Der Kugelschreiber gehört zu den nützlichsten Erfindungen des 20. Jahrhunderts. Er muss weder ständig gespitzt werden wie der Bleistift noch birgt er die Gefahr von Tintenflecken wie der Füllfederhalter. Damit ist der Kugelschreiber bis heute ein unverzichtbares Büroutensil.
Die Erfindung des Kugelschreibers beginnt in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts mit einer schillernden Figur namens László József Bíró, einem ungarischen Erfinder, Künstler und Journalisten. Er arbeitet damals als Redakteur bei einer Zeitschrift in Budapest und zu seinen Aufgaben gehört es auch, den Andruck der Zeitschrift in der Druckerei zu überwachen. Dort kommt ihm – beim Anblick der Rotationswalzen, die Druckfarbe aufs Papier bringen – die erste Idee für den zukünftigen Kugelschreiber. Wer schnell schreiben will, ohne zu schmieren, so sein Gedanke, muss eine Tinte benutzen, die wie Druckfarbe ist und sehr schnell trocknet. In einem gebräuchlichen Füllfederhalter lässt sich Druckfarbe jedoch nicht verwenden, denn diese ist zu zähflüssig. Gemeinsam mit seinem Bruder Georg entwickelt er in einer Reihe von Experimenten dann erste Prototypen des neuen Schreibgeräts. Der Clou dabei ist die Kugel an der Spitze, die gleichzeitig als Verschluss der Tintenkammer dient und sich beim Schreiben dreht, sodass sie die zähflüssige Tinte aufs Papier bringt.
Das erste Kugelschreiber-Patent
1938 bekommt Bíró schließlich das Patent auf den Kugelschreiber. Am 31. Dezember desselben Jahres muss er jedoch vor den Nationalsozialisten aus Ungarn fliehen. Über Paris gelangt Bíró nach Argentinien, wo er 1943 mit der Herstellung der Kugelschreiber beginnt. Dort wird der britische Geschäftsmann Henry George Martin auf seine Erfindung aufmerksam. Martin hat Beziehungen zur englischen Luftwaffe und weiß, dass diese auf der Suche nach einem neuen Schreibgerät ist, weil Füllfederhalter in großer Höhe auslaufen und Bleistiftnotizen wegradiert und verändert werden können. Kurzerhand erwirbt Martin die Rechte von Bíró und verkauft der Royal Air Force bereits ein Jahr später 30.000 Kugelschreiber. Allerdings schreibt der neue Stift noch immer recht stockend und klecksend.
Der Weg zum Massenprodukt
Erst 1950 gelingt dem Kugelschreiber dank des französischen Barons Marcel Bich der Durchbruch als Massenprodukt. Bich schafft es, das Gerät so weiterzuentwickeln, dass es nicht mehr schmiert und gleichzeitig billig ist. Er reduziert es auf das Wesentliche: innen ein Röhrchen für die Tinte, außen ein Röhrchen als Hülle und eine beides verbindende Metallspitze mit der so wichtigen Kugel. Er gibt dem neuen Stift den Namen BIC als Kurzform seines Familiennamens. Bis heute wird der BIC Cristal massenhaft verkauft. Und zu Ehren des Erfinders László József Bíró wurde der Kugelschreiber in einigen Ländern nach ihm benannt: Biro (in Großbritannien und Italien), Biron (in Frankreich) und Birome (in Argentinien).
Kugelschreiber heute
Der Kugelschreiber ist nicht nur in Büros immer noch allgegenwärtig. Knapp 80 Prozent der Deutschen schreiben mehrmals täglich mit der Hand: Im vergangenen Jahr wurden gut 439 Millionen Euro für Kugelschreiber ausgegeben. Die Schreibgeräte können sowohl Werbegeschenke als auch Luxusartikel sein. Verschiedene Hersteller wie Visconti, Montblanc, Caran d’Ache und Faber-Castell bieten luxuriöse Editionen, die in digitalen Zeiten für eine Beständigkeit und Wertschätzung von Handwerk und Handschrift stehen. Aber auch den Sprung ins digitale Zeitalter hat der Kugelschreiber gemeistert: als Stylus Pen zur Bedienung von Tablets und Smartphones. Außerhalb der Bürowelt dient er unter anderem Künstlern und Grafikern zur Gestaltung ihrer Werke.