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Korrespondenz: Das Sandwich-Prinzip: Die AKTIV-Formel

Die Schreib­trai­ne­rin Astrid Rust ver­rät an die­ser Stel­le Knif­fe zu Recht­schrei­bung und Kor­re­spon­denz. Der zwölf­te Teil der Serie beschäf­tigt sich mit der AKTIV-Formel.

Foto: KaiRost/pixelio.de

Foto: KaiRost/pixelio.de

Beim letz­ten Mal haben Sie gese­hen, wie Sie Ihre Brie­fe und Mails nach dem Sand­wich-Prin­zip opti­mal auf­bau­en. Das Sand­wich liegt jetzt bereit und war­tet auf die ver­schie­de­nen Zuta­ten. Wäh­len Sie sie nach der AKTIV-Formel:

A wie aktiv
K wie kurz, klar, knapp
T wie treffend
I wie individuell
V wie verbal

Wenn Sie alles geschickt kom­bi­nie­ren und anrich­ten, steht einem wun­der­ba­ren Lese­ge­nuss nichts mehr im Wege!

A wie aktiv (statt passiv)

Erin­nern Sie sich an unse­re Ein­la­dungs-E-Mails aus dem vor­letz­ten Bei­trag – die, die wir mit den unter­schied­li­chen Tas­ten geschrie­ben hatten?

Unser Bei­spiel mit der ES-Tas­te ist ein Mus­ter­bei­spiel für Passiv-Sätze:

  •  … im Semi­nar wer­den Kon­zep­te ver­mit­telt, die benö­tigt wer­den …  wich­ti­ge Punk­te wer­den vor­ge­stellt

Das Pas­siv beschreibt ein Gesche­hen, meis­tens ohne die Per­son zu nen­nen, die etwas macht. Dadurch wirkt der Stil sehr anonym und schwer ver­ständ­lich. Pas­si­ve Kon­struk­tio­nen soll­ten Sie nur dann ver­wen­den, wenn die akti­ve Per­son nicht so wich­tig ist oder wenn Sie nie­man­den direkt ver­ant­wort­lich machen wollen.

Das Aktiv hin­ge­gen nennt die Per­so­nen, die han­deln, und stellt von Anfang an einen per­sön­li­chen Kon­takt her:

  • Wir ver­mit­teln Ihnen Kon­zep­te, die Sie benö­ti­gen … oder Wir stel­len Ihnen die wich­tigs­ten Punk­te vor.

Unsere Aktiv-Tipps:

1. Nennen Sie die handelnde Person.

Wenn Sie wis­sen, wer etwas gemacht hat oder wer etwas tun soll, schrei­ben Sie nicht:

  • Der Bescheid wird Ihnen nach Ein­gang der Gebüh­ren auf unser Kon­to zugesandt.

Die Fra­ge ist: Wer tut (wem) was? In unse­rem Bei­spiel „tun“ zwei Per­so­nen etwas: Der Emp­fän­ger über­weist die Gebüh­ren, und sobald er das getan hat, sen­det der Sach­be­ar­bei­ter den Bescheid zu. Dann schrei­ben Sie das auch so.

  • Bit­te über­wei­sen Sie die Gebüh­ren auf unser Kon­to. Den Bescheid sen­den wir Ihnen zu, sobald die Zah­lung ein­ge­gan­gen ist. 

Es geht auch ein biss­chen kürzer:

  • Sobald wir die Zah­lung erhal­ten haben, sen­den wir Ihnen den Bescheid zu.

Noch kür­zer wäre:

  • Nach Zah­lungs­er­halt sen­den wir Ihnen den Bescheid zu.

Aber dann hören wir doch wie­der den Amts­schim­mel wiehern …

2. Verwenden Sie Unpersönliches nur aktiv.

Eine ähn­lich anony­me Wir­kung haben auch For­mu­lie­run­gen mit „man“ oder „sich las­sen“. Aber sie sind oft bes­ser als die rei­ne Passiv-Form:

  • Das kann ver­hin­dert wer­den.
  • Das kann man ver­hin­dern.
  • Das lässt sich ver­hin­dern.

Aber auch hier ist die Fra­ge: Wer „kann ver­hin­dern“? Nen­nen Sie die Per­son – und Sie kön­nen ganz schnell mit der SIE-Tas­te einen per­sön­li­chen Bezug herstellen:

  • Sie kön­nen das verhindern.

3. Benutzen Sie ein aktives Verb.

Manch­mal ist Krea­ti­vi­tät gefragt! Benut­zen Sie statt einer unper­sön­li­chen Pas­siv-Kon­struk­ti­on ein­fach ein ande­res Verb, das die Sache direkt und aktiv ausdrückt:

  • Der Bei­trag wird durch … bestimmt.
  • Der Bei­trag hängt von … ab.

Und wenn Sie schreiben:

  • Ihr Bei­trag hängt von … ab,

kom­men Sie auch sofort wie­der auf die per­sön­li­che Schiene.

Den­ken Sie immer dar­an: Men­schen schrei­ben für Menschen!

K wie kurz und klar

Hal­ten Sie sich mög­lichst an das Prin­zip, dass zehn bis 15 Wör­ter einen Satz ver­ständ­lich machen, wobei Sie einen Satz für jeden Gedan­ken und einen Abschnitt für jedes The­ma for­mu­lie­ren und dabei auch ver­schie­de­ne Satz­zei­chen zur Glie­de­rung benut­zen, das heißt neben Punkt und Kom­ma auch Strich­punkt, Dop­pel­punkt, Gedan­ken­strich usw. oder bei Auf­zäh­lun­gen statt vie­ler erklä­ren­der Neben­sät­ze auch Glie­de­rungs­punk­te benut­zen, um über­lan­ge Schach­tel­sät­ze zu ver­mei­den, bei denen der Leser am Ende oft nicht mehr weiß, womit der Satz eigent­lich begon­nen hat, doch dabei müs­sen Sie beach­ten, dass vie­le kur­ze Haupt­sät­ze – auch wenn sie damit kla­re und prä­zi­se Aus­sa­gen tref­fen kön­nen –, wie Schlag­wor­te anein­an­der­ge­reiht ein­tö­nig wir­ken, sodass es bes­ser ist, abwech­selnd kur­ze und lan­ge Sät­ze zu benut­zen, um Ein­tö­nig­keit zu ver­mei­den, und Ihre Sät­ze klar und über­sicht­lich zu struk­tu­rie­ren, indem Sie das Haupt­ge­sche­hen im Haupt­satz und des­sen Erläu­te­run­gen im Neben­satz aus­drü­cken, ohne zu viel „dazwi­schen­zu­pa­cken“.

Uff – wie weit sind Sie gekom­men? Haben Sie es bis zum Ende geschafft? Dann herz­li­chen Glückwunsch!

Frü­her zeug­te es von gutem Stil, wenn man die­se soge­nann­ten Schach­tel­sät­ze for­mu­lie­ren konn­te. Doch die­se Zeit ist ein­deu­tig vor­bei – wir schrei­ben heu­te kur­ze und prä­gnan­te Sät­ze. Hier sind die Tipps für die idea­le Satz­län­ge noch ein­mal überschaubarer:

  • 10 bis 15 Wör­ter machen einen Satz verständlich.
  • Ein Gedan­ke = ein Satz; ein The­ma = ein Abschnitt.
  • Glie­dern Sie mit Satz­zei­chen; Ver­wen­den Sie neben Punkt und Kom­ma auch Strich­punkt, Dop­pel­punkt, Gedankenstrich …
  • Ver­wen­den Sie bei Auf­zäh­lun­gen statt vie­ler erklä­ren­der Neben­sät­ze auch Gliederungspunkte.
  • Ver­mei­den Sie Schachtelsätze.
  • Vie­le kur­ze Sät­ze wir­ken schnell ein­tö­nig. Schrei­ben Sie abwech­selnd kur­ze und lan­ge Sätze.
  • Struk­tu­rie­ren Sie Ihre Sät­ze klar und über­sicht­lich: Die Haupt­sa­che steht im Haupt­satz, Erläu­te­run­gen im Nebensatz.

Machen Sie es sich (und Ihren Lesern) ein­fach! Zu einem kla­ren Stil gehört auch ein umsich­ti­ger Umgang mit Fremd- und Fach­wör­tern. Über­le­gen Sie sich immer: Müs­sen sie wirk­lich sein oder gibt es einen pas­sen­den deut­schen Aus­druck? Ein „mee­ting point“ oder ein „ser­vice cen­ter“ ist ide­al, wenn ich mit einem inter­na­tio­na­len Publi­kum zu tun habe (zum Bei­spiel am Bahn­hof oder Flug­ha­fen). Ansons­ten hilft mir ein „Treff­punkt“ oder eine „Infor­ma­ti­on“ bzw. „Aus­kunft“ bes­ser wei­ter. Ver­wen­den Sie Fremd­wör­ter nur, wenn Sie sicher sind, dass sie Ihre Ziel­grup­pe auch ver­steht. Wenn es kei­ne ande­re Mög­lich­keit gibt, erläu­tern oder „über­set­zen“ Sie sie.

Das Glei­che gilt für Abkür­zun­gen: Benut­zen Sie nur all­ge­mein übli­che Abkür­zun­gen und ver­mei­den Sie sol­che, die nur Sie und Ihr Unter­neh­men ken­nen. Wenn sie unver­meid­lich sind, schrei­ben Sie sie beim ers­ten Auf­tre­ten in aus­ge­schrie­be­ner Form.

Den­ken Sie immer an die Per­so­nen, die Ihre Tex­te lesen!

Astrid Rust,Trainerin für neue Recht­schrei­bung und moder­ne Korrespondenz.

www.deutschplus.de

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