Glanz und Gift: Pistolenaufsätze und Chemiekeulen verdrängen die Kulturtechnik des Putzens, konstatiert Dr. Alexandra Hildebrandt. Die Publizistin benennt die Probleme, die durch den übermäßigen Einsatz von chemischen Reinigern auftreten, und zeigt auf, was es für Alternativen gibt.
Über Schmutz wird in unserer Konsumgesellschaft zu wenig nachgedacht. Ein Blick in die Haushaltabteilungen der Drogeriemärkte bestätigt, dass es heute zum Putzen keine Handarbeit mehr braucht – Staubmagnete, Dampfbesen, Wischroboter und Regale voll chemischer Reinigungsmittel mit Pistolenaufsätzen suggerieren, dass der Krieg gegen den Schmutz mit Leichtigkeit zu gewinnen ist. Gesellschaftlich wird das Putzen heute immer mehr verdrängt, bestätigt unter anderem Prof. Nicole C. Karafyllis in ihrem philosophischen Universalreiniger für klare Verhältnisse: „Putzen als Passion“. Es ist für sie eine Kulturtechnik, die gelernt sein will.
Reinigungsmittel können Probleme verursachen
Schmutz ist nichts, vor dem sich Menschen fürchten müssen. Aber leider sieht die Realität anders aus: Die Bereitschaft zum Selberputzen nimmt heute immer mehr ab. Und wenn geputzt wird, dann mit vollem militärischen Einsatz: In Deutschland werden jährlich etwa 220.000 Tonnen Haushaltsreiniger sowie circa 260.000 Tonnen Geschirrspülmittel verkauft. Die in diesen Produkten enthaltenen Chemikalien können Umwelt und Gesundheit belasten. Denn viele Inhaltsstoffe wie Phosphonate, optische Aufheller, Polycarboxylate, Koservierungsmittel, Silicone, Paraffine, Duft- und Farbstoffe sind biologisch oft schwer oder nicht vollständig abbaubar. Sie können sich in der Umwelt und in Organismen anreichern und die Gewässer belasten, denn sie gelangen früher oder später ins Abwasser. Zusätzlich tragen bestimmte Inhaltstoffe (zum Beispiel Phosphor- oder Stickstoffverbindungen) zu einer Überdüngung der Gewässer (Eutrophierung) bei.
Umweltfreundliche Lösungen als Alternative
Die Verbraucher Initiative e. V. weist jedoch darauf hin, dass es auf dem Markt viele Reinigungsmittel gibt, die Gesundheit und Umwelt weniger belasten. Viele nachhaltige Produkte sind am EU-Umweltzeichen (Euroblume) zu erkennen. Auch der Blaue Engel ist eine gute Entscheidungshilfe beim Kauf von Reinigern. Ecogarantie ist ein belgisches Label für ökologische Produkte. Das Qualitätssiegel überprüft Kosmetik-, Wasch- und Reinigungsprodukte sowie Meersalz auf der Basis eigener Kriterien und denen der EU-Öko-Verordnung. Verzichtet werden sollte auf chlorhaltige Sanitär- und WC-Reiniger mit anorganischen Säuren, da diese als umweltbelastend zu betrachten sind. Stark saure oder stark alkalische Reiniger können bei unsachgemäßer Anwendung Hautreizungen oder sogar Verätzungen verursachen.
Ökologische Reinigungsmittel verzichten auf synthetische Konservierungsmittel, chlorchemische Zusätze und synthetische Duftstoffe. Auch werden viele Bio-Putzmittel, die zudem völlig ökologisch abbaubar sind, aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt. Deswegen setzen Verantwortungsvolle Unternehmen auf leistungsstarke Wirkstoffe aus der Natur wie Essig, Soda oder Orangenöl. Gleichzeitig wird auf umweltschädliche Chemikalien wie Phosphate, Borate, Formaldehyd, PVC oder halogenorganische Verbindungen verzichtet. Auch verwenden die meisten wiederverwertbare Verpackungen oder bieten Nachfülllösungen an.
Literatur:
Claudia Silber/Alexandra Hildebrandt: „Gut zu wissen... wie es grüner geht: Die wichtigsten Tipps für ein bewusstes Leben“, Amazon Media EU S.à r.l., Kindle Edition 2017.
Dr. Alexandra Hildebrandt, Publizistin, Wirtschaftspsychologin und Nachhaltigkeitsexpertin. Twitter: @AHildebrandt70 Foto: Steffi Henn |