Eine Studie des Design- und Architekturbüros Gensler hat ergeben, dass in Deutschland 13 Millionen Büroangestellte in mangelhaft ausgestatteten Arbeitsumgebungen tätig sind.
Vor allem schlecht gestaltete Großraumbüros behindern Innovationen und eine effektive Zusammenarbeit, so die Studie von Gensler. Obwohl Deutschland eines der innovativsten Länder weltweit ist, hat die Studie „Workplace Survey 2019“ ergeben, dass Wissensarbeiter in Deutschland ihre Arbeitsleistung am Arbeitsplatz schlechter bewerten als ihre Kollegen in Großbritannien, den USA, im Mittleren Osten, Asien und Lateinamerika. Als Grund dafür haben 73 Prozent der Befragten schlecht eingerichtete Arbeitsumgebungen angegeben. Laut Gensler-Studie wünschen sich die meisten Mitarbeiter offenere, kollaborativere Räume, die das Wohlbefinden fördern und dadurch Kreativität und Produktivität steigern.
Licht und Schatten
Die Ergebnisse des Gensler-Reports belegen einen direkten Zusammenhang zwischen der Qualität und Funktionalität des Arbeitsplatzes und dem Innovationsgrad der im Unternehmen tätigen Mitarbeiter. Eng damit verknüpft sei auch die allgemeine Zufriedenheit der Angestellten. Seien die Büros gut geplant und ausgestattet, liege die Mitarbeiterzufriedenheit um 19 Prozent höher als in schlecht gestalteten Büros. Auch die Werte für Unternehmenszugehörigkeit (19 Prozent), das Gemeinschaftsgefühl (23 Prozent) und der Kontakt zu Kollegen (16 Prozent) fallen deutlich höher aus.
Interessanterweise zeigen die Studienresultate, dass Mitarbeiter in Deutschland fast doppelt so viel Zeit mit Weiterbildung und der Pflege sozialer Kontakte verbringen wie ihre amerikanischen und englischen Kollegen. Obwohl diese beiden Punkte mit Leistungsfähigkeit und Innovation eng in Verbindung stünden, sei die Performance der Angestellten in Deutschland weniger effektiv. Daraus lasse sich schließen, dass die Gestaltung deutscher Büros in vielen Fällen innovatives und produktives Arbeiten hemme.
Gelegenheit braucht Räume
Dem Gensler-Report zufolge würden 52 Prozent der Angestellten in Deutschland gern in einer Open-Space-Umgebung tätig sein, wenn dort der Schutz ihrer Privatsphäre gewährleistet wäre. Aktuell arbeiteten allerdings noch über drei Viertel in einem geschlossenen Büro. Gruppen- oder Gemeinschaftsbüros sollen bekanntlich die besten Eigenschaften von Einzel- und Großraumbüros vereinen. In der Praxis scheitere dieses Konzept jedoch meist am Design der Arbeitsräume, da diese nicht auf spezielle Aufgaben zugeschnitten seien. Über ein Drittel der Mitarbeiter sei dazu gezwungen, den ganzen Tag an einem Ort zu arbeiten, unabhängig davon, ob dieser zu ihren Aufgaben passe. Das führe häufig zu großer Erschöpfung: Nur 24 Prozent der Befragten fühlen sich am Ende des Tages nicht ausgelaugt.
Der Einzelne und das Team
Effektive Arbeitsplätze sollten sowohl die Bedürfnisse des Einzelnen als auch die des gesamten Teams berücksichtigen. Unternehmen, die eine Open-Space-Strategie verfolgen, müssen deswegen ein ausgewogenes Umfeld mit Räumen für konzentrierte Einzelarbeit und für kollaborative Zusammenarbeit schaffen, das dem Wohlbefinden Vorrang einräumt, so die Macher der Studie. Denn Letzteres sei für 47 Prozent der Befragten entscheidend.