Einige erinnern sich vielleicht noch an die Zeit vor Facebook, Instagram und YouTube. Für fast jeden unter dreißig aber gehören diese Plattformen so selbstverständlich zum Büroalltag wie für die Älteren der Bleistift. Gerrit Krämer blickt zurück zu den Anfängen von Social Media.
Anfang der 70er-Jahre entwickelten drei Erfinder in einem Plattenladen in Berkeley, Kalifornien, ein erstes computergesteuertes Schwarzes Brett: Auf einem Rechner konnten Nachrichten hinterlassen und nur auf diesem auch wieder gelesen werden. Die Erfinder nannten es „Community Memory“. Bis Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre erfreuten sich solche zwischenzeitig technisch weiterentwickelten Blackboards in diversen Intranetzen relativer Beliebtheit.
Der Durchbruch des Internets
Mit der Einführung des Internets (1989) gingen aus den Blackboards langsam die heutigen sozialen Netzwerke hervor. 1993 ging der Webhoster Geocities (Webbaukasten, HTML-Editor und 15 MB Speicherplatz) online. Auf der Grundlage dieses Systems startete ein Jahr später der erste Blog: Auf ihm stellte sich der Student Justin Hall der Welt vor. 1996 ging der Messaging-Dienst ICQ an den Start. Zwar immer noch keine Social-Media-Plattform im engeren Sinne, bot ICQ aber bereits virtuellen, beinahe grenzenlosen Datenaustausch und war eines der ersten Programme, das aus der Zeichenfolge ;-)︎ einen digitalen gelben Smiley erstellte.
Social Media ohne Ende
MySpace wurde 2003 gegründet. Heute nur noch wenig relevant, war es weltweit die erste Plattform, auf der kommuniziert werden konnte und sich Bilder, Videos und Musik ins Netz laden ließen. 2003 startete auch das deutsche Business-Netzwerk OpenBC, heute besser bekannt unter dem Namen Xing. Ein knappes Dreivierteljahr vorher war bereits das amerikanische Vorbild LinkedIn entstanden. Ebenfalls 2003 wurde der Instant-Messaging-Dienst Skype eingeführt (seit 2011 im Besitz von Microsoft). Facebook (mittlerweile ein Synonym für Social Media mit circa zwei Milliarden Nutzern weltweit) und YouTube (aktuell eine Milliarde registrierte Nutzer) wurden jeweils 2004 auf die Menschheit losgelassen. 2005 entstand schließlich das erste deutsche Netzwerk für den privaten Austausch: studiVZ. In seinen besten Zeiten waren dort über 6,2 Millionen Menschen angemeldet. 2017 musste der Betreiber, die Poolworks (Germany) Ltd., jedoch Insolvenz anmelden.
Im März 2006 schickten sich 140 Zeichen an, die Welt zu erobern: der Micro-Blogging-Dienst Twitter wurde gestartet. Heute verzeichnet Twitter circa 199 Millionen Nutzer pro Tag. 2007 entstand Tumblr, die Plattform für Live-Streaming und Micro-Blogging. 2009 wurde WhatsApp gegründet: Aktuell hat es mehr als zwei Milliarden Nutzer weltweit. Der Nachrichtendienst wurde 2014 von Facebook übernommen. 2010 startete Instagram – als Dienst zum Teilen von Fotos und Videos. Google wollte 2011 einen noch größeren Teil vom riesigen Social-Media-Kuchen (nachdem es 2008 für 1,66 Milliarden. Dollar YouTube gekauft hatte) und gründete das soziale Netzwerk Google+. Im gleichen Jahr ging die virtuelle Pinnwand Pinterest online.
Immer neue Social-Media-Apps
Auch in China wurden Social-Media-Apps entwickelt. 2016 wurde dort die aktuell gerade bei jüngeren Nutzern sehr populäre App TikTok gelauncht. Dort lassen sich kurze Videoclips zu den unterschiedlichsten Themen anschauen. Zu Beginn des Jahres sorgte die App Clubhouse für grosse Aufmerksamkeit, weil sich dort viele Prominente und solche, die es noch werden wollen, versammelten. Die Audio-Plattform wurde 2020 gegründet und ermöglicht es den registrierten Mitgliedern, live miteinander in Foren zu diskutieren. Mitte 2021 berichteten einige Medien allerdings schon wieder vom Ende des Clubhouse-Hypes, da die Nutzerzahlen teilweise stark sanken. Mittlerweile sehr erfolgreich ist auch der Amazon-Livestreaming-Dienst Twitch. Bereits 2011 als Gaming-Dienst gegründet, tummeln sich dort heute zahlreiche Kanäle zu allen Arten von Themen. Über Chats können Nutzer interagieren.