Robert Nehring hat nicht viel von Marcel Proust gelesen, stellt aber ebenfalls gern viele Fragen. Interessanten Persönlichkeiten aus dem Büroumfeld schickt er auch mal einen Fragebogen. Diesmal antwortete Samir Ayoub, CEO von Designfunktion.

Samir Ayoub, Geschäftsführender Gesellschafter Designfunktion Holding GmbH, designfunktion.de. Abbildung: Designfunktion
ARBEITEN
1. Bitte beschreiben Sie Ihren Arbeitsplatz.
Seit etwa sieben Jahren habe ich weder eigenes Büro noch festen Arbeitsplatz. Ich arbeite vor allem in Designfunktion-Standorten. Vorrangig in München oder Oberschleißheim. Im ICE arbeite ich auch viel. Erst dann kommt mein Homeoffice. Ich liebe die Produkte von USM, Vitra, Wilkhahn und Brunner in meinem persönlichen Umfeld.
2. Wie kommen Sie zur Arbeit?
In München mit dem Auto und bundesweit mit der Bahn, außer Hamburg – dorthin fliege ich. In das Münchner Büro fahre ich circa 45 Minuten.
3. Wo arbeiten Sie am liebsten?
In Designfunktion-Standorten und zu Hause.
4. Wie viele E-Mails erhalten Sie im Schnitt pro Tag?
In etwa 40 bis 50. Intern kommunizieren wir überwiegend über Microsoft Teams.
5. Wie viele Videocalls haben Sie pro Woche und wie viel Zeit verbringen Sie mit diesen?
Im Schnitt sind es zwischen 15 und 20 Calls bzw. circa 15 Stunden.
6. Wie viele Stunden verbringen Sie im Schnitt pro Woche in Social-Media-Kanälen?
Etwa fünf bis sechs Stunden auf LinkedIn.
7. Wie viele Stunden arbeiten Sie im Schnitt pro Woche?
Zwischen 50 und 60.
8. Wie viele davon derzeit im Homeoffice?
Vier bis acht.
9. Wie werden sich Homeoffice und Hybrid Working wohl entwickeln?
Richtig umgesetzt bietet Hybrid Work den Menschen die Möglichkeit, selbstbestimmter zu arbeiten, und fördert so den New-Work-Gedanken. Hybrid Work ist daher gekommen, um zu bleiben.
10. Mieten soll im Büro das neue Kaufen sein. Teilen Sie diese Auffassung?
Die Miete wird den Kauf nicht ablösen, aber ein Marktanteil von fünf Prozent oder mehr ist mittelfristig realistisch. In spezifischen Situationen ist die einzigartige Flexibilität des Mietens Gold wert. Deshalb bieten auch wir mit unserem Start-up furnable ein Mietmodell für Unternehmen an.
11. Die Zukunft des Büromöbelfachhandels …
… wird eindeutig von Unternehmen gestaltet, die ganzheitlicher Wertschöpfungspartner ihrer Kunden sind und nicht nur in Produkten, sondern auch in begleitenden Dienstleistungen zu Hause sind.
12. Was zählt zu den größten Fehlern in Ihrer Branche?
Die Preispolitik und die fehlende Fokussierung von Händlern und Herstellern auf eine Handvoll guter Partner. Leider gibt es wenige echte Partnerschaften, sondern überwiegend „Frienemy“-Konstellationen.
13. Das Einzelbüro ist so etwas wie der alte weiße Mann der Büroformen geworden. Zu Recht?
Die Zeit des einer Person zugewiesenen Einzelbüros als Statussymbol ist vorbei, das ist richtig. Es wird in modernen Arbeitswelten abgelöst vom „demokratischen“ Einzelbüro, welches alle buchen können, um bei Bedarf konzentriert und fokussiert darin zu arbeiten.
14. Für die Rückkehr ins Büro ist eine tolle Büroeinrichtung unabdingbar, heißt es. Jedoch gelingt es auch vielen entsprechend ausgestatteten Unternehmen wie Apple nicht, Angestellte vom Heimarbeitsplatz wegzulocken. Was läuft da schief?
Das ist eine Frage der Kultur und Organisation. Raum wirkt und kann dabei helfen, Menschen zu begeistern und bessere Rahmenbedingungen zu bieten als daheim. Allerdings ist das nicht das alleinige Handlungsfeld.
15. Wie stehen Sie zum Coworking?
Neben Office und Homeoffice sind Third Places die dritte große Säule hybrider Arbeit. Dazu zählt auch das Coworking. Es kann wertvolle Impulse aus anderen Organisationen und Branchen liefern. Zudem bietet es Mitarbeitenden mit weitem Arbeitsweg die Möglichkeit einer professionellen Arbeitsumgebung mit kurzer Wegzeit.
16. Was Sie schon immer einmal zur Entwicklung der Büroarbeit sagen wollten …
Ich bin unglaublich gespannt, wie virtuell wir werden. Machen in fünf bis zehn Jahren unsere Avatare miteinander Geschäfte? Welche Rolle spielt künstliche Intelligenz dabei? Ich freue mich schon, das zu erfahren und ein Stück weit auch mitzugestalten.
17. Wie sähe Ihr Traumbüro aus?
Mein Traumbüro ist großzügig, hat einen fantastischen Blick in die Natur (See, Wald, Wiesen, Berge), ist (natürlich) super eingerichtet und sieht verschiedene Plätze vor: eine Bar, einen Stehplatz für virtuelle Vorträge, einen großzügigen Schreibtisch und eine Sofa-Sessel-Ecke. Meine Bücher und andere Inspirationen, wie Kunst und Erinnerungen, sind bei mir. Mein Homeoffice ist jetzt, nach einem Umzug, schon nah dran.
18. Wie stellen Sie sich Büros im Jahre 2030 vor?
OMO = Online merges Offline. Die digitale und die analoge Welt verschmelzen miteinander. Überall steckt Technologie drin, aber man sieht es den Dingen nicht mehr an.
19. Was halten Sie von New Work?
Sehr viel, wenn es verstanden und authentisch angegangen wird. Nicht so viel hingegen, wenn der Begriff missbraucht oder missverstanden wird, was leider häufig der Fall ist.
20. Wie stehen Sie zum Thema Nachhaltigkeit?
Ich bin Vater von vier Kindern und hätte gern eine enkelfähige Welt!
21. … und die Digitalisierung?
Beschleuniger und Ermöglicher vieler Entwicklungen mit vielen Chancen. Manchmal kann es auch besorgniserregend sein. Und nicht alles, was technologisch möglich ist, ist auch sinnvoll. Es ist wichtig, die Entwicklung stetig zu hinterfragen.
22. Der Generation Y rate ich …
Nehmt das Zepter in die Hand! Ihr seid jetzt dran.
23. Welche Utensilien aus der guten alten Analogwelt sollten in einem Office erhalten bleiben?
Meine Füller, feine Notizblöcke, die Designklassiker und die besten Kaffeemaschinen.
24. Woran arbeiten Sie gerade?
Oh, an vielen Themen! An „designfunktion next-level“, einem Buch, an meiner Karriere als Speaker und daran, weniger zu arbeiten …
25. Was inspiriert Sie?
Natur, Gesprächspartner mit klarer Botschaft oder Meinung, Wissenschaft, co-kreative Arbeit.
OFFICE-ROXX-BürotrendforumSamir Ayoub gehört zu den Speakern des OFFICE-ROXX-Bürotrendforums am 28. Oktober 2022 auf der Orgatec in Köln. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Mehr Informationen finden Sie hier.
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26. Ihr größter beruflicher Erfolg?
Die Verzehnfachung von Designfunktion innerhalb von zehn Jahren, wofür ich 2018 vom Bayerischen Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer die Anerkennung „Bayerns Best 50“ entgegennehmen durfte.
27. Der größte Misserfolg?
Ein, zwei meiner Beteiligungen waren ein Flop.
28. Xing oder LinkedIn oder …?
Nur LinkedIn, dafür konsequent.
29. Apple oder Microsoft?
iPhone, der Rest ist Microsoft und Dell.
30. Lesen Sie noch Gedrucktes?
Ja, aber zu wenig.
LEBEN
31. Was würden Sie als „König von Deutschland“ zuerst ändern?
Bedingungsloses Grundeinkommen für alle und die Sanierung der Rentenversicherung.
32. Was würden Sie gern können?
In die Zukunft reisen und mich beamen. 😊
33. Wo würden Sie am liebsten leben?
Da, wo ich bereits lebe: im Münchner Süden, mit Abstechern an den Gardasee und in die Kitzbüheler Alpen.
34. Wobei können Sie gut entspannen?
Laufen und Bergwandern.
35. Ihr ursprünglicher Berufswunsch?
Kommt auf das Alter an: Von Feuerwehrmann über Schreiner bis Kaufmann war alles dabei.
36. Ihre Hauptcharaktereigenschaften?
Mutig, belastbar, begeisterungsfähig, willens- und durchsetzungsstark, (manche würden dickköpfig sagen …). Außerdem bin ich durch und durch Optimist und habe eine große Erfolgszuversicht. Ich bin nicht immer sozialverträglich.
37. Ihre Hobbys oder Leidenschaften?
Laufen, Bergwandern, Boot fahren, Feiern!
38. Ihre drei Dinge für die einsame Insel?
Wenn man sich keine Menschen wünschen darf, iPad oder Rechner mit unbegrenzter Energie, Werkzeugkiste um bauen zu können, was ich brauche, und ein paar schöne Erinnerungsstücke.
39. Ihre Lieblingskünstler und -denker?
Richard David Precht, Prof. Jan Teunen, Dr. Christoph Quarch, Wilhelm Busch, meine deutsche Oma … Wenn es um Musik geht, mag ich deutsche Sänger.

Akustik, Aufteilung, Wohlgefühl: Textilien haben viele Aufgaben. Abbildung: Designfunktion
40. Ihr Lieblingsbuch?
Im Moment ein Büchlein namens „Kann ich, darf ich, soll ich?“ von Dr. phil. Christoph Quarch.
41. Ihr Lieblingsgericht?
All die nicht immer gesunden, aber so leckeren Dinge wie Spaghetti Bolognese, Steak, Bifteki und Gyros, Döner … Manchmal habe ich auch richtig Lust auf Gemüsesuppe und beruhige damit zeitgleich mein Gewissen.
42. Ihre Lieblingsweisheit?
„Das Warten auf den perfekten Moment dauert ein Leben lang.“
43. Haben Sie ein Lebensmotto?
„Du bist an allem selber schuld, mach was draus!“
44. Der Sinn des Lebens …
Die Welt mit den eigenen Potenzialen besser machen und Sinnstiftendes für andere Menschen tun.
45. E-Auto oder Verbrenner?
Noch Verbrenner.
46. FC Bayern oder Borussia Dortmund oder …?
Natürlich unser Kunde, der FC Bayern.
47. Beatles oder Stones, Ärzte oder Hosen oder …?
Ärzte.
48. Bier oder Wein?
Nur eine Frage der Reihenfolge.
49. Strand oder Berge?
Berge.
50. Und Ihre Uhr: analog oder digital?
Beides vorhanden.
![]() Abbildung: Designfunktion SAMIR AYOUB
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