Digitalisierung, KI-Anwendungen und Automatisierung stellen Unternehmen vor große Aufgaben – mit impliziten Risiken, aber auch großen Chancen. Gabriele Sommer von TÜV Süd erklärt, warum eine überlegt gestaltete Unternehmenskultur dabei besonders wichtig ist.
KI und Digitalisierung verändern die Arbeitswelt grundlegend. Der Trend zu interdisziplinären und immer komplexeren Projekten wird sich weiter verstärken. Wer aber denkt, Digitalisierung sei mit der Bereitstellung der technischen Voraussetzungen und digitalen Tools erledigt, liegt falsch. Eine der größten Herausforderungen ist die kulturelle Veränderung im Unternehmen, die damit einhergehen muss und ungleich schwieriger umzusetzen ist. Das beginnt mit zeit- und ortsunabhängigem Arbeiten. Häufig nur Lippenbekenntnis und sporadisch genutzt, hat die Corona-Krise hier einen Schub gegeben. Unternehmen haben in Rekordzeit technisch aufgerüstet. Mitarbeiter und Führungskräfte haben unter Realbedingungen gesehen, was alles möglich ist. Sicher wird diese Arbeitsform nachhaltig mehr Akzeptanz erfahren.
Ein neues Verständnis durch KI und Automatisierung
KI-Anwendungen und Automatisierung haben aber deutlich tiefgreifendere Auswirkungen: Die Komplexität der Arbeit verändert sich. Während einige Bereiche durch Automatisierung monotoner werden, werden andere vielschichtiger. Mittelfristig muss deswegen unser Verständnis für Arbeit neu geformt werden. Der Umfang wird weniger wichtig werden, die Qualität dafür umso mehr. In dieser Entwicklung müssen alle Menschen mitgenommen werden. Von zentraler Bedeutung dafür sind Weiterbildungen: zum einen fachlich, um die neuen Technologien zumindest im Groben zu verstehen und sich diesen gewachsen zu fühlen. Zum anderen persönlich, um mit den Änderungen der Arbeitsanforderungen umgehen zu können sowie um Über- und auch Unterforderung zu vermeiden.
Transparenz und Rückmeldung bei der Zusammenarbeit
Auch die Beziehung zwischen Team und Führungskraft wird sich ändern: Die wachsende Datentransparenz bei Tätigkeiten ermöglicht eine direktere und detailliertere Rückmeldung zur Leistung. Das kann motivieren oder frustrieren. Hier gilt es, Führungskräfte entsprechend zu schulen und/oder Wege zu finden, diese Rückmeldung möglichst neutral zu vermitteln. Eine Leistungsbeurteilung durch eine KI-Anwendung könnte dabei sogar helfen, weil die emotionale Komponente fehlt. Grundsätzlich gilt: Eine konstruktive Fehlerkultur hilft hierbei allen.
Werte und Freiräume einer neuen Unternehmenskultur
Eine zukunftsfähige Unternehmenskultur muss entsprechend überlegt gestaltet sein. Die Wurzeln, Werte und Ziele eines Unternehmens sollen sich deutlich widerspiegeln. Gleichzeitig müssen Neugier auf Innovationen und Wandel ebenso gefördert werden, wie kontinuierliches Lernen und Weiterdenken. Nur eine Kultur, die dies vorlebt und einfordert, hilft Mitarbeitenden, ein breites Skill-Set zu entwickeln und kreativ zu sein. Lernfähige und -willige Arbeitskräfte, die geleitet von einer wertebasierten Unternehmenskultur genügend Freiräume zur Entfaltung ihrer Kompetenzen haben, sind Innovations-Enabler, bedienen Kunden optimal und helfen Unternehmen, zu wachsen.
Gabriele Sommer, |