv auf die Work-Life-Balan­ce aus­wir­ken – aber eben nur dann, wenn die indi­vi­du­el­len Rah­men­be­din­gun­gen stimmen.

Die­se Über­sicht zeigt, dass neben der Ana­ly­se der Orte auch die der Auf­ga­ben und Pro­zes­se ste­hen soll­te, für die das Home­of­fice eine gute oder sogar eine bes­se­re Opti­on sein könn­te als das Büro. Neben der Fra­ge­stel­lung, ob und wie sich die­se dann sinn­vol­ler­wei­se tage­wei­se bün­deln las­sen, braucht es vor allem die Abstim­mung mit dem HR-Bereich. Denn je weni­ger sich Arbeits­zeit und Arbeits­ort über­schnei­den, des­to höher wird der Regel- und Steue­rungs­auf­wand und des­to mehr Füh­rung ist gefor­dert, damit die Kol­le­gen nicht ver­lo­ren gehen.

Timetable (Design: Andreas Störiko) mit Foldscreen: Mobile, klappbare Tische, die sich bei Bedarf mit werkzeugfrei addierbaren Sicht- und Akustikblenden ausstatten lassen, bieten maximale Flexibilität und Zukunftssicherheit. Abbildung: Wilkhahn

Time­ta­ble (Design: Andre­as Stö­ri­ko) mit Folds­creen: Mobi­le, klapp­ba­re Tische, die sich bei Bedarf mit werk­zeug­frei addier­ba­ren Sicht- und Akus­tik­blen­den aus­stat­ten las­sen, bie­ten maxi­ma­le Fle­xi­bi­li­tät und Zukunfts­si­cher­heit. Abbil­dung: Wilkhahn

Fazit

In Sachen mobi­ler Büro­ar­beit wird es ein Zurück in die Vor-Coro­na-Zeit nicht geben. Die Opti­on, tem­po­rär im Home­of­fice arbei­ten zu kön­nen, wird selbst­ver­ständ­li­cher Bestand­teil der Arbeits­or­ga­ni­sa­ti­on sein – wobei der Mix zwi­schen Prä­senz­ar­beit und mobi­lem Arbei­ten idea­ler­wei­se auf­ga­ben- und pro­zess­be­zo­gen defi­niert wer­den soll­te. Wenn sich das Faci­li­ty-Manage­ment als „Enabler“ für das Errei­chen der orga­ni­sa­tio­na­len Zie­le des Unter­neh­mens ver­steht, dann darf die Ver­ant­wort­lich­keit nicht bei der IT-Infra­struk­tur enden, auch wenn eine Stan­dar­di­sie­rung der Arbeits­um­ge­bung im Home­of­fice unmög­lich erscheint. Es ist sicher kein Zufall, dass aktu­ell selbst in füh­ren­den Digi­tal­un­ter­neh­men über Prä­senz­pflicht­ta­ge für die Post-Coro­na-Zeit dis­ku­tiert wird.

Versuch eines Ausblicks

Vor die­sem Hin­ter­grund wird deut­lich, dass die För­de­rung der Zusam­men­ar­beit im Büro noch mehr als in der Ver­gan­gen­heit im Mit­tel­punkt der Raum­kon­zep­te ste­hen muss. Die Plät­ze für Fokus­ar­beit wer­den weni­ger, aber brau­chen mehr Abschir­mung. Denn die Tech­no­lo­gien für ver­teil­tes Arbei­ten im Home­of­fice wer­den auch den All­tag im Büro prä­gen. Was braucht es dann, wenn in einer offe­nen Struk­tur vier oder fünf Video-Calls gleich­zei­tig geführt wer­den? Wenn es im Work­shop­raum völ­lig nor­mal wird, in ana­lo­ge Mee­tings räum­lich ver­teil­te Grup­pen digi­tal ein­zu­bin­den? Eine Tren­nung von Schreib­tisch und digi­ta­lem Mee­ting ist dann eben­so unmög­lich, wie umge­kehrt die Erwei­te­rung der ana­lo­gen Kol­la­bo­ra­ti­ons­räu­me zu hybri­den Team­um­ge­bun­gen zwin­gend ist.

Nach der Pan­de­mie ist vor der Pan­de­mie. Zum Kern­kri­te­ri­um schlecht­hin wird des­halb maxi­ma­le Fle­xi­bi­li­tät. Viel­leicht lohnt es sich, völ­lig neu zu den­ken: in „atmen­den“ Kern­funk­ti­ons­flä­chen, die jeder­zeit erwei­tert, geschrumpft oder anders genutzt wer­den kön­nen. Anstatt Arbeits­plät­ze mit Flat­ter­band abzu­sper­ren und Schicht­ar­beit ein­zu­füh­ren, las­sen sich mobi­le und klapp­ba­re Tisch­plät­ze ad hoc redu­zie­ren und auf Abstand brin­gen. In Epi­de­mie-Zei­ten ohne­hin unge­nutz­te Semi­nar- und Mehr­zweck­räu­me wer­den kur­zer­hand als tem­po­rä­re Büro­flä­chen akti­viert, wenn es Distanz­ge­bo­te erfor­der­lich machen. So behält jeder sei­nen Tisch, den er dort­hin mit­nimmt, wo es aus­rei­chend Platz und Raum­luft­vo­lu­men gibt. Dann ent­fal­len auch die bei Desk-Sha­ring beson­ders auf­wen­di­gen Hygie­ne-Maß­nah­men. So könn­te ein „neu­es Nor­mal“ ent­ste­hen, das Offen­heit und Rück­zug, Nähe und Distanz, Zusam­men­ar­beit und Fokus­sie­rung varia­bel verbindet.

Burkhard Remmers, Internationale Kommunikation bei Wilkhahn. Abbildung: Wilkhahn

Burk­hard Rem­mers,

Lei­ter Inter­na­tio­na­le Kommunikation,
Wilkhahn.

wilkhahn.com

 

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