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Coworking konkret #15: Tobias Kremkau über „Berlin, Berlin“

„If I can make it the­re. I’ll make it any­whe­re.“ Frank Sina­tras sprich­wört­lich gewor­de­ne Songzei­le gilt offen­bar nicht für Cowor­king Spaces, die in Ber­lin funk­tio­nie­ren. Denn unse­re Haupt­stadt ist selt­sam. Tobi­as Krem­kau begeg­net zumin­dest oft die­sem Vorurteil.

Tobias Kremkau denkt, schreibt, spricht und berät zu den Themen Coworking und Neue Arbeit. Coworking ist für ihn mehr Berufung als nur Beruf. Die Zeit zählte den „Coworking-Papst“, wie er schon bezeichnet wurde, 2019 zu den 100 wichtigsten jungen Ostdeutschen. blog.kremkau.io. Abbildung: Larissa Hägele

Tobi­as Krem­kau denkt, schreibt, spricht und berät zu den The­men Cowor­king und Neue Arbeit. Cowor­king ist für ihn mehr Beru­fung als nur Beruf. Die Zeit zähl­te den „Cowor­king-Papst“, wie er schon bezeich­net wur­de, 2019 zu den 100 wich­tigs­ten jun­gen Ost­deut­schen. Er ist Mit­glied im Digi­tal­rat des Lan­des Sach­sen-Anhalt. blog.kremkau.io. Abbil­dung: Laris­sa Hägele

Vor Kur­zem nahm ich in der Alt­mark, einer sehr länd­li­chen Regi­on von Sach­sen-Anhalt, an einem Work­shop über die Tou­ris­ten­in­for­ma­ti­on der Zukunft teil. Nach­dem ver­schie­de­ne digi­ta­le Lösun­gen dis­ku­tiert wur­den und sich der Kon­sens ver­brei­te­te, dass die­se auch in Zukunft noch ein phy­si­scher Begeg­nungs- und Infor­ma­ti­ons­ort sein soll­te, stell­te ich das Kon­zept der „Open Libra­ry” vor und reg­te an, eine Tou­ris­ten­in­for­ma­ti­on ähn­lich zu den­ken. Das Kon­zept stammt ursprüng­lich aus Skan­di­na­vi­en, wo in Däne­mark 2004 die ers­te Open Libra­ry ihre Türen öff­ne­te. Es bedeu­tet, dass Men­schen außer­halb der regu­lä­ren Öff­nungs­zei­ten ohne Per­so­nal Zugang zur Biblio­thek bekom­men und die­se nut­zen können.

Die ers­te Fra­ge aus dem Publi­kum war, wo es denn so etwas schon gibt. „In Ber­lin“, ant­wor­te­te ich stra­te­gisch unklug. Ein Rau­nen ging durch den Raum und man spür­te regel­recht, wie fast alle Teil­neh­men­den ableh­nend „Ach, in Ber­lin“ dach­ten. „Aber auch in Kamenz“, einer säch­si­schen Klein­stadt in der west­li­chen Ober­lau­sitz, schob ich schnell nach. Mein Argu­ment war jedoch bereits am Ber­lin-Effekt zer­schellt. Ber­lin ist anders, eine Metro­po­le, die ver­meint­lich nichts mit dem Leben woan­ders in Deutsch­land zu tun hat. Dort spre­chen die Kell­ner in den Cafés nur noch Eng­lisch, Kin­der wer­den in Las­ten­rä­dern zum Kin­der­gar­ten gefah­ren, der dort Kin­der­la­den genannt wird und nur vega­nes Essen anbie­tet, und über­haupt machen da alle nur Pro­jek­te statt zu arbei­ten. Ber­lin ist seltsam.

Ber­lin pola­ri­siert. 2018 beglei­te­te ich die Grün­dung des ers­ten Cowor­king Spaces in Frank­furt (Oder), das „BLOK O“ der Ber­li­ner Spar­da-Bank. Als ich mich wäh­rend der Bau­pha­se mit vor­bei­ge­hen­den Men­schen dar­über unter­hielt, was nun in dem seit Jah­ren leer ste­hen­den Gebäu­den geplant ist, bekam ich stets zwei Ant­wor­ten zu hören: „End­lich etwas wie in Ber­lin!“ und „Nein, etwas wie in Ber­lin!“ Es gab nur die­se bei­den Pole, nichts dazwi­schen. Ent­we­der freu­ten sich die Leu­te dar­über, dass es bald auch ein Cowor­king Space in Frank­furt (Oder) geben wird, oder sie lehn­ten es ab, da dies ein sehr urba­nes Kon­zept ist, das ja nur in einer Metro­po­le wie Ber­lin funk­tio­nie­ren kann. Fünf Jah­re spä­ter weiß man es bes­ser. Momen­tan wird in der Dop­pel­stadt an der Oder der vier­te Cowor­king Space gebaut.

Ich erle­be die­se Reak­ti­on in mei­ner täg­li­chen Arbeit, die mich vor­ran­gig in Klein­städ­te und Dör­fer führt, stän­dig. Dort kön­nen sich oft nur weni­ge Men­schen vor­stel­len, dass auch dort ein Cowor­king Space funk­tio­nie­ren kann oder über­haupt gebraucht wird. In sol­chen Regio­nen wis­sen aller­dings erst sehr weni­ge Men­schen, was ein Cowor­king Space ist. Zur Wahr­heit gehört aber auch, dass Cowor­king Spaces, wie es sie in Ber­lin gibt, wirk­lich nicht in einer Klein­stadt wie Stend­al oder einer Gemein­de wie Min­heim funk­tio­nie­ren kön­nen. Dort bedarf es ande­rer Kon­zep­te. Wer ein Cowor­king Space außer­halb der Metro­po­le grün­det, muss beach­ten, auch wenn es im Geschäfts­mo­dell kei­nen Unter­schied zwi­schen Stadt und Land gibt, dass er sich nicht eins zu eins im länd­li­chen Raum umset­zen lässt.

Und doch kann es funk­tio­nie­ren. Es pas­siert eigent­lich stän­dig. Das enor­me Wachs­tum der Cowor­king-Space-Sze­ne außer­halb der Metro­po­len in den letz­ten Jah­ren zeigt, dass auch dort wirt­schaft­lich tra­gen­de Cowor­king-Kon­zep­te funk­tio­nie­ren. Es bedarf aber einer Moti­va­ti­on, die vor allem dem Auf­bau einer Gemein­schaft ver­pflich­tet ist, und eines Ver­ständ­nis­ses für die Bedürf­nis­se und Ein­stel­lun­gen der Men­schen vor Ort. Dar­auf auf­bau­end kann ein Betriebs­mo­dell ent­wi­ckelt wer­den, das den wirt­schaft­li­chen Betrieb eines Cowor­king Space ermög­licht. Manch­mal ist dies ein klas­si­sches Cowor­king Space wie in Ber­lin, woan­ders eher ein Team-Retre­at. Oder es han­delt sich um eine Art Pend­ler­ha­fen oder auch eine neue Dorf­mit­te mit Coworking.

Gute Ideen, die ein Bedürf­nis von Men­schen stil­len – im Fal­le eines Cowor­king Spaces bei­spiels­wei­se, wohn­ort­nah arbei­ten zu kön­nen statt täg­lich lan­ge Stre­cken pen­deln zu müs­sen –, funk­tio­nie­ren über­all und nicht nur in Ber­lin. Wir soll­ten offe­ner für das Neue sein, das wir noch nicht ken­nen und uns noch nicht vor­stel­len kön­nen. Was uns wie eine fer­ne Uto­pie erscheint, ist woan­ders bereits Rea­li­tät. Oder um es mit den Wor­ten des Schrift­stel­lers Wil­liam Gib­son zu sagen: „Die Zukunft ist schon da, nur nicht gleich­mä­ßig verteilt.”

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