Kai Linde von Management Forum Starnberg hat mit Sascha Gormanns, Head of Corporate Real Estate Management & Campus Management bei L’Oréal Deutschland, unter anderem über Planung, Bau und Besonderheiten der neuen L’Oréal-Konzernzentrale in Düsseldorf gesprochen.
Kai Linde: Herr Gormanns, was waren Ihre Vision und Ziele in der Planung des neuen Headquarters?
Sascha Gormanns: Mit dem neuen Gebäude haben wir eine Arbeitswelt geschaffen, die für die sehr schnelllebige Welt und das sehr dynamische Kosmetikbusiness geeignet ist. In J1, so nennen wir das Gebäude, entsprechend unserer Adresse Johannstraße 1, haben wir drei Themen miteinander verknüpft: Transparenz, Innovation und Nachhaltigkeit. Das Gebäude bietet sehr viele Möglichkeiten zur Kommunikation, ob in kleinen Teams oder großer Runde. Dafür gibt es im Haus verschiedene Plätze. Das ist wichtig, denn der Austausch und das Teilen von Informationen und Wissen ist für uns ein wichtiger Wettbewerbsfaktor.
Haben Sie die Mitarbeiter, bzw. die verschiedenen Abteilungen Ihres Unternehmens mit in den Entscheidungsprozess eingebunden? – Und wenn ja, wie haben Sie ein potenzielles Chaos verschiedener Meinungen und Geschmäcker vermieden?
Wir haben allen Abteilungen, allen Hierarchiestufen, die Möglichkeit gegeben, sich einzubringen. Dabei haben wir von Anfang an darauf geachtet, alle Meinungen einzubinden und gleichzeitig einen strukturierten, zielgerichteten Prozess zu etablieren. Beispielsweise hatten die Mitarbeiter in themenspezifischen Arbeitsgruppen die Möglichkeit, die Möbel und Einrichtungsstile für ihre Abteilung mitzubestimmen. Diese banal klingenden Fragestellungen haben jedoch zu einer hohen Akzeptanz und positiven Wahrnehmung des neuen Gebäudes geführt. Das ist wichtig, denn nicht alle sind für eine Veränderung von Beginn an offen. Doch genau diese brauchten wir – und haben sie auch erreicht.
Wie sah das Projektteam für die Planung und Umsetzung Ihres Arbeitswelten-Projekts aus? Wie war hier die Rollenverteilung und Entscheidungsfindung?
Eine eindeutige Rollenverteilung war sehr wichtig. Dadurch konnten wir auch eine gute Kommunikation auf verschiedenen Ebenen gewährleisten. Die Vielzahl von Ideen musste gefiltert, zielgerichtet kommuniziert werden und in das Bauprojekt einfließen – im wahrsten Sinne des Wortes.
Welchen Herausforderungen sind Sie in der Planung und Umsetzung begegnet – und wie sind Sie mit diesen umgegangen?
Wir mussten viele sehr komplexe Aufgaben in einem zeitlich sehr engen Rahmen parallel angehen. Schließlich lagen zwischen der Entscheidung für das Projekt und dem Umzug nur 36 Monate! Das Gebäude selbst ist in 24 Monaten fertig gestellt worden.
Vor fast zwei Jahren haben Sie die neuen Räumlichkeiten bezogen. Inwiefern hat sich das Miteinander durch die neue (Innen-)Architektur geändert?
Ich denke, viele Mitarbeiter sind positiv überrascht gewesen. Open Space wird oft mit laut und stressig verbunden. Doch gerade bei diesem Thema haben wir baulich und in Bezug auf die Ausstattung auf Qualität gesetzt und die Voraussetzung geschaffen, für jede Tätigkeit einen Platz zu finden, der immer besser ist als das vorherige Einzelbüro. Dieser „Activity-Based-Working“-Ansatz hat zu einem anderen Miteinander beigetragen und den Wohlfühlfaktor erhöht. Informationen werden schneller und besser geteilt, auch bereichsübergreifend. Als Marktführer haben wir viel Wissen über den Markt und die Verbraucher. Dies effektiv im Unternehmen zu teilen ist eine wichtige Basis für unseren Erfolg.
Wie sehr prägt Ihrer Ansicht nach das physische Arbeitsumfeld die Unternehmenskultur?
Ich würde eher sagen, dass die Konzeption unseres Gebäudes unsere Unternehmenskultur unterstützt und fördert. Transparenz, Innovation und Nachhaltigkeit sind wichtige Bausteine unserer Kultur. Wir bewegen uns in einem sehr dynamischen Markt, in dem Wissenstransfer und die Innovationskraft wichtige Faktoren sind. Und diese Karte können wir hier voll ausspielen.
Das Stichwort „Digitalisierung“ ist in aller Munde – Wie gehen Digitalisierung und Beauty zusammen?
Beauty und Digital are a perfect Match – das ist unsere feste Überzeugung. Wir nutzen heute eine Vielzahl digitaler Tools, um das Leben unserer Verbraucher schöner zu machen. Beispielsweise kann man virtuell am eigenen Bewegtbild Produkte ausprobieren. Mit Blick auf die Mitarbeiter war uns wichtig, dass sie technisch sehr gut ausgestattet sind. Ob Laptop oder iPhone und WLAN im gesamten Gebäude – mit diesen Tools kann jeder von überall aus arbeiten. Und: Auch die Umwelt konnte davon profitieren. Beispielsweise haben sich die Papierausdrucke seit unserem Einzug um 45 Prozent reduziert.
Zu guter Letzt ein Blick auf die Kosten: Machen sich die Konzepte zur Energieeffizienz und Nachhaltigkeit bezahlt? Oder ist das eher nice-to-have?
Die Investition hat sich rundum gelohnt. Egal ob im Hinblick auf die Mitarbeiterzufriedenheit, die wirtschaftliche Effizienz oder unseren Beitrag zu nachhaltigem Handeln. J1 ist wie zwei weitere Standorte von L’Oréal CO2 neutral, ein Ort, an dem man innovative Wege gehen kann und der eine wichtige Basis ist, um auch in Zukunft die richtigen Produkte und Services für unsere Verbraucher zu entwickeln.
Auf der Fachkonferenz „Future Office“ am 2./3. Dezember 2019 in Düsseldorf wird Herr Gormanns ausführlich über das Projekt berichten. Außerdem wird es eine Besichtigung der neuen L’Oréal-Zentrale geben. Weitere Informationen und Anmeldung auf der Webseite von Management Forum Starnberg. |