Autos, Musik, Werkzeug – heute kann man fast alles leihen. Längst gehört auch die Büroeinrichtung dazu. Wir haben Hersteller und Verbände zum Thema Mieten & Leasen befragt.
Konkret wollten wir wissen, ob man die Lösungen der jeweiligen Hersteller direkt oder indirekt auch mieten oder leasen kann, und wie das ggf. konkret funktioniert. Im Hintergrund stand für uns die Frage, welches Potenzial in diesem Markt gesehen wird. Erstaunlicherweise wollten sich viele – sonst sehr auskunftsfreudige – Hersteller lieber nicht zu diesem Thema äußern. Insbesondere die in dieser Branche noch vergleichsweise junge Mietthematik sei etwas heikel, hieß es hier und da hinter vorgehaltener Hand. Umso mehr freuen wir uns über die abgegebenen Statements. Dankenswerter Weise haben sich auch der deutsche Büroeinrichtungs- und der Bürohandelsverband geäußert.
Thomas Jünger, Geschäftsführer, Industrieverband Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA).
„Es spricht viel dafür, dass das Prinzip ‚Nutzen statt Besitzen‘ auch in den Büroeinrichtungsmarkt Einzug halten wird, obwohl das Thema genau genommen gar nicht neu ist. Insbesondere die international agierenden Kunden unserer Branche kennen die Herausforderung, Arbeitsplätze für zeitlich befristete Projekte einzurichten. Da machte das Leasing des Mobiliars häufig mehr Sinn als ein Kauf. Eine im Vergleich dazu relativ neue Alternative zur Erweiterung eigener Kapazitäten ist die Nutzung von Arbeitsplätzen in Coworking-Spaces. Auch das ist letztendlich eine Form der Miete von Büroeinrichtungen. Weitere Impulse für das Mieten oder Leasen von Einrichtungsgegenständen dürften aus dem Wunsch, nachhaltig zu handeln, entstehen. Wer Möbel mietet, geht davon aus, dass diese nach der Rückgabe aufbereitet und weitergenutzt werden. Dabei dürfte die grundsätzliche Herausforderung bestehen bleiben: Leasing und Mieten werden in der Regel erst dann interessant, wenn sie mit anderen Leistungen kombiniert werden. Gerade darin liegt aber eine Chance für unsere Branche, denn der individuelle Zuschnitt von Services ist eine klare Stärke der deutschen Büromöbelhersteller und des niedergelassenen Handels.“
Thomas Grothkopp, Geschäftsführer, Handelsverband Büro und Schreibkultur (HBS).
„In Zeiten niedriger Zinsen bedarf es des Leasings als Finanzierungsinstrument nicht. Sinn ergibt es dort, wo der Leasinggeber wesentlich günstiger einkauft als der Nutzer, wie es bei Fahrzeugen der Fall ist. Oder dort, wo es quasi das Leasinggut und den Service aus einer Hand gibt, wie bei Bürotechnik. All-inclusive-Ansätze bietet vor allem der Bürofachhandel als primärer Ansprechpartner für den gewerblichen Bereich. Er kooperiert oftmals mit professionellen Leasinggebern wie beispielsweise der BFL, die von den Handelsunternehmen gegründet worden war. Für Büroeinrichtung entwickelt sich gleichwohl langsam ein Markt, da viele Büros nicht mehr auf eine Nutzungsdauer länger als zehn Jahre angesehen werden. Dies gilt insbesondere für Start-ups. Auch große Verwaltungen arbeiten mit schwankenden Arbeitsplatzzahlen und erwarten, dass der Lieferant Büroeinrichtung in Reserve hat und vorübergehende Überbestände einlagert.“
Rudolf Pütz, Geschäftsführer, Vitra GmbH.
„In einer Arbeitswelt, die auf starke Veränderung reagieren muss, werden Anpassungsfähigkeit und Flexibilität zur Grundbedingung für die Gestaltung der Arbeitsumgebung. Kürzere Mietlaufzeiten und die starke Expansion von Coworking-Angeboten unterstreichen dies. Wer nicht weiß, wie er in drei Jahren arbeiten wird, ist auch bei der Einrichtung offen für neue Angebote. Miete ist deshalb eine Option, die in die Zeit passt. Vitra entwickelt und realisiert innovative Arbeitsumgebungen, die authentisch zur jeweiligen Unternehmenskultur passen. In diesem Rahmen kommen Mietkonzepte bereits seit Jahren zur Anwendung. Eingebunden sind hierbei auch Handelspartner von Vitra, die für innovative Wege offen sind. Die hohe Qualität und Zeitlosigkeit unserer Produkte sowie der Einsatz von Klassikern bzw. Originalen (zum Beispiel Alcove Sofa) bringen einen weiteren entscheidenden Vorteil mit sich: Auch nach Jahren im Gebrauch lassen sich attraktive Restwerte bzw. Veräußerungserlöse erzielen. Vitra-Produkte sind besonders wertstabil. So zeichnen sich unsere Mietkonzepte durch eine hohe Wirtschaftlichkeit aus. Die flexible Teilmiete mit individuellem Mietanteil und Mietdauer ist dabei ebenso eine interessante Option.“
Jörg Pannekoike, Geschäftsführer und Gesamtverkaufsleiter, WINI Büromöbel.
„Grundsätzlich kann man die WINI-Einrichtungslösungen auch mieten oder leasen. Da wir unsere Produkte ausschließlich über den Fachhandel vermarkten, ist diese Dienstleistung aber in der Regel ein Angebot unserer Handelspartner für deren Endkunden. WINI kommt seinen Fachhandelspartnern dabei über die Gestaltung der Zahlungsbedingungen entgegen, welche dann exakt auf die Zahlungsströme des Mietmodells zugeschnitten werden können. Für Unternehmen bietet Leasing bzw. Finanzierung durchaus Vorteile. Nichtsdestotrotz ist die Nachfrage nach Leasinglösungen von Seiten der Endkunden unserer Erfahrung nach bisher eher gering. Wesentlich häufiger gibt es Anfragen im Bereich Mietmöbel. Ein typisches Szenario für den Bedarf an Mietmöbeln ist, dass Kunden aufgrund von Bauverzögerungen oder als Übergangslösungen Arbeitsplätze mieten möchten. Bei kleineren Mengen und kurzen Laufzeiten können wir unsere Partner dann teilweise direkt mit Leihmöbeln ausstatten. Bei längeren Mietzeiten und großen Mengen kooperieren wir mit professionellen Netzwerkpartnern für Mietmöbel, die wir in einem solchen Fall beauftragen bzw. an die wir die Anfragen vermitteln.“
Joachim Geiger, Managing Director und Director Group Marketing, TRILUX Vertrieb GmbH.
„TRILUX bietet ein breites Spektrum an individuellen Finanzierungsinstrumenten für die neue Bürobeleuchtung. Neben Mieten, Leasen und Mietkauf besteht zukünftig auch die Möglichkeit von ‚Pay per Use‘. Hier zahlt der Kunde eine monatliche verbrauchsabhängige Nutzungsgebühr, die sich aus einem festen Grundbetrag und einem variablen, nutzungsabhängigen Anteil zusammensetzt. Die verbrauchsabhängige Gebühr wird über die TRILUX Monitoring Services ermittelt, die die Betriebsdaten jeder einzelnen Leuchte im Blick behalten und analysieren. Kunden können mit wenigen Klicks auf unserer Homepage ein individuelles Angebot anfragen. Möchten Kunden ihre neue Beleuchtungsanlage finanzieren, entwickeln wir mit unseren Finanzierungspartnern ein maßgeschneidertes Angebot. Die Nachfrage steigt. Immer mehr Unternehmen nutzen die Möglichkeiten zur Finanzierung von Licht und profitieren von den Vorzügen einer modernen Beleuchtungsanlage. Gerade im Büro steigt der Anspruch an Flexibilität. Eine individuelle Beleuchtungslösung, angepasst an die jeweilige Raumsituation, bietet hier alle Vorteile. Darüber hinaus erreichen energieeffiziente LED-Anlagen erhebliche Einsparungen bei den Stromkosten. Es ist sogar möglich, aus den erzielten Einsparungen die geringen Verbrauchskosten der LED-Beleuchtungsanlage sowie die Finanzierung zu bedienen.“
Marc Schumann, Leitung Marketing & Kommunikation, Assmann Büromöbel GmbH & Co. KG.
„Mieten, testen, meins! – Das Assmann-Mietkonzept bietet die Möglichkeit, die vielfältigen Möbel und Einrichtungslösungen der Syneo-Loungemöbelsysteme zu attraktiven Mietkonditionen zu entdecken. Lounge-Elemente, Phone Boxen und offene oder geschlossene Raum-in-Raum-Systeme sind in geradliniger und gerundeter Formensprache verfügbar. Abgerundet wird das Produktspektrum durch Ergänzungen wie Hocker, Sitzbänke und Garderoben zur ansprechenden Gestaltung von Mittelzonen. Die neue Ausstattung für moderne Arbeitswelten kann somit in den eigenen Räumlichkeiten zu attraktiven Konditionen getestet werden, um sich zunächst von Komfort, Akustik und Optik der Syneo-Lounge- und Raumsysteme zu überzeugen. Angeboten werden flexible Laufzeiten von sechs, zwölf, 18 und 24 Monaten. Der Mietvertrag wird direkt mit Assmann geschlossen. Zusätzlich wird ein Leasingkonzept als Finanzierungsmodell für sämtliche Assmann-Produktgruppen angeboten. Es wird mithilfe einer Partnerbank abgewickelt und die Laufzeit ist zwischen 24 und 72 Monaten wählbar. Aufgrund der wandelnden Anforderungen an die Arbeitsumgebung im Sinne von Arbeit 4.0 steigt der Wunsch nach Flexibilität hinsichtlich Möblierungs- und Finanzierungsmodellen zunehmend.“