Vor gut einem Jahr haben wir Sie gefragt, wie es um die Raumluft in ihren Büros bestellt ist. Die Ergebnisse von 2021 waren ernüchternd. Im Auftrag der Initiative „PrimaBüroKlima“ haben wir es nun schon wieder getan. Es bleibt viel Luft nach oben. Hinzu kommt die Angst, im Büro bald frieren zu müssen.
Zu trocken, zu feucht, zu warm oder zu kalt: Wie das Raumluftklima im Büro individuell empfunden wird, ist teilweise sehr unterschiedlich. Sicher ist jedoch, dass Temperatur, Luftfeuchte, CO2-Gehalt und andere Schadstoffe in der Raumluft großen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Produktivität haben. Eine Studie der Cornell University hat zum Beispiel gezeigt, dass es sich in wohltemperierten Büroumgebungen besser arbeiten lässt. Die Raumlufttemperatur habe Einfluss auf die Fehleranfälligkeit und Performance. Als die Temperatur während einer einmonatigen Phase von 20 auf 25 Grad Celsius erhöht wurde, gingen Tippfehler der Studienteilnehmenden um 44 Prozent zurück und die Tippleistung stieg um 150 Prozent.
Aber wie beurteilt nun die OFFICE-ROXX-Leserschaft die raumklimatische Situation in den Büros? Unsere Umfrage „Prima Büroklima 2022“ vom 29. August bis zum 11. September bestand im Wesentlichen aus 21 Fragen. Wie 2021 wollten wir vor allem wissen, wie es um die Zufriedenheit mit dem Raumklima in Firmenbüro und Homeoffice bestellt ist, was zu dessen Verbesserung getan wird und vielleicht noch unternommen werden sollte. Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen haben wir auch nach der zumutbaren Mindesttemperatur und speziellen Vorkehrungen für den Winter gefragt. Teilgenommen haben 656 Office-Worker aus Deutschland. Ihnen gilt unser herzlicher Dank, denn aufgrund ihrer Daten können wir ein aktuelles Bild von der Situation in Deutschland zeichnen. Die Gewinner der Preise wurden bereits benachrichtigt.
Alarmierende Symptome
Zu Beginn der Umfrage sollten die Teilnehmenden Schulnoten für das Raumklima im jeweiligen Firmenbüro geben. Im Schnitt wurde hier die Note 3,1 vergeben – genau wie im Vorjahr. Das entspricht lediglich einem „befriedigend“. Hier gibt es also weiterhin viel Luft nach oben. Verschärft hat sich sogar die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus im Corporate Office: 54 Prozent (2021: 44 Prozent) schätzt die Gefahr als „hoch“ oder „sehr hoch“ ein. Nur 20 Prozent (2021: 25 Prozent) betrachtet sie als „gering“.
Alarmierend waren auch 2022 die Antworten auf die Frage, ob gelegentlich unter Symptomen gelitten wird, die auf ein schlechtes Raumklima am Büroarbeitsplatz zurückgeführt werden können: 48 Prozent (2021: 46 Prozent) klagen in diesem Zusammenhang über trockene Augen, 17 Prozent (2021: 15 Prozent) über trockene Schleimhäute und neun Prozent (2021: zehn Prozent) über trockene Haut. Zwölf Prozent (2021: neun Prozent) bringen Müdigkeit und acht Prozent (2021: acht Prozent) Stimmprobleme in Zusammenhang mit dem Raumklima. Nur 14 Prozent (2021: zwölf Prozent) fühlen sich nicht entsprechend von diesem beeinträchtigt.
Dass die Beschwerden bei den Beschäftigten leicht angestiegen sind und weiterhin fast jeder zweite Befragte im Büro über zu trockene Augen klagt, zeigt den anhaltenden Handlungsbedarf vor allem bei der Mindestluftfeuchte. Dieser Wert sollte laut Experten die 40-Prozent-Marke nicht unterschreiten und den Maximalwert von 60 Prozent nicht überschreiten. Daher wollten wir auch wissen, ob die optimalen Werte für die relative Luftfeuchte im Büro bekannt sind. Tatsächlich: Nein! Mehr als die Hälfte (54 Prozent) gab an, diese Werte nicht zu kennen. Noch erschreckender: Im Schnitt wurde eine relative Luftfeuchte von 34 Prozent als optimal angesehen – ein Wert, der gut unter der geforderten Mindestfeuchte von 40 Prozent liegt.
Diese Probleme mit dem Raumklima nehmen zu
Mit welchen raumklimatischen Faktoren gibt es Probleme am jeweiligen Büroarbeitsplatz? Bei dieser Frage wurden von 44 Prozent (2021: 30 Prozent) die Lufttemperatur genannt. Wie im Vorjahr haben 20 Prozent Probleme mit der Luftgeschwindigkeit, etwa wenn es „zieht“. 32 Prozent (2021: 17 Prozent) bemängeln die Luftfeuchte und 28 Prozent (2021: zwölf Prozent) zu wenig Frischluft. Neun Prozent (2021: sechs Prozent) klagten über Gerüche. Deutliche Zuwächse gab es demnach bei den Problemen mit Lufttemperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftgeschwindigkeit. Teilweise können diese aber vielleicht auch auf ein gestiegenes Bewusstsein für die Problematik zurückzuführen sein.
Apropos Frischluftzufuhr: Bei 70 Prozent (2021: 78 Prozent) der Befragten findet sie durch das Öffnen der Fenster statt, bei 18 Prozent (2021: 16 Prozent) über eine Klima- bzw. RLT-Anlage. Wenn Fensteröffnungen möglich sind, wird bei 15 Prozent (2021: 18 Prozent) mehr als fünfmal am Tag stoßgelüftet. 35 Prozent (2021: 31 Prozent) lüften drei oder vier Mal pro Tag so richtig. Gar kein Stoßlüften findet bei 14 Prozent (2021: zwölf Prozent) der Befragten statt.
Welche Hilfsmittel sind für das Raumklima im Einsatz?
Bei 23 Prozent (2021: zwölf Prozent) der Befragten werden im Büro separate Luftreiniger genutzt. Dabei setzt die eine Hälfte auf mobile Geräte, die andere auf stationäre. Das bestätigt den Trend, dass immer mehr Unternehmen den Einsatz von Luftreinigungsgeräten als eine wichtige Maßnahme einschätzen, um für eine gesunde Raumluft zu sorgen. Der Einsatz dieser Geräte wird von 34 Prozent (2021: 33 Prozent) als angenehm und von nur etwas mehr als einem Prozent (2021: drei Prozent) als störend empfunden.
Ein leichter Zuwachs lässt sich bei den installierten Luftbefeuchtungssystemen erkennen: Diese sind bei gut acht Prozent (2021: fünf Prozent) im Einsatz, bei 71 Prozent (2021: 77 Prozent) nicht. Luftbefeuchtungssysteme generell wurden nur von zwei Prozent (2021: drei Prozent) der Befragten als störend eingestuft. 32 Prozent (2021: 38 Prozent) empfinden ihren Betrieb als angenehm. Der Rest hatte keine Meinung zu dieser Frage. Grünpflanzen gehören bei gut 47 Prozent (2021: 56 Prozent) zur Arbeitsumgebung. 42 Prozent (2021: 44 Prozent) arbeiten ohne umgebende Flora. Ein CO2- bzw. Luftqualitätsmonitoring ist bei zehn Prozent (2021: neun Prozent) im Einsatz, 63 Prozent (2021: 65 Prozent) verfügen über keine Messinstrumente für die Raumluft, zum Beispiel für deren Kohlendioxidgehalt.
Die Verdopplung der Anzahl von Luftreinigern in Büroumgebungen ist ein echter Lichtblick. Dies dürfte vor allem dem Thema „Aerosole“ geschuldet sein: Die Existenz dieser feinsten, luftgetragenen Feuchtigkeitsteilchen ist als möglicher Übertragungsweg der Coronaviren – insbesondere in Innenräumen – identifiziert worden. Hier hat offenbar ein Umdenken eingesetzt – ganz im Sinne der Raumklima-Experten.
Wind of Change bleibt ein laues Lüftchen
Wo gibt es Verbesserungsbedarf am Büroarbeitsplatz und was ist bereits geplant? Auch das wollten wir von unseren Lesern wissen. Wenig überraschend, weil analog zur Frage nach den größten Problemen, wünschen sich 41 Prozent (2021: 32 Prozent) Verbesserungen hinsichtlich der Lufttemperatur. 15 Prozent (2021: 17 Prozent) sehen Handlungsbedarf in Bezug auf die Luftfeuchte. 28 Prozent (2021: 17 Prozent) wünschen sich Verbesserungen bei der Frischluftzufuhr. Zwölf Prozent (2021: drei Prozent) hätten es gern weniger geruchsintensiv.
Die geplanten Investitionen zur Verbesserung der Raumluftqualität am Arbeitsplatz sind gegenüber dem Vorjahr ebenfalls angestiegen – 15 Prozent (2021: neun Prozent) der Unternehmen wollen dafür in diesem Jahr Geld bereitstellen: Bei drei Prozent der Befragten – genauso viele wie im Vorjahr – sollen bis zu 500 Euro ausgeben werden, bei sechs Prozent (2021: drei Prozent) bis zu 1.000 Euro. Mehr als 1.000 Euro sind bei fünf Prozent (2021: drei Prozent) im Budget eingeplant. Hingegen will ein Drittel (33 Prozent; 2021: 38 Prozent) in diesem Bereich keine Investitionen tätigen, 52 Prozent (2021: 53 Prozent) wissen nicht, ob etwas geplant ist.
Und wenn etwas angeschafft werden soll, welche Geräte sollten es sein? Hier haben die Befragten klare Vorstellungen:
- Luftreiniger: elf Prozent (2021: zwölf Prozent)
- Luftqualitätsmesser: sechs Prozent (2021: zwei Prozent)
- Grünpflanzen: 13 Prozent (2021: fünf Prozent)
- Luftbefeuchter: acht Prozent (2021: ein Prozent)
- Luftentfeuchter: sieben Prozent (2021: ein Prozent)
Das Geld bleibt anscheinend die größte Hürde, um mehr in ein gesundes Raumklima zu investieren. Hier könnte noch mehr passieren, gerade im Hinblick auf die Mitarbeitergesundheit in Büros. Aber es gibt auch Positives zu vermelden im Vergleich zur Umfrage aus dem vergangenen Jahr. Die Ergebnisse zeigen, dass das Bewusstsein für ein besseres Raumluftklima und eine gesunde Arbeitsumgebung gestiegen ist.
Außerdem wollten wir wissen, ob digitale Lüftungsassistenten für sinnvoll gehalten werden – etwa Apps, die an Fensteröffnungen erinnern. Weit über die Hälfte (58 Prozent) bejahte dies. Bezüglich einer Nutzung von Online-Tools zur Berechnung des CO2-Anteils in der Raumluft oder des Infektionsrisikos, dies war eine weitere Frage, gaben gerade einmal zwölf Prozent an, solche Web-Applikationen zu kennen. Dem Großteil sind solche digitalen Hilfsmittel unbekannt.
(Krisen-)Winter is coming
Der aktuellen Krisensituation geschuldet könnte es aufgrund von Gasmangel in den kommenden Wintermonaten kalt werden in Innenräumen. Deshalb haben wir auch Fragen in diesem Zusammenhang gestellt. Das sind die Ergebnisse: Mehr als die Hälfte (52 Prozent) befürchtet nicht, bei der Büroarbeit frieren zu müssen – die anderen Beschäftigten (48 Prozent) allerdings schon. Und die OFFICE-ROXX-Leser halten eine Temperatursenkung in Büroumgebungen auf im Schnitt 19,2 Grad Celsius für zumutbar – das entspricht der Temperatur, die die Bundesregierung für Büroräume in öffentlichen Gebäuden als Maximum festgelegt hat.
Zu guter Letzt wollten wir wissen, ob spezielle Vorkehrungen für einen kalten Winter in Büro und/oder Homeoffice getroffen wurden, etwa die Anschaffung von separaten Heizlüftern. Tatsächlich haben 18 Prozent bereits solche Käufe getätigt. Der Rest lässt das Ganze in Ruhe auf sich zukommen.
Wer an der Umfrage teilgenommen hat
80 Prozent der 656 Personen, die an unserer Umfrage teilgenommen haben, arbeiten als Angestellte, zehn Prozent sind selbstständig. 20 Prozent der Befragten treffen Entscheidungen in Bezug auf die raumlufttechnische Ausstattung ihres Firmenbüros. Die Größe des Unternehmens, in dem sie arbeiten, gaben 23 Prozent mit 1–10 Beschäftige, 34 Prozent mit 11–100 Beschäftigte, 18 Prozent mit 101–500 Beschäftigte und 21 Prozent mit mehr als 500 Beschäftigte an. Das Durchschnittsalter der Befragten betrug 44,5 Jahre. 54 Prozent der Befragten waren männlich, 45 Prozent weiblich, ein Prozent divers.
Mehr Informationen rund um das Thema Verbesserung der Innenraumluft – etwa durch Messung, Lüftung, Reinigung, Befeuchtung und Begrünung – liefert die Initiative PrimaBüroKlima.