In Zeiten, in denen die Preise kräftig nach oben klettern, wünschen sich viele Mitarbeitende eine Gehaltserhöhung. Da auch der eigene Betrieb mit Mehrkosten zu kämpfen hat, ist eine Mehrzahlung aber oft nicht möglich. Anstelle Mitarbeitende zu vertrösten, lohnt es sich, attraktive Alternativen in Aussicht zu stellen. Ein Beitrag von Julius Beier.
#1 Dienstwagen und Fahrtkostenzuschuss
Wie statistische Erhebungen zeigen, pendeln täglich Millionen Berufstätige in Deutschland zur Arbeit. Ein Großteil von ihnen – 68 Prozent – nutzt hierbei das Auto. Nur 14 Prozent pendeln mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit. Warum also nicht Mitarbeitenden als Alternative zur Gehaltserhöhung einen Firmenwagen bereitstellen? In manchen Fällen kann dies lukrativer sein als ein Gehaltsbonus, da relevante Mehrkosten vom Arbeitgeber getragen werden.
Wer einen Firmenwagen bereitstellt, sollte auf die sogenannte Ein-Prozent-Regelung achten, wie der Verein für Lohnsteuerhilfe erklärt. Gemäß dieser sogenannten „Listenpreismethode“ addiert man, wenn man die Einkommensteuer berechnet, ein Prozent dieses Firmenwagen-Brutto-Listenpreises auf das monatliche Gehalt. Da das zu versteuernde Bruttogehalt steigt, kann sich dies wiederum auf den Steuersatz der Mitarbeitenden auswirken.
#2 E-Bike, Fahrrad oder ÖPNV-Ticket
Für nachhaltig orientierte Unternehmen gibt es Alternativen zum Firmenwagen. Etwa betriebliche Fahrräder, die in auch privat genutzt werden dürfen. Es ist bekannt, dass langsames Radfahren stressreduzierend wirkt und bestimmten Krankheiten wie Diabetes oder sogar Krebs vorbeugt. Zudem ist die private Nutzung unkompliziert möglich, da keine Verträge vereinbart werden müssen. Ähnliches gilt für ein sogenanntes Jobticket für den öffentlichen Personennahverkehr. Bei weiten Strecken kann sich eine bezuschusste Bahncard 25 oder 50 lohnen. Die Bahncard kann zudem für private Reisen genutzt werden.
#3 Dienst- und Sachleistungen
Steueroptimierte Alternativen zur Gehaltserhöhung inkludieren außerdem Sachbezüge und Dienstleistungen. Seit 2022 steht Arbeitgebern pro Monat eine Freigrenze von 50 Euro für jeden Mitarbeitenden bereit. Sachbezüge lassen sich individuell auf Mitarbeitende zuschneiden. Während einige Waren- oder Tankgutscheine bevorzugen, freuen sich andere über Mitarbeiterrabatte oder anlassbezogene Geschenke. Zu beachten gilt jedoch, dass der Wert für Sachgeschenke steuerfrei maximal 60 Euro brutto betragen darf.
#4 Extraurlaub oder verkürzte Arbeitszeiten
Nicht umsonst gibt es den Ausspruch „Zeit ist Geld“. Insbesondere für die jüngere Generation steht das Gehalt nicht mehr an erster Stelle bei der Jobsuche. Vielmehr wird eine ausgeglichene Work-Life-Balance wichtiger. Es kann wertvoll sein, anstelle einer Gehaltserhöhung zusätzliche Urlaubstage anzubieten. Alternativ könnte zudem eine reduzierte Stundenzahl oder gar eine Vier-Tage-Woche diskutiert werden. Studien belegen, dass Mitarbeitende mit kürzeren Arbeitszeiten sogar produktiver zu Werke gehen.
#5 Gesundheitskurse
Unternehmen sollten die Fitness und das gesundheitliche Wohlbefinden ihrer Beschäftigten am Herzen liegen. Deshalb kann es eine sinnvolle Alternative sein, mit Kursen und Leistungen die Vitalität zu erhalten: Zertifizierte Untersuchungen können ebenso angeboten werden wie Yoga-Kurse oder Ernährungsseminare. Werden Gesundheitskurse von den Krankenkassen gefördert, können Arbeitgeber einen jährlichen, steuerfreien Zuschuss bis zu 600 Euro gewähren.
#6 Coachings und Weiterbildung
Es ist immer eine gute Idee, fachlich relevante Weiterbildungen anzubieten. Es ist sinnvoll, die Beschäftigten in die Auswahl einzubeziehen. Auch für Arbeitgeber ist das Ganze eine Win-win-Situation: Die neuen Qualifikationen lassen sich sofort im Arbeitsalltag anwenden und wirken sich positiv auf die Umsätze aus.
#7 Zuschuss für die Kinderbetreuung
Für erwerbstätige Familien mit Kindern versteht sich der Kitazuschuss als attraktive Bonusleistung. Dieser Steuerbonus kann für (noch) nicht schulpflichtige Kinder in unbegrenzter Höhe sozialversicherungsfrei übernommen werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Sind die Kinder gut betreut, können die Eltern stressfreier arbeiten.
#8 Verpflegungszuschuss
Wer beruflich viel unterwegs ist, profitiert vom Verpflegungsmehraufwand. So beträgt die kleine Spesenpauschale bei einer Abwesenheit bis 24 Stunden 14 Euro. Für Arbeitnehmer, die länger als 24 Stunden beruflich unterwegs sind, beträgt die große Pauschale 28 Euro. Zusätzlich dazu gibt es eine Übernachtungspauschale: 20 Euro pro Nacht sind vorgesehen.
#9 Homeoffice
In vielen Betrieben ist das Arbeiten im Homeoffice inzwischen zum festen Bestandteil geworden. Es kann sich durchaus lohnen, wenn der Anteil der Heimarbeit weiter erhöht wird. Vor allem jüngere Beschäftigte schätzen Studien zufolge die Heimarbeit – und würden für zusätzliche Homeoffice-Tage sogar anteilig Gehaltseinbußen hinnehmen. Wie aus Befragungen hervorgeht, wünschen sich Beschäftigte durchschnittlich 2,9 Tage Homeoffice pro Woche.
#10 Attraktive Umgebung
Bei der Auswahl eines zukünftigen Arbeitgebers legen Bewerber großen Wert auf die Qualität des Arbeitsplatzes. Bei einem ansprechenden Arbeitsplatz zeigen sich viele Arbeitnehmer bereit, auf zusätzliches Gehalt zu verzichten. Auf die nachfolgenden Aspekte achten Bewerber Umfragen zufolge besonders:
- Das Arbeitsumfeld sollte möglichst ruhig und nicht von Lärmfaktoren umgeben sein.
- Der Arbeitsplatz sollte entweder mit dem Auto oder aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar sein.
- Auf gute Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten in der Umgebung legen viele Mitarbeitende Wert.
- Punkten können Arbeitgeber außerdem mit modern ausgestatteten Büros, Concierge-Dienstleistungen, einem nahegelegenen Fitnessstudio oder Duschmöglichkeiten.
Über Boni verhandeln – was Angestellte beachten sollten
Wer mit dem Chef über eine Alternative zur Gehaltserhöhung sprechen will, sollte vorbereitet sein. Zunächst gilt es zu analysieren, welche Leistung die meisten Vorteile bringt. Daran anknüpfend lässt sich eine persönliche Hitliste erstellen. Im Gespräch sollte dem Arbeitgeber die finanzielle Entlastung etwa mit einer exemplarischen Musterrechnung aufgezeigt werden. Wichtig ist ebenfalls, die langfristige Wirkung der Goodies zu betonen. Aber auch, sich flexibel zu zeigen und sich in Krisenzeiten mit weniger zufrieden zu geben.