Mit seiner Idee, Möbel an Business-Kunden zu vermieten, gründete Daniel Ishikawa im Jahr 2011 ein Start-up-Unternehmen. Im Interview spricht der Geschäftsführer von Lyght Living Furniture Leasing über die Vorteile von Mietmöbeln, über Nachhaltigkeit und die Herausforderungen in der Corona-Krise.

Daniel Ishikawa, Geschäftsführer Lyght Living Furniture Leasing GmbH & Co. KG. Abbildung: Lyght Living Furniture Leasing
OFFICE ROXX: Herr Ishikawa, seit gut einem Jahr beherrscht nur ein Thema unseren Alltag: Corona. Welchen Einfluss hat das Virus auf Ihr Geschäftsmodell?
Daniel Ishikawa: Tatsächlich hat das Geschäft mit Mietmöbeln gerade durch Corona einen unerwarteten Schub erhalten. Ein Grund dafür dürfte sein, dass es für Unternehmen in solchen Krisenzeiten wichtig ist, flexibel, schnell und unkompliziert auf Veränderungen im Büroumfeld reagieren zu können. Unser Konzept basierte bis Corona vor allem auf der Vermietung von Wohnmöbeln für Geschäftsleute, die für ein paar Wochen in Deutschland sind.
Doch mit der Pandemie hat sich das deutlich geändert. Mitarbeiter wurden von einem Tag auf den anderen ins Homeoffice geschickt. Plötzlich brauchten viele Unternehmen Mobiliar, um ihren Mitarbeitern einen Homeoffice-Platz einzurichten. Seitdem werden von uns nicht nur Sofas, Couchtische, Teppiche und Boxspringbetten verliehen, sondern zunehmend auch Drehstühle, Schreibtische, Akustikwände und Rollcontainer.
Sie haben also mit Improvisation auf die neue Situation reagiert?
Richtig. Die Krise hat bei unseren Kunden ein Umdenken ausgelöst, auf das wir regieren mussten. Viele waren in den Büros gar nicht mehr erreichbar, weil sie von zu Hause arbeiteten. Ein Teil unserer Kunden hat Planungen auf Eis gelegt und erst einmal verschoben – obwohl Anfang 2020 noch sehr viele Anfragen dazu eingegangen sind. Einige haben dann einfach nachgefragt, ob wir vielleicht auch Homeoffice-Möbel zur Verfügung stellen könnten. Die Idee kam ursprünglich gar nicht von uns, sondern von unseren Kunden, die auf die neue Situation reagierten.
Wurden Deals daraufhin neu geplant?
Genau. Wir haben die Mietanfragen gemeinsam mit unseren Kunden überdacht. So kam beispielsweise aufgrund der neuen Arbeitsschutzregel die Frage auf, ob sich Tische überhaupt wie geplant aufstellen ließen, ohne die Abstandsregeln zu verletzen. Auch Trennwände waren plötzlich relevant. Das hatte es bis dato noch nicht gegeben.
Ein Kunde aus Rheinland-Pfalz hatte sich von uns die Mieteinrichtung seines Großraumbüros für 34 Mitarbeiter planen lassen. Mitte April 2020 kam dann die Bitte, alles zu überarbeiten. Denn wegen der Abstandsregeln saßen nun weniger Menschen in dem Raum. Zwischen jedem Arbeitsplatz mussten Spuckschutz-Scheiben angebracht werden, und im Lounge-Bereich wurde eine große Couch durch viele kleine Sofateile ersetzt.
Glauben Sie, dass auch zukünftig viele Angestellte im Homeoffice arbeiten werden?
Die Arbeitswelt hat sich durch Corona drastisch verändert. Viele sitzen nun vielleicht dauerhaft im Homeoffice. Auch bei uns – und es klappt. Hätte es Corona nicht gegeben, hätten Homeoffice-Lösungen mit Sicherheit nicht so schnell den Markt erobert. Anderseits gehe ich aber davon aus, dass Büros weiterhin ihre Daseinsberechtigung haben, auch nach der Pandemie. Dennoch werden sich viele Dinge ändern. Es wird mehr hybride Modelle geben.
Beispielsweise mussten wir bei einem unserer Kunden den Konferenzraum umgestalten. Denn viele Mitarbeiter des Unternehmens waren im Homeoffice. Daher musste gewährleistet sein, dass sich die von zu Hause Arbeitenden zu den Meetings ohne viel Aufwand dazu schalten konnten, während der andere Teil des Teams im Konferenzraum sitzt.

Planung, Lieferung und Aufbau – alles aus einer Hand. Abbildung: Lyght Living Furniture Leasing
Neben Corona hat das Thema Nachhaltigkeit mittlerweile einen höheren Stellenwert in den Business-Plänen von Unternehmen eingenommen. Was bedeutet Nachhaltigkeit für Sie?
Nachhaltigkeit bezieht sich bei uns nicht nur auf das Geschäftsmodell, sondern auch auf die einzelnen Möbelprodukte. Wir machen die Nachhaltigkeit für uns mit KPIs (Key Performance Indicator) messbar. Das heißt: Wir verfolgen, wie häufig unsere Möbel vermietet werden, in welchem Zustand sie zurückkommen und wie häufig sie danach an weitere Kunden zur Miete weitergegeben werden. Dieser Wert variiert natürlich mit jedem Möbelstück.
Daher suchen wir unsere Lieferanten ganz gezielt aus. So stellen wir sicher, dass wir Möbel anbieten können, die mehr als nur ein oder zwei Vermietungszyklen überstehen. Die Produkte sollen haltbar, gut aufzuarbeiten sein und möglichst leicht wechselbare Bezüge haben. Das ist überaus wichtig, denn sonst würde unser Geschäftsmodell gar nicht funktionieren. Nachhaltigkeit ist daher eng mit der Wirtschaftlichkeit unseres Unternehmens verbunden.
Rückblickend, was war die größte Hürde für Ihr Unternehmen?
Ganz klar, die Kunden von einer Möbelvermietung zu überzeugen. Anfangs, wenn ich möglichen Kunden unser Geschäftsmodell vorgestellt habe, bin ich oft auf Unverständnis gestoßen. Einmal habe ich mit einem Ludwigshafener Chemiekonzern telefoniert, der viele internationale Angestellte hat. Einige neue Mitarbeiter aus Indien hatten damals Probleme bei der Wohnungssuche: Sie konnten zwar Wohnungen finden, aber keine möblierten. Also haben wir einfach die Möbel für die Wohnung der neuen Mitarbeiter geliefert, anstatt das Büro zu möblieren. Dieser Konzern gehört heute noch zu unseren wichtigsten Kunden.
Welche Vorteile haben Kunden, wenn sie Möbel mieten?
Ein Möbelkauf ist mit hohen Anschaffungskosten verbunden. Meist sind die Möbel sperrig und lassen sich auch nicht so einfach im eigenen Auto transportieren. Gerade mit Mietmöbeln lässt sich der ökologische Fußabdruck von Unternehmen verkleinern. Nach Ende der Laufzeit werden diese zurückgenommen, wiederaufbereitet und weitervermietet. Das ist umweltfreundlich und ressourcenschonend.
Für die Vermietung berechnen wir eine monatliche Gebühr. Das geht los ab 50 Euro. Um Kratzer und Gebrauchsspuren müssen sich Kunden dabei genauso wenig sorgen wie um die Lieferung und den Aufbau selbst. Beides ist mit der Monatsmiete abgedeckt. Der große Vorteil des Mietmodells ist die Flexibilität. Damit müssen sich Unternehmen nur solange an Möbel binden, wie sie wollen.
Im Sommer 2020 haben Sie die Marke Lyght Living übernommen. Welche Erwartungen verknüpfen Sie mit der Übernahme?
Viele Kunden haben den Vorteil der Nachhaltigkeit unseres Geschäftsmodells entdeckt. Anstatt einfach neue Möbel zu kaufen und diese schon nach drei Jahren wieder zu ersetzen, ist es einfacher geworden, bei uns zu mieten. Auch Lyght Living ist ein bekannter Anbieter von Mietmöbeln am Markt – allerdings mit einem anderen Ansatz als wir. Lyght Living hat nicht B2B-Kunden im Fokus, sondern die Zielgruppe Millennials. Die 26- bis 40-Jährigen, die hauptsächlich in Großstädten leben, sind besonders offen gegenüber neuen Mietmodellen. Daher auch die Entscheidung, mit Lyght Living eine jüngere Marke zu übernehmen und unsere Zielgruppe zu erweitern.
Vielen Dank, Herr Ishikawa.
Die Fragen stellte Christian Marx.