Martin Ballendat ist ein Office Pioneer, wie er im Buche steht. Denn mit diesem Beitrag ist der Designer auch in Band zwei von „OFFICE PIONEERS: Ausblicke auf das Büro 2030“ präsent.
Wir schreiben das Jahr 2030. Nach der vierten Pandemie-Krise bin ich bereits nach Österreich in mein geliebtes Haus am Attersee umgesiedelt und lebe dort seither eher etwas abgeschieden und ländlich. Weitab vom normalen Leben eines Bürotätigen. Deshalb habe ich meinen langjährigen Freund Rudi Schön aus Düsseldorf gebeten, ein wenig sein Leben zu beschreiben und auch seinen Büroalltag. Er scheint mir ein gutes Beispiel für einen modernen Großstadtmenschen. Hier seine Schilderungen.
Lieber Martin,
wie Du mich gebeten hast, schreibe ich also einfach mal so runter, wie es mir im Büro und in meinem Großstadtleben derzeit so geht.
Heute ist Mittwoch, der 20. Februar 2030, und mittwochs bin ich wie immer im Homeoffice. Durch das Bürovereinheitlichungsgesetz nehmen wir ja alle an dem MODI-Konzept teil. Das heißt, dass nur noch Montag und Dienstag in den Firmen gearbeitet werden darf. Eigentlich freue ich mich immer wieder auf die Treffen im Office. Und ich kann Dir sagen, der KOMMU-Bereich (allgemeiner Kommunikationsbereich) sieht da jetzt wirklich stark aus. Die ehemalige hohe Werkshalle wurde zu einer riesigen Lounge mit Emo-Wänden (LED-Wände mit wechselnden Emotionsmotiven) umgebaut. Um den KOMMU für unterschiedliche Teams oder Gesprächsgruppen zu unterteilen, wurden transparente Zellen geschaffen. Du musst Dir das so vorstellen wie überdimensional große Halbkugeln, die man radial wie Fächer öffnen und so vergrößern oder schließen und damit verkleinern kann. In den Segmenten stehen sehr weiche und bequeme Rundbänke. Die organischen Formen der soften Bänke würden Dich bestimmt begeistern. Aus den Rückenpolstern kann man bewegliche Arme schwenken, um Laptops oder anderes Arbeitsmaterial abzustellen. Die sich in den Halbkugeln ständig ändernden Lichtfarben schaffen dazu wirklich eine tolle Arbeitsatmosphäre. Ob die Farbpsychologen damit recht haben, dass uns dies alles kreativer macht, wage ich aber zu bezweifeln. In den Halbkugeln können wir uns also mit den Teamkollegen für unsere Abgleichtreffen zusammensetzen. Die in den beiden Homeoffice-Tagen erreichten Ergebnisse werden dann miteinander diskutiert und erörtert. Wie Du weißt, bin ich ja immer noch Single und natürlich happy, dort ein wenig Kontakt zu ein paar netten Mädels zu haben. Ups, sorry: „Mädels“ dürfen wir Männer ja gar nicht mehr sagen. Denn dann gibt es direkt ein Bashing von der We-do-care-Gruppe. Die treiben ja inzwischen überall in den Betrieben ihr Unwesen, um zu beobachten, ob wir Männer uns auch schön brav an alle Anstandsregeln halten. Ich habe echt den Überblick verloren bei den ganzen Kampagnen zu Gleichberechtigung und Gleichheit. Wo wir schon bei der We-do-care sind: Die kümmern sich auch um die Einhaltung der neuen Quotenregelung 2-2-1, also zwei Männlein, zwei Weiblein und mindestens ein BIPoC oder jemand aus der Gendergruppe. Ich sag’s dir, das Thema ist echt angesagt!
OFFICE ROXX plus
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